«Es geht darum, über alle Wissenschaften die gleichen Begriffe zu nutzen»

Der Lehrplan 21 verändert nicht nur die Fächerlandschaft, er macht auch neue Lehrmittel nötig. An der PH Luzern wird gleich an mehreren Lehrmitteln gearbeitet. In Zusammenarbeit mit dem «Schulverlag plus» entsteht unter der Leitung von Markus Wilhelm ein Grundlagenband für den Fachbereich «NMG». Fachpersonen der PH Luzern lassen als Ko-Autorinnen und -Autoren dabei ihr didaktisches Know-How einfliessen. Im Interview verrät Markus Wilhelm, Dozent für Naturwissenschaften und deren Didaktik, warum es einen Grundlagenband braucht und warum sein Team eine gemeinsame Sprache finden muss.

Markus Wilhelm, Sie sind Projektleiter von Seiten der PH Luzern. Wie kams zur Zusammenarbeit mit dem Schulverlag?
Markus Wilhelm: Der Schulverlag und ich stehen schon viele Jahre in Kontakt. Wirklich intensiv wurde die Zusammenarbeit aber erst im Jahr 2007.

Warum?
Der Schulverlag hatte in einem Lehrmittel die Evolution fachlich falsch dargestellt und das habe ich massiv in den Medien kritisiert. Danach wurde das entsprechende Kapitel überarbeitet und wir haben gemeinsam das Magazin «Evolution verstehen» veröffentlicht.

Die Kritik scheint dem Verhältnis nicht geschadet zu haben.
Im Gegenteil – sie hat uns beiden viel gebracht. Der Schulverlag konnte Fehler beheben und ich habe etwas fürs Leben gelernt: Heute würde ich sowas nicht mehr in der Presse kritisieren.

Warum braucht es einen Grundlagenband?
Es gibt zwei Hauptgründe. In der Praxis werden Lehrmittel häufig nach Themen produziert. Dann gibt es ein Lehrmittel zur Biodiversität oder zur Gewaltprävention. Gerade in der NMG treffen wir aber auf ein Konglomerat von X-Fächern. Es sind sicher 10 bis 12 Wissenschaften im NMG vereint. Ein Grundlagenband vermittelt eine gemeinsame fachdidaktische Leitlinie.

Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Wir stellen uns die Frage, wie ein Lehrmittel aufgebaut sein muss. Es geht darum, über alle Wissenschaften die gleichen Begriffe zu nutzen und im gleichen fachdidaktischen System zu handeln.

Was ist der zweite Hauptgrund?
Die Ausbildung. Der Grundlagenband gibt den Studierenden eine grundlegende fächerübergreifende Fachdidaktik mit auf den Weg und an dieser können sie sich orientieren.

Wäre die Arbeit direkt am Lehrmittel nicht befriedigender, als die Arbeit am Grundlagenband?
Am befriedigendsten ist die Arbeit an beidem, so wie dies Claudia Wespi derzeit macht.

Welche Arbeiten am Grundlagenband könnten zur Knacknuss werden?
Die Einigung auf eine gemeinsame NMG-Didaktik wird wohl am schwierigsten. Denn jede Fachdidaktik hat ihre eigene Tradition. Wir müssen ebenfalls eine gemeinsame Sprache finden. Obwohl beides anspruchsvoll ist, bin ich äusserst zuversichtlich, dass es klappt. Denn die individuellen Gespräche für eine gemeinsame Linie laufen bereits.

Interview: Michael Weber

Prof. Dr. sc. nat. Markus Wilhelm ist Mitglied des Leitungsteams Ausbildung S1 der PH Luzern, Dozent für Naturwissenschaften und ihre Didaktik und Leiter des Lernlabors Luzern

Prof. Dr. sc. nat. Markus Wilhelm

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