Klassenassistenzen – Schulpersonal mit Weiterbildungsbedarf

Im September 2017 startete an der PH Luzern die erste Durchführung des Kompaktkurses Klassenassistenz – ein Weiterbildungsangebot, das auf grosse Nachfrage stösst und zum Weiterdenken anregt.

Rund 60 Klassenassistenzen und angehende Klassenassistenzen besuchen in diesem Schuljahr die Weiterbildung an der PH Luzern. 30 Kursteilnehmenden haben den ersten Kurs im November abgeschlossen. Aktuell besuchen einige noch die Praxisgruppe für Klassenassistenzen. Eine zweite Kursgruppe mit 30 Teilnehmenden startet im Februar 2018. Auch im Schuljahr 18/19 werden im Weiterbildungsprogramm der PH Luzern Kurse für Klassenassistenzen ausgeschrieben.

Weltweit werden Klassenassistenzen im Unterricht eingesetzt (vgl. Masdeu Navarro 2015). Auch in der Schweiz gehören Klassenassistenzen immer häufiger zum Schulalltag. Im Kanton Luzern werden sie seit einigen Jahren als Unterstützung im Regelschulunterricht von beispielsweise  sehr heterogenen oder unruhigen Klassen angestellt. Klassenassistenzen werden oft im Rahmen der SOS-Massnahmen auf befristete Zeit eingestellt. Auch im Sonderschulbereich gehören sie zum Schulalltag.

Klassenassistenzen unterstützen die Klassenlehrperson in der Betreuung und Begleitung von Lernenden. Es ist nicht ihre Aufgabe zu unterrichten, sondern für ein gutes Lernklima zu sorgen und die Lehrperson bei der Förderung der Lernenden zu unterstützen. Die aktuelle Situation im Kanton Luzern zeigt, dass Personen, die als Klassenassistenzen arbeiten, ganz unterschiedliche (berufs-)biografische Hintergründe haben. Das Spektrum reicht von Zivildienstleistenden, gelernten Köchen, über Studierende an der PH Luzern bis hin zu ehemaligen Lehrpersonen. Wie Masdeu Navarro (2015) schreibt, hat der Einsatz von Klassenassistenzen einen stark entlastenden Effekt für Lehrpersonen, wodurch sich die Qualität des Unterrichts verbessert und positiv zum Klima im Klassenzimmer beiträgt. Zudem kann bei Lernenden eine grössere Motivation und eine geringere Anzahl von Störungen im Unterricht festgestellt werden.

Klassenassistenzen haben das Bedürfnis sich in ihrem Berufsfeld weiterzubilden. In einer berufsgerechten Weiterbildung können Grundlagenwissen und Kompetenzen angeeignet werden, die für die Ausübung der Funktion relevant sind. Dies führt wiederum zu grösserem Selbstvertrauen und besserer Qualität der Unterstützung. Der aktuell laufende Kompaktkurs Klassenassistenz ist in die Themenbereiche „Klassenassistenz im System Schule“, „Zusammenarbeit der Klassenassistenz und Lehrperson“ sowie „Unterricht und Lernende“ aufgeteilt. Die Teilnehmenden lernen den Aufbau und das Angebot der Volksschule im Kanton Luzern kennen. Sie werden in die Rolle, Rechte und Pflichten der Klassenassistenz eingeführt, lernen ihre Funktion als Klassenassistenz zu reflektieren und kenne Strategien für eine gute Zusammenarbeit mit der Lehrperson und erhalten Einblicke, wie Kinder im Schulalter lernen, können diese beim Lernprozess begleiten und unterstützen. Sie üben, wie sie mit schwierigen Situationen im Schulzimmer umgehen können und setzen sich mit den Themen Gruppendynamik und Umgang mit Vielfalt im Schulzimmer auseinander. Auch im Schuljahr 2018/19 wird der Kompaktkurs Klassenassistenz zu den genannten Themen erneut angeboten. Um dem Bedürfnis an Weiterbildungen für Klassenassistenzen gerecht zu werden, werden in den kommenden Jahren weitere Kurse für Klassenassistenzen angeboten. Diese sind ab Mitte März unter www.phlu.ch/weiterbildung abrufbar.

Die Zunahme an tätigen Klassenassistenzen, die grossen Nachfrage an Weiterbildungen für Klassenassistenzen sowie das grosse Engagement der Weiterbildungsteilnehmenden werfen die Frage danach auf, ob eine Weiterbildung reicht oder ob es eine Ausbildung für Klassenassistenzen braucht. Aus den bisher geführten Diskussionen, bei denen auch der LCH und die EDK ihre Statements abgegeben haben, geht hervor, dass keine Ausbildung im Sinne einer Berufsbildung gewünscht wird. Ob sich mit der Klassenassistenz in der Schweiz aber ein neuer Beruf entwickelt, für welchen spezifische Kompetenzen benötigt werden, ist noch nicht abschliessend geklärt. In den verschiedenen Ländern wird die Bildung von Klassenassistenzen unterschiedlich gehandhabt. In einigen gibt es Weiterbildungen, in anderen gar Ausbildungsgänge. Ob in der Schweiz die Funktion der Klassenassistenz in Zukunft professionalisiert wird oder nicht wird sich zeigen. Es sollte auf jeden Fall im Interesse der Gesellschaft sein, dass Kinder in allen Lebensbereichen und speziell in der Schule von kompetenten Personen gefördert werden.

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