DATING MR. BAD GUY

Gubcompany (Christine Rinderknecht Text und Heinz Gubler Inszenierung) produziert seit Jahren Theater für Jugendliche. Im Zentrum ihrer Arbeiten stand immer die Frage: Wer bin ich im Zeitalter von Web 2.0? Im neuesten Stück, welches ich am 8. Mai 2015 kurz nach der Première in Zürich und diesen November nochmals in Luzern visioniert habe, wird eine Kennenlern-Geschichte erzählt. Wir blicken in die Welt von Jana und Kevin. Die szenische Installation ist ein Bilderbogen mit Projektionen, Spiegelungen und szenischen Vorgängen. Zusammen mit der eingespielten Musik wird das Publikum inhaltlich und atmosphärisch in das Geschehen einbezogen.

Jana ist eine Gymnasiastin aus gutem Haus, die aus ihrer konventionellen Welt ausbrechen will. Wir lernen sie als ernsthaft trainierende Boxerin kennen. Kevin ein Handyverkäufer Lehrling versucht sich den Alltagsproblemen mit virtuellen Spielen zu entziehen. Im Fitnesszentrum kommt es zu einer ersten denkwürdigen Begegnung. Jana ist fasziniert und organisiert immer risikoreichere Begegnungen mit Kevin. Die Beziehung zu Kevin ist geprägt durch Erfahrungen mit der virtuellen Welt. Helden Bilder, Aggression und Gewalt sind die dominierenden Themen. Die Realität und die Virtualität verschmelzen. Jana bespricht ihre Erlebnisse mit niemandem ausser mit ihrer Freundin.

Im Anschluss an die Vorstellung in Luzern hatte ich die Gelegenheit mit ein paar Lehrpersonen der Sek I über das Stück zu sprechen. Sie waren sich einig, dass die Themen genau auf ihre Schülerinnen und Schüler passen und das Stück für die dritte Oberstufe geeignet wäre.

Gerne zitiere ich Frau Katharina Baer, Lehrerin Sek. I / Sexualpädagogin HSLU:

«Die Komplexität der Pubertät für Jugendliche szenisch glaubhaft darzustellen ist eine grosse Herausforderung. Es ist eine Kunst, eine gute Mitte zu finden zwischen denjenigen, welche sich mit Pornos, Ballergames oder anderen Internetforen gut auskennen und jenen, welche davon nichts wissen wollen. … Das Feld unterschiedlichster Emotionen zwischen Höhenflügen und Abstürzen wird durch die beiden Protagonisten gut ausgeleuchtet und zeigt deutlich, dass alles was ausserhalb der Verliebtheit seine Gültigkeit hat, plötzlich nicht mehr relevant ist. … Gleich wie in der Pubertät ist der Verlauf der Geschichte nicht vorhersehbar und lädt ein zum Mitdenken, so auch der offene Schluss des Stückes. Ohne Anbiederung, jedoch mit einer hohen Sensibilität wird die Sprache der Jugendlichen eingesetzt.

Das Stück eignet sich meiner Meinung nach vorzüglich für die Altersgruppe ab 14 Jahren und bietet innerhalb des Unterrichts viele Möglichkeiten, Tabuthemen zu thematisieren.»

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