Spring doch!

Es wird dunkel im Theaterraum. Fast dunkel. Geheimnisvoll bleibt ein Licht, das den Weg durch die milchige Beschaffenheit der Wasserkanister sucht. Ich werde aufmerksam auf die feinen Wellenbewegungen des Wassers – in den Kanistern drin. Es bewegt  sich in eigener Weise. Feine Bewegungen. Sie ergeben sich aus Raum und Widerstand. Und den Möglichkeiten, die sich auf der Suche nach neuen Wegen eröffnen. Zudem Klänge. Geräusche, die mehr und mehr an die Geräuschkulisse der als Kind erlebten sommerlichen Ausflüge in die Badi erinnern.

Und dabei finde ich mich in einer eigens erschaffenen Bilderwelt wieder. In der Turnhalle, auf dem Sprungturm in der Badi, zu Hause im Wohnzimmer, im Bus, in der Umkleidekabine … Dabei treffe ich, geschaffen durch die individuelle Vorstellungskraft, auf die Klassenkameraden, die Mutter, den Fahrgast im Bus, die Frau in der Badi, den Angst einflössenden Bademeister.

Ich habe Zeit und – aus der Reduktion der Bühnenkomposition hervorgehend – eigenen Raum, mir die angespielten und mit äusserst wenig Worten markierten Erfahrungen der Protagonistin vorzustellen, sie zu erleben. Die Wechselwirkung zwischen Bewegung, Ton, Objektspiel und Textfragmenten verbindet mich immer wiederkehrend im eigenen Alleinsein und zugleich mit den Empfindungen der Protagonistin; als Rezipientin fühle ich mich auf mich gestellt. Alleine mit meinen Gedanken, die ausgelöst werden. Alleine mit den Gestaltungsformen, welche auf der Bühne zu einem grossen Ganzen zusammengefügt sind; denn Erklärungen bleiben aus. Und wiederkehrend bleibe ich bei den feinen Wellenbewegungen des gefangenen Wassers, die im Gegenlicht in subtiler Weise im Gleichschritt mit der Tänzerin den Raum und die Zuschauenden bewegen.

Ein anspruchsvolles Stück Tanztheater, aus dem ich starke Bilder hinaustrage und beeindruckt an die körperliche Ausdruckskraft zurückdenke. Sie haben eine Auseinandersetzung mit der Thematik des Alleinseins und deren Überwindung in zeichenhafter Körper-Raum-Klangsprache begünstigt. Ein Stück Kunst, das gewohnte Sehgewohnheiten stille werden lässt und einen sensibilisierten Zugang erfordert.

Label Statement Kinder- und Jugendjury

„Am Anfang habe ich Zeit gebraucht, um mich mit der Tanzsprache bekannt zu machen.“

“ Als die ersten Stimmen aus dem Lautsprecher zu hören waren, konnte ich mir plötzlich eigene Bilder vorstellen.“

„Ich bin beeindruckt davon, dass mit so wenig Sprache eine so hintergründige Geschichte erzählt werden kann.“

„Ich finde das Stück ungewohnt und speziell.“

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