Betriebliches Lernen für EBA-Lernende stärken!

Mit der Einführung der zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) wurde in der Schweiz die Möglichkeit geschaffen, schulisch schwächere Jugendliche für die nachobligatorische Berufsbildung zu mobilisieren und für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Mittlerweile gibt es knapp 50 EBA-Berufe und über 10‘000 EBA-Lernende – Tendenz steigend. Für die Unterstützung der Jugendlichen, vor allem in den Berufsfachschulen, wurde die fachliche individuelle Begleitung (FiB) eingeführt. In vielen Berufsfachschulen wird von Lehrpersonen, die mit EBA-Lernenden arbeiten, die Zusatzqualifikation in der fachlichen individuellen Begleitung verlangt. Damit wird sichergestellt, dass die EBA-Lernenden mit adäquaten Methoden und Konzepten ausgebildet werden. In den Betrieben hat sich noch kein ähnlicher Standard für Berufsbildner/innen etabliert, die mit EBA-Lernenden arbeiten. Dies verwundert umso mehr, wenn man davon ausgeht, dass lernschwache oder schulmüde Schülerinnen und Schüler für im praktischen Berufsalltag eingebettete Ausbildung am empfänglichsten sind.

Die Ausrichtung der betrieblichen Ausbildung auf EBA-Lernende darf nicht dazu führen, dass diese ihr „Handwerk“ vorwiegend an einfacheren Tätigkeiten erlernen (müssen). Denn einfachere Tätigkeiten sind sowohl durch verminderte Lernanforderungen wie auch durch geringere Lernanreize gekennzeichnet. Die Ausbildungsbetriebe sind auch bei den Attestausbildungen angehalten, einen Beitrag zur Entwicklung der beruflichen Handlungsfähigkeit der Jugendlichen zu leisten. Ziel muss es sein, dass Fachkräfte mit EBA-Abschluss mehr können, als repetitive Teilaufgaben zu lösen. Sie sollten nach Abschluss ihrer Ausbildung in der Lage sein, die in der Berufsausübung nötige Flexibilität an den Tag zu legen, und sie sollten die Fähigkeit besitzen, eigenständig einfachere Aufgaben und Probleme zu lösen. Deshalb müssen auch für die EBA-Lernenden die Arbeitsgegenstände, Arbeitsprozesse und Arbeitsinhalte vielfältig gestaltet und mit einem entsprechenden Lernpotential versehen sein.

Der Lehr- und Lernprozess unterscheidet sich bei EBA-Lernenden von demjenigen der EFZ-Lernenden. Aber Achtung: Eine Reduktion des Lernprozesses auf ein „learning by doing“, bei dem das Lernen „en passant“, ohne didaktische Konzeptionierung und Anleitung erfolgt, ist nicht erwünscht. Entsprechend müssen die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner in den Betrieben adäquate Methoden und Konzepte kennen und einsetzen können, wenn die EBA-Lernenden in ihrer beruflichen Handlungskompetenz entwickelt werden sollen.

Dr. Jürg H. Arpagaus, Prorektor, PH Luzern

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