Umgang mit Heterogenität in der Lehrerweiterbildung

Im Magazin «weiter» wird das Potenzial der Vielfalt der Ressourcen der teilnehmenden Lehrpersonen an Weiterbildungen thematisiert und gefragt, wie es gelingt, diese Ressourcen als Gestaltungs- und Lehr-/Lernelement zu nutzen. Wir wollten wissen, welche Erfahrungen die Dozierenden und Teilnehmenden mit dem Umgang der Heterogenität bei der Lehrerweiterbildung gemacht haben. Die folgende Sammlung von Einzelaussagen von Dozierenden und Teilnehmenden zielt oft auf den Kern einer binnendifferenzieren Weiterbildung und sollen Anstoss sein, die Aussagen im „Kommentar“ mit eigenen Erfahrungen zu ergänzen oder zu kommentieren.

„Früher hatte ich ab und zu mit dem Phänomen der psychologischen Reaktanz einzelner Teilnehmenden zu kämpfen. Seit ich bewusst die Ressourcen der Teilnehmenden integriere, tritt das Problem kaum mehr auf.“

„Es ist für mich äusserst herausfordernd, ad hoc in der Weiterbildung die zum Teil mehrheitsfähigen Mythen mit theoretisch fundierten Argumenten zu dekonstruieren und bei den Teilnehmenden im Sinne von Conceptional-Change durch den Lernprozess zu führen.“

„Praktisch alles, was ich aus der Weiterbildung mitgenommen habe, kam von andern Teilnehmenden. Ich hätte von der Kursleitung mehr erwartet.“

„Mir war während der Weiterbildung nicht bewusst, dass die Dozentin die oft spontan wirkenden Diskussionen unter den Teilnehmenden als didaktisches Instrument geplant hat. Es war eindrücklich, wie  die Dozentin in all den Diskussionen ergänzen und vertiefen konnte.“

„Ich will an Weiterbildungen eigentlich nichts sagen. Ich lerne am besten, wenn ich einen guten Input erhalte.“

Prof. Dr. Jürg H. Arpagaus, Prorektor, PH Luzern

1 Kommentare zu “Umgang mit Heterogenität in der Lehrerweiterbildung

  1. Welche Erfahrungen haben wir gemacht beim Umgang mit Heterogenität in der Lehrerweiterbildung? Aus unserer Sicht stellt der Umgang mit Heterogenität aus der Perspektive des Teilnehmenden sowohl ein Gewinn als auch eine Herausforderung dar.

    Einerseits können die Beiträge (und somit die Sichtweisen) anderer Teilnehmender irritierend und sogar ärgerlich sein. Dies liegt zu einem grossen Teil darin begründet, dass die Lebensrealitäten sich zum Teil stark unterscheiden und Sichtweisen nicht direkt einleuchtend sind. Auch bestimmte Argumentationslogiken sind nicht immer nachvollziehbar. Manchmal sind einem andere Teilnehmende auch schlichtweg unsympathisch. Als Teilnehmer unter anderen Teilnehmenden ist man jedoch in einer ‘Zwangsgemeinschaft’, in einem Klassenverband (wie es unsere Lernenden in Ihren Klassen ja auch sind). Das heisst dann auch, dass man diesen Personen nicht aus dem Weg gehen kann, z.B. bei Gruppenarbeitsaufträgen. Dies kann herausfordernd sein.

    Andererseits können wir auch feststellen, dass die Fokussierung auf die Rolle als Lehrperson – die uns Teilnehmenden alle verbindet bzw. die wir alle eben auch inne haben – hilft, sich auf die anderen Teilnehmenden einzulassen. Wir haben dieselben Aufgaben und führen die gleichen Tätigkeiten aus, jeder mit seinen Lernenden, in seinem Fach, an seiner Institution. Hier kann man viel profitieren vom Austausch von Tipps,Tricks, neuen Strategien und Methoden. Hinzu kommt, das man auch gerne in die Veranstaltung kommt, weil es so viele verschiedene Leute hat. Man lernt Personen aus anderen “Fächern” bzw. Disziplinen kennen. Das ist durchaus auch bereichernd und eine schöne Erfahrung (die uns dazu bringt, uns auf die Weiterbildungstage zu freuen). Als einzelner Vertreter einer Profession innerhalb einer Gruppe an disziplinär einheitlichen Teilnehmenden hat man diesbezüglich zudem eine andere Integrationsleistung zu bringen.

    Insgesamt sind wir der Ansicht, dass man als Teilnehmender mit der Heterogenität der Gruppe zurecht kommen muss. Man kommt nicht drumherum, man muss sich darauf einlassen. Dies gilt natürlich auch für die Dozierenden bzw. uns als Lehrpersonen gegenüber unseren Lernenden. Dann doch lieber bunt gemixt als “nur im eigenen Saft schmoren”.

    Mögliche Lösungsansätze zum Umgang mit der Heterogenität – sowohl aus Sicht des Dozierenden bzw. der Lehrperson, als auch aus Sicht des Lernenden bzw. Teilnehmenden – finden sich im Konzept der Perspektivenübernahme. Die Reflexionsfähigkeit sollte sich auf die jeweils andere Perspektive ausweiten und nicht nur die eigene Sicht berücksichtigen. Hinzu kommt, dass der Dozierende bzw. die Lehrperson ja immer auch die Gruppenleitungsfunktion innehat, so dass sie in besonderer Weise aufgefordert ist, das Schiff in die richtige Richtung zu führen, d.h. unter Umständen auch: Redebeiträge, die den Rahmen sprengen, zeitlich und gegebenenfalls auch inhaltlich zu begrenzen bzw. zu steuern.

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