Lehrpersonen gestalten ihre Laufbahnen

Laufbahnmöglichkeiten für Lehrpersonen sind ein Schlüsselelement eines erfolgreichen Lehr- und Lernsystems. Das liberale Laufbahnmodell in der Schweiz setzt auf die Eigenverantwortung der Lehrpersonen und die Weiterbildungspalette der Pädagogischen Hochschulen. Am 8. Juni 2017 hat die PH Luzern weitere 141 Lehrpersonen auf dem Weg ihrer Führungslaufbahn diplomiert.

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Die Qualität unseres Bildungssystems bzw. unseres Lehr- und Lernsystems kann weder auf einen einzigen dominierenden Faktor zurückgeführt werden noch kann der Massstab einer hohen Qualität eindimensional sein. Es ist jedoch unbestritten, dass Lehrpersonen einen beachtlichen Einfluss auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler haben. In den USA wurde berechnet, dass ein Jahr Unterricht bei einer „schlechten“ Lehrperson zu einer Einbusse des Lebenseinkommens um rund $ 200‘000.- führt.

Es ist aber ein Mythos, dass Menschen mit dem Talent zur Lehrerin oder zum Lehrer geboren werden. Es ist ebenso ein Mythos, dass jede Person eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer werden kann. Es ist Aufgabe der Bildungspolitik und des Lehr- und Lernsystems, dafür zu sorgen, dass die Besten unsere Kinder und Jugendlichen unterrichten, fördern und in ihrer Entwicklung unterstützend begleiten.

Ein Blick auf die erfolgreichen Lehr- und Lernsysteme wie Finnland, Singapore oder Australien zeigt, dass der Lehrberuf in diesen Ländern ein hohes Sozialprestige geniesst und dass die Löhne und die Lohnentwicklung im Lehrberuf so hoch wie in andern Professionen (z.B. Juristinnen/Juristen, Veterinärinnen/Veterinären, Wissenschaftler/innen) sind. Es zeigt sich jedoch auch, dass eine strenge Selektion vor und/oder während des Lehrstudiums genutzt wird, um nur die Besten in die Schulen zu bringen. Schliesslich zeichnen sich diese Lehr- und Lernsysteme auch dadurch aus, dass es Laufbahnen für Lehrpersonen gibt, die eine stetige Professionalitätsentwicklung fördert (vgl. Darling-Hammond, 2017).

In Singapore sind beispielsweise die Laufbahnen (Teaching Track, Leadership Track und Senior Specialist Track) vom Bildungsministerium definiert. In Ontario Canada sind hingegen die Karrierewege von Lehrpersonen durch die Verfügbarkeit von Zusatzausbildungen gezeichnet und die Verantwortung für die individuellen Laufbahnen ist stärker den Lehrpersonen übertragen.

In ähnlich liberaler Weise ist es in der Schweiz. Den Lehrpersonen stehen viele Optionen offen, ihre Laufbahnen zu gestalten. Sie können über Weiter- und Zusatzausbildungen (CAS Kooperative Schulführung, DAS Schulleiter/in, MAS Schulmanagement) einen „Leadership Track“ wählen. Oder sie können ihre Laufbahn im „Teaching Track“ über einen Fachdidaktik-Master gestalten. Oder sie können sich spezialisieren, wie beispielsweise im Bereich der integrativen Förderung (vgl. CAS Integratives Lehren und Lernen, CAS Integrative Unterrichtsentwicklung, MAS Integrative Förderung).

Die Laufbahnmöglichkeiten von Lehrpersonen haben sich in der Schweiz mit der Entwicklung der Pädagogischen Hochschulen und dem zunehmend differenzierten Angebot an Weiterbildungsstudiengängen (CAS, DAS, MAS) konkretisiert. Die Laufbahnmöglichkeiten sind jedoch in der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit oder bei den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die sich für ein Studium entscheiden müssen, noch wenig verankert. Dies muss sich ändern, wenn der Lehrberuf an Attraktivität, Status und Qualität gewinnen will.

Heute konnten wir an der PH Luzern wieder 141 Lehrpersonen, die sich für den Leadership Track entschieden haben, ein Zertifikat bzw. ein Diplom überreichen. Ich gratuliere diesen Lehrpersonen und Schulleitungen herzlich zu ihrem Abschluss und wünsche ihnen auf ihrer weiteren Laufbahn alles Gute.

Prof. Dr. Jürg H. Arpagaus, Prorektor, PH Luzern

Twitter: @juergarpagaus

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