Wild Things

von cie corsingaudenz

Am Dienstag 1. Juni besuchte ich die Musiktheater-Vorstellung «Wild Things» in der Gessnerallee in Zürich. Bereits beim Betreten eröffnete sich mir eine «neue» Welt, eine schiefe Insel als ein anziehendes Bühnenbild, das schon beim ersten Betrachten diesen gewissen «Entdeckergeist» weckt, der durch das durchaus geheimnisvoll anmutende Bühnenbild ausgelöst wurde. Wild und sorgfältig, laut und träumend, bewegt und verspielt – so erlebte ich das ohne gesprochene Sprache (und wenig projiziertem Text) ausgedrückte szenische Experiment mit starkem Körperausdruck, Rhythmus, Melodien, Emotionen, Unruhe, Bewegung. Von allem viel. Und von allem noch mehr. Gerade auch dann, wenn sich die Figuren im Wettrennen, im Chaos, im Krawall und in der Musik wiederfanden. Wenn sie sich gegenseitig ausschlossen. Zusammenhalten übten. Oder zerstörten. Zauberten.

Ein Schlagzeug, eine Gitarre, ein Klavier und Gesang verführten mit faszinierendem, überraschendem und rasantem Tempo durch die Nacht von Wolf, durch seinen Traum, durch seine wild gewordenen Gedanken, die in der Nacht nicht gebändigt werden (wie vielleicht am Tag?). Und während die Bäume unmerklich durch den Bühnenboden wuchsen und irgendwann wieder verschwanden, erlebten wir zusammen mit den Musiker*innen eine turbulente Fantasiereise.

Erarbeitet wurde das Musiktheater «Wild Things» von Corsin Gaudenz und seinem Team – konzipiert für ein junges Publikum und für alle, die im Bann der Musik den «Auffälligkeiten», die das Leben mit sich bringt, begegnen möchten.

Die unendliche Geschichte

Nach Michael Ende, gespielt von Kolypan.

Besucht von Kathrin Brülhart Corbat am 8. Dezember im Rahmen des Theaterfunkens, kleine Bühne Zofingen.

Und wie ich mich freue: eines meiner Lieblingsbücher findet den Weg auf die Bühne, gespannt sitze ich im Publikum; zuerst üben wir einen Insektenschwarm, für das Ungeheuer Igramul, danach Giftpfeil-schiessen und dann müssen wir Fabienne, der Schauspielerin helfen in ihre Rolle als Bastian einzusteigen. Das Publikum wird aufgefordert richtig gemein zu sein: «Dicksack! Spinner!» rufen wir. Es gelingt: schon bald sehen wir den schüchternen Jungen Bastian Balthasar Bux vor einer schreienden, mobbenden Schar in das Antiquariat von Herr Koreander flüchten.

Hier liegt es, das geheimnisvolle Buch „Die Unendliche Geschichte“, von dem eine Art unwiderstehliche Magnetkraft ausgeht und das Bastian unbedingt haben muss, koste es was es wolle! Bastian stiehlt das Buch aus dem Antiquariat, versteckt sich auf dem Estrich im Schulhaus und taucht ein in die Welt Phantasiens…
Dort trifft er auf Fuchur, Atreju, auf Irrlichter, auf Morla die uralte Schildkröte und natürlich auf die kindliche Kaiserin, die einen neuen Namen braucht….

Für die, die sich nicht mehr an die Geschichte erinnern, hier kurz zusammengefasst:

Bastian fängt im Buch an zu lesen und realisiert, dass er darin vorkommt, mehr noch, dass er den Verlauf der Geschichte beeinflussen kann, der Held der Geschichte werden «muss». Es ist seine Aufgabe die Kindliche Kaiserin und somit das Reich Phantasiens vor dem wirbelsturmartigen «Nichts» zu retten. Mit dem Auryn-Amulett der Kindlichen Kaiserin soll Bastian die beinahe verschwundene Welt Phantasiens nach seinen Vorstellungen und Wünschen neu erschaffen. «Tu was du willst» heisst es auf der Rückseite des Auryn-Amuletts. So wünscht sich Bastian all das, was er niemals war: mutig und stark zu sein. Doch mit jedem Wunsch für etwas Neues, verschwindet Bastians Erinnerung an das, was einst seine eigene Welt war. Nach einem Konflikt mit seinem Freund Atréju gelingt es Bastian mit dessen Hilfe, wieder zurück zu finden zur realen Welt, zu sich selbst.

Ein dickes Buch wird in rasantem Tempo erzählt: einer Mischung aus Erzähl- und Objekttheater, Fabienne Hadorn und Gustavo Nunez schlüpfen virtuos in die unterschiedlichsten Rollen und hauchen den Bühnenobjekten Leben ein. Dabei werden auch Kinder aus dem Publikum gebraucht, zum Beispiel mit Laubbläser bewaffnet darf man vom Bühnenrand aus, den Wirbelsturm spielen J

Es lebe die Phantasie und das Land Phantasien oder eben, wie es im Programm heisst: Phantasien bauen mit Kolypan! Ein Kolypanstück in gewohnt trashig-witziger Manier.

Besteste Freunde

Gespielt von «Die Nachbarn»
Besuch einer Schulvorstellung am 16. November anlässlich des Theaterfunkens im Sternensaal Wohlen von Kathrin Brülhart

Zusammen mit zwei Klassen sitze ich erwartungsvoll im Sternensaal. Es geht los: Zwei Schaupielerinnen bauen mit vielen (wunderschönen!) kleinen und grossen alten Koffern die Burg Wildenstein. Wir erfahren, dass hier Gilbert wohnt. Gilbert ist das erste Wesen, das von der verrückten Professorin Dr. Wildenstein erschaffen wurde. Für Gilbert ist sie so etwas wie seine Mutter. Leider hat Dr. Wildenstein keine Zeit für ihn, immer muss sie neue Wesen erschaffen. Zu Beginn sind wir bei so einer Erschaffung live dabei, neben anderen «Zutaten» braucht es etwas Viren aus einer Gesichtsmaske und ein Kamelauge (wunderbar: es lebe Frankenstein!) Entstanden ist hier Adam Ups, ein schrecklich anzusehendes Monster, das einen nur zu berühren braucht und schon fliegt man durch die Luft. Und eben, weil Dr. Wildenstein für niemanden Zeit hat, bleibt alles an Gilbert hängen. Da ist zum Beispiel Giselle ein lustiges Flugwesen, das immer in Not gerät oder Spinni der immer wieder abhaut und manchmal die anderen beisst…
Tag und Nacht ist Gilbert im Einsatz, um das ständig drohende Chaos zu verhindern. Anerkennung bekommt er keine, und so hat Frau Bobo leichtes Spiel. Frau Bobo ist eine Talentsucherin, sie kommt vom Fernsehen und sucht für ihre Talentshow wahre Grössen. Sie versucht Gilbert mit leeren Versprechungen vom baldigen Ruhm um den Finger zu wickeln. Ob ihr das gelingt und sie Gilbert aus der Burg locken kann, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
„Besteste Freunde“ ist eine Mischung aus einer Frankensteinversion für Kinder und dem Film „What’s eating Gilbert Grape?“. Ein temporeiches, dramatisches und humorvolles Stück mit Schauspieler/-innen und Puppen.

Wo diis Huus wohnt


Ein Stück über Herkunft gespielt von „Reich & Schön“
Besuch einer Schulvorstellung am 12. November im GZ Buchegg, Zürich
von Kathrin Brülhart Corbat

«Was stört dich, nervt dich an deinen Eltern?» Diese Frage muss vor dem Stück beantwortet werden. Auf die Zettel wird eifrig geschrieben, diese werden von Denise und Kapi zu Beginn der Vorstellung eingesammelt. Gibt es Eltern im Publikum? ihnen wird sofort ein Pamir verpasst… Ich darf nicht zuhören.

DENISE: Ich cha säge: Ich bin es Naturchind, ich chume vom Land
KAPI: Oder us de Stadt
DENISE: 300 Iiwohner
KAPI: 11.5 Millionen Iiwohner
DENISE: Niemer suecht sich sini Herkunft us. Sie passiert eim eifach. Me wird gebore und villicht landet me nöime, wome gar nit inepasst.
KAPI: Imene Land, wo mer nöd will sie
DENISE: Inere Stadt, wo eim fremd isch
KAPI: Inere Strass, wo me kei Fründe findet.
DENISE: Oder, ebe… am schlimmschte: bi Eltere, wo eim überhaupt nit verstöh.
KAPI: Oh ja..
DENISE: Häng ufe: wer het no nie irgendwelchi Problem gha mit sine Eltere? Voilà.

Natürlich lege ich meinen Ohrenverschluss schnell wieder ab – wir Eltern sind Aliens, kommen von einem anderen Planeten, sind alle überfordert und haben keine Ahnung… das kann ja interessant werden… und das wird es: In diesem Stück geht es um Herkunft, Kapi kommt aus Kinshasa, einer Millionenstadt aus der demokratischen Republik Kongo, Denise aus einem kleinen Kaff in Solothurn.

Beide Frauen haben total verschiedene Kindergeburtstage erlebt, total verschiedene Schulen durchlaufen. Beide hatten als Jugendliche Sehnsüchte, wollten was erleben, wollten verstanden und geliebt werden- «Ich habe Theater gespielt und meine Mutter ist kein einziges Mal zuschauen gekommen», erzählt Kapi- oke, eindeutig eine Alienmutter… Und hier, was steht auf diesem Zettel? «Ich darf nicht in den Ausgang und habe deswegen keinen einzigen richtigen Freund», schon wieder, eindeutig ein Alienvater. (Hast Du das geschrieben ? raunt ein Junge vor mir …. Sicher nicht!- die Antwort ) Es geht unter die Haut, die Geschichten, sie kommen einem bekannt vor. Häuten möchte man sich, Belastendes ablegen (Tolle Kostümeà Tüllröcke, die in mehreren Schichten getragen werden und dieses «sich-häuten» symbolisieren) Fazit: Herkunft hat man. Man kommt woher. Immer hat man Eltern, immer zwei, die mehr oder weniger präsent sind, mehr oder weniger betrunken, mehr oder weniger Sonnenschein. Sie, dein Haus, deine Wohnung, deine Strasse, deine Schule und das Universum prägen dich, imprägnieren dich mit dem Geruch deiner Herkunft, einem Geruch, der an dir haftet, den du nicht einfach wechseln kannst wie ein billiges Parfüm. Herkunft ist wie Eltern: Einfach mal am Kiosk zwei neue holen geht nicht.

Die Stück regt zum Nachdenken an, macht Mut, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, nicht nur zu erfüllen, sondern zu gestalten. Weil, ja: Ich komme woher. Aber: Ich gehe auch wohin. Und dieses „wohin“ kann ich entscheiden. Wenn ich weiss, wer ich bin. Wenn ich erkenne, was ich mitbekommen habe an positiven Dingen, wie auch an vielleicht weniger positiven Dingen.

Ein sehr gelungenes, ehrliches, mutiges Jugendstück für alle ab 12 Jahren.

Helikoptern

Eine Geschichte über Vertrauen und Verantwortung
Das Theater Salto & Mortale spielt im Rahmen des Theaterfunkens 2020.
Besucht von Kathrin Brülhart Corbat am 5. November, Bühne Aarau (Tuchlaube)

Wir befinden uns in einem Schulzimmer. Lehrer Kuriger plant ein Experiment, eine sogenannte „Challenge“: eine Woche lang möchte er mit seiner Klasse in den Wald. Natur pur, ohne jeden Komfort. Keine Dusche und kein Föhn, kein Feuerzeug (nur Streichhölzer), kein Handy und kein Youtube. Die Klasse ist dabei.
Lehrer Kuriger spricht in dieser Szene zu einer „ganzen“ Schulklasse, zu sehen als Videoprojektion auf vier beweglichen Wänden. So entstehen wunderbare „echte“ Identifikationsfiguren für das junge Publikum.
Die Eltern sind von diesem „Überlebens-Projekt“ weniger begeistert, sie haben Bedenken, zweifeln am Sinn des Lagers, was lernt man denn da im Wald? Das entspricht ja überhaupt nicht dem Lehrplan… Viele machen sich auch Sorgen um ihre Kinder, es ist doch gefährlich, so alleine im Wald. Vereinzelt gibt es auch Unterstützung für die Idee.
Auch hier eine tolle Szene: die drei SchauspielerInnen hüpfen in zig verschiedene Rollen und präsentieren uns die ganze Palette von besorgten Eltern.
Schliesslich gelingt es ihnen, das Projekt zu verhindern. Das Waldlager wird aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die Enttäuschung der Klasse (und des Lehrers!) ist gross.
Ein Kindertrio zieht trotzdem los. Auf eigene Faust. Die Eltern der Ausgerissenen machen sich natürlich grosse Sorgen und eine Waldsuche beginnt: Zu dritt plus ein Hund, ohne Helikopter, aber mit Drohne und Leuchtwesten. Mehr sei hier nicht verraten…
Das Theater Salto & Mortale beschäftigt sich in diesem Stück mit Fragen nach Vertrauen und Verantwortung, Ablösung und Eigenständigkeit. Die Truppe hat mit einer Schulklasse zusammengearbeitet (welche auch in den diversen Videoprojektionen zu sehen ist J) und den Austausch mit den Eltern gesucht. Aus dieser sorgfältigen Recherchearbeit ist ein gelungenes Stück für alle ab 10 Jahren entstanden.

Das dritte Leben

Ein poetischer Reigen über den letzten Lebensabschnitt

Hausproduktion Vorstadttheater Basel, besucht von Kathrin Brülhart am 24. Oktober 2020 im Vorstadttheater Basel.

Wir sitzen im Publikum (mit Masken), sie sitzen auf einer langen Bank: fünf alte Menschen, zwei Frauen, drei Männer. Wir beobachten uns gegenseitig. Keine Hast, kein Tempo, fast Stillstand – nichts tun.

Ein Radio muss geflickt werden, eine Puppe hilft gegen das alleine sein, Joghurt wird gelöffelt. Die Fünf sind angekommen im sogenannten «Dritten Leben», dem Herbst des Lebens, dem Lebensabend, den goldenen Jahren. Sie sind gealtert, Weise, Greise und ewige Kinder.

Einer ist «nur» auf Besuch hier im Heim, für zwei Wochen, in den Ferien. Er ist noch rüstig, möchte das Leben geniessen, sich verlieben, aber mit 84 Jahren ist das gar nicht so einfach. Seine Beine gehorchen nicht mehr so, wie er möchte. Seine Altersheimfreundin hat schon den Weg ins Vergessen angetreten, sie verwechselt ihn mit Gustav, ihrer grossen Liebe.

Alle kämpfen gegen ihre Gebrechen und die Einsamkeit und haschen nach den raren Momenten, die nach Leben schmecken.

Sie halten Rückschau und erinnern sich, sehnen sich und träumen. Sie steigen aus ihren alten Hüllen und wir mit ihnen in ihre Vergangenheit: schlecken an Eiszapfen und erschrecken uns, dass die Zunge daran kleben bleibt.

Mit List, Witz und Humor zelebrieren sie ihr Dasein und tanzen dem Tod auf der Nase herum. Denn so lange dieser noch wartet, leben sie.

Ein poetischer Theaterabend, der einen nicht kalt lässt.

Giraffenland

Theater visch und fogel

Ein interkulturelles Musiktheater

Besucht von Kathrin Brülhart am 26. Januar 2020 im Schlossgarten Riggisberg BE

Emma, eine Kuh aus dem Luzerner Hinterland, hat die Schnauze voll. Sie hat schon 10’ 950 Liter Milch gegeben und vier Kälbchen geboren. Als sie im Stall in der Radiosendung „Tiere und Horizonte“ von einem Giraffenland hört, ist sie fasziniert: „Bevor ich als Siedfleisch auf dem Teller lande, haue ich ab und suche diese Giraffen!“ Mit einem roten Koffer auf dem Rücken reist Emma (Vreni Achermann) nach Afrika, nach langem Suchen und Schwitzen findet sie endlich das Giraffenland und Griot, die Giraffe (Sadio Cissokho). Zuerst hapert es etwas mit dem Sich-Verstehen: Griot spricht Wolof, die Sprache aus Senegal und Emma Lozärn-Dütsch… Aber schon nach kurzer Zeit entdecken sie Gemeinsamkeiten, zum Beispiel die Vorliebe für Grünfutter:„Wir sind ja beide Wiederkäuer!“ und langsam entwickelt sich eine herzerwärmende Freundschaft, sie erzählen sich von ihren Familien und ihrer Heimat. Griot spielt auf seiner Kora, einem afrikanischen Saiteninstrument und verzaubert damit das Publikum und Emma. Und dank einem Kuhhandel erfahren wir, was Emma in ihrem roten Koffer mitgenommen hat und Griot lehrt Emma ein wunderschönes Lied in Wolof. Gemeinsam wird nun gesungen und gejodelt – eine poetische Geschichte, die für mehr interkulturelles Verständnis, Respekt und Toleranz plädiert.

„klAnK“ – vom Lauschen und Horchen

puppenspiel.ch

Besucht von Kathrin Brülhart am 17. Janaur 2020 im Schlachthaus Theater Bern im Rahmen von PRIMA, internationales Theaterfestival für die Jüngsten.

Als ich das Schlachthaus-Foyer betrete, sieht es anders als sonst: es hat viele Kinderwagen, Kleinkinder unter 2 Jahren mit Nuggis, aber auch viele 3 bis 4 jährige, die zusammen mit ihren Kita-BetreuerInnen auf den Einlass warten. Endlich darf man rein, bevor das Theaterstück beginnt, wird erklärt, dass man bitte nicht auf die Bühne kommen soll und dass es überhaupt kein Problem sei, wenn man den Theaterraum verlassen möchte und dann wieder reinkommt. Ab jetzt gibt es keine gesprochene Sprache mehr – nun wird gelauscht und gehorcht: Was tönt den da? Wie klingt Stein, wie tönt Holz, Laub oder Knäckebrot? Es kreiselt, es reibt, es schlägt, wischt und klopft. Die Kleinsten sind voll dabei, konzentriert verfolgen sie die Klänge und Geräusche. Es gibt auch Geigen- und Flötentöne und viele magische Bilder: ein grosser, runder aufgehängter Korb, gefüllt mit Laub… orange Weidenruten, die sich fein bewegen… ein knorriger Wurzelstock der wunderbar klingt… Ich bin erstaunt, wie ruhig und konzentriert diese Knirpse das Geschehen verfolgen. 30 Minuten dauert das Stück, alle bleiben im Raum, manchmal greift eines schnell zu einer Hand neben sich oder steht kurz auf und setzt sich dann wieder hin. „klAnK“ – ein Theaterstück ab 2 Jahren ist sehr sinnlich und animiert: man möchte selber auch gleich durchs Laub rascheln, ausprobieren wie es tönt, wenn man Knäckebrot isst oder es mit den Händen zu Staub verreibt. Nach dem Applaus dürfen die Kinder den Flötentönen folgen, die sie zu einer vorbereiteten kleinen „Werkstatt“ führt, hier darf selber geklopft, gewischt und ausprobiert werden. Als ich vom PRIMA- Festival las, hab ich mich ertappt: braucht es das wirklich ? Theater für so kleine Kinder? Sind das nicht alles übereifrige Eltern, die sogenannte „kulturelle Frühförderung“ anstreben… Nach dem Erlebnis von heute Morgen mit „klAnk“ sage ich: ja unbedingt! je früher umso besser! Vorallem auch dann, wenn es gelingt Vorstellungen für Kitas zu organisieren. Kunst und Kultur soll für alle sein. Kleine Kinder gehören dazu, von Anfang an! Siehe auch www.prima-festival.ch

Schoggiläbe – Teilen ist bitter

Theater Fallalpha 

Schulvorstellung vom 19.11.2019 im Theater GZ Buchegg Zürich besucht von Kathrin Brülhart

Hier sieht es aus wie in einem Boxring: Scheinwerferstative und dicke rote Seile umzäunen das „Experimentier-Feld“ der Hubers. Bei diesem Experiment kann man Wäscheklämmerli-Punkte sammeln und natürlich auch „usegheie“, sprich vom Spiel ausgeschlossen werden. Die drei Hubers – Frau Huber, Herr Huber und Herr Huber haben die Aufgabe eine Tafel Schokolade gerecht unter sich aufzuteilen. Was passiert mit den Hubers, wenn ihnen die „Schoggi-Gier“ in die Quere kommt? Wer von ihnen kann sich dann noch gerecht verhalten?

„Das ist nicht gerecht! Du besch doss- raus!“ tönt es schon bald. 
Doch was ist gerecht? Frau Huber soll etwas mehr bekommen, sie hat die Schokolade schliesslich entdeckt, aber Herr Huber war als Erster hier und überhaupt…

Wir werden Zeuge, wie schwierig teilen ist. Die Hubers versuchen gerechte Regeln zu erfinden: Alle die eine Brille haben, bekommen etwas weniger… Nun wird auch das Publikum miteinbezogen. Fast alle Kinder finden das ungerecht. Warum ? Der Brillenträger, hat doch vorhin schon Schokolade gegessen, oder wie war das? 

Je mehr Schokolade im Spiel ist, desto schwieriger wird es: die Gier kommt ins Spiel und die kleinen Machtspiele beginnen. Ohne dass sie es wollen entfernen sich die Hubers immer weiter von der simplen Lösung, die Schokolade in drei gleich grosse Stücke zu teilen. 

In „Schoggiläbe“ wird das Thema Teilen und Gerechtigkeit aufgegriffen. Ein Mitmach- oder besser Mitdenk-Theater für alle ab sechs Jahren.

De Zeppelin flüügt nümme – zwischen Zeiten und Herzen

Theater Luki*ju Luzern

Ein herzhaftes Generationenstückfür für alle ab 7 Jahren

Besucht am Mittwoch, 13. November 2019 im Theaterpavillon Luzern

Mit dem Betreten des Theatersaales bin ich zugleich zu Besuch in der Alterswohnung von Johanna. Einfach, schlicht und ausdrucksstark erwartet das Bühnenbild das Publikum. Und Johanna erwartet Florian. Ihren Neffen. Florian, so scheint es auf den ersten Blick, hat seinen Weg im Leben noch nicht so richtig gefunden und soll endlich seine Oma im Pflegeheim besuchen. Doch schon bald wird klar, dass die Begegnung viel mehr eröffnet als ein netter Besuch. Florians Oma ist noch rüstig. Und interessiert an der Welt. Ihrer und der gossen Welt. Mit einfühlsamen Monologen zum Publikum wird bereits vor dem Aufeinandertreffen der beiden eine herzliche und fürsorgliche Beziehung spür- und hörbar. Die Erzählungen kommen aus den Herzen der beiden, mit den jeweiligen Zweifeln, das Gegenüber erneut zu enttäuschen. 

Da sitzt sie nun vor Florian, die Oma, die ihren Enkel als kleinen Bub so geliebt hat. Leider sind sich die zwei in der vergangenen Zeit zunehmend fremd geworden. Grund dafür war der Streit um dein Umzug ins Pflegeheim, den Florian nie verstanden und akzeptiert hat. 

Da sitzen sie sich gegenüber. Und schon bald sehen sich die beiden in einem neuen Licht. Der kleine, neugierige Junge, mit dem sie so gerne unterwegs war, steht wieder vor ihr. Verspielt und liebenswürdig kommen sie miteinander ins Gespräch; sie knüpfen an und reisen zusammen ins das Land der Fantasie, dahin, wo alles möglich ist, wo es keine Grenzen gibt, wo sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft die Hand reichen. Und so wird die Begegnung, der Florian so widerwillig entgegengeschaut hat, für beide unerwartet bereichernd, beflügelnd und beglückend. 

Eine wunderschöne Geschichte, die alle Grenzen zwischen den Generationen aufhebt und die Erinnerung zum gemeinsamen Reiseziel macht.