Ein wenig ist die PH Luzern auch MIT

Das Massachusetts Institute of Technology MIT spielt als Hochschule an der Spitze der Ausbildungs- und Forschungs-Champions-League. Entsprechend zentral sind für das MIT auch Innovationen im Bereich des Lehrens und Lernens. In einem Interview mit der NZZ am Sonntag (Ausgabe vom 1.2.2015 / Artikel hier oder intern hier) spricht der MIT-Präsident Rafael L. Reif vom MIT als einer „Zukunftsmaschine“.

Diese Aussage bezieht er ganz besonders auf die Art des Lehrens und Lernens am MIT. Für Reif ist digitales Lernen „die wichtigste Innovation in der Bildung seit der Erfindung des Buchdrucks“. Insbesondere in der ersten Ausbildungsphase der Studierenden, dem „reinen Vermitteln von Informationen“, sieht er ein immenses Potenzial für das virtuelle Lernen (übrigens ein Begriff, der wohl noch einer exakten Deutung bedarf). Laut Reif werden Hochschulen, die das digitale Lernen für die Wissensaneignung vernachlässigen, in den kommenden Jahren von der digitalen Entwicklung überrollt werden.

Natürlich ist Reifs dreistufiges Lernmodell für Hochschulen – wenigstens im Interview – etwas einfach gestrickt (Lernen von bestehendem Wissen / Verbessern von bestehendem Wissen / Anwenden des Wissens, um Neues zu schaffen). Trotzdem lohnt es sich – gerade auch für Pädagogische Hochschulen wie die PH Luzern – die Ideen von Reif und des MIT nicht einfach als Aussagen eine Big Players aus einer ganz anderen Liga abzutun, sondern sich ernsthaft mit den Folgen und Möglichkeiten einer zunehmend digital durchdrungenen Welt und den entsprechenden Konsequenzen für das Lehren und Lernen an einer Hochschule auseinanderzusetzen. Und diese Auseinandersetzung muss weit darüber hinausgehen, einfach ein paar Module mehr auf einer Lernplattform anzubieten.

Spannend ist es auch, das Interview mit Rafael L. Reif vom MIT zu vergleichen mit den Aussagen von Lino Guzella, dem Präsidenten der ETH Zürich, das exakt einen Monat vorher ebenfalls in der NZZ am Sonntag erschien (hier und intern hier). Er äusserst sich zu den Möglichkeiten des digitalen Lernens erheblich distanzierter als Reif und betont dafür die Rolle der emotionalen und sozialen Aspekte des Lehrens und Lernens an Hochschulen. Ob diese „Magie“ des Lernens in einer Grossvorlesung wirklich besser funktioniert als in den sozialen Tools des Internet, darüber würden sich Reif und Guzella wohl ziemlich streiten.

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