Berufserfahrung macht noch keine Experten – oder wie ich eine gute Lehrperson werde

Junglehrpersonen begeben sich nach Studienabschluss als Novizen in ihr Berufsfeld, womit ihre Professionsentwicklung beginnt. Erst mit dem bewussten und reflektierten Praktizieren entwickeln sich Lehrpersonen in ihren Kompetenzen, allen Schülerinnen und Schülern die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln und sie zu fördern. Es gibt keine Lehrer/innen-Gene und keine natürliche Begabung eine gute Lehrerin/ein guter Lehrer zu sein, sondern nur Lehrpersonen, die sich mehr oder weniger in ihrer Profession entwickeln.

Mein sechsjähriger Sohn hat begonnen, ein Instrument zu spielen und zwar in der klassischen Methode: Einmal pro Woche besucht er den Musikunterricht, wo ihm die Musiklehrerin Rückmeldungen zu seinem Spiel und neue Herausforderungen mitgibt, die er dann bis zur nächsten Stunde üben soll. Seit der These von Malcolm Gladwell im Buch Outliers (2008) wissen wir, dass Menschen rund 10‘000 Stunden ins Üben investieren müssen, um z.B. auf einem Instrument, im Sport oder auch in ihrer Profession gut zu werden. Der Urheber dieser These, Andres Ericsson zeigt mit seiner Forschung (z.B. Ericsson und Pool, 2016; Ericsson et al., 2013), dass es eine ganz bestimmte Art von Üben braucht, um Fortschritte zu machen. Er nennt das „Deliberate Practicing“. Deliberate Practicing gilt auch als Goldstandard, wenn es um die Entwicklung der Kompetenzen des Unterrichtens von Lehrpersonen geht.

Deliberate Practicing

Die Kompetenzentwicklung von Personen in einer Profession, d.h. der Professionals wie der Lehrerinnen und Lehrer, der Anwältinnen und Anwälte oder der Ärztinnen und Ärzte ist wissenschaftlich gut untersucht. Quasi axiomatisch ist die Erkenntnis, dass Praktizieren per se noch keine Entwicklung zum Besseren mit sich bringt. Viele Studien zeigen, dass die Kompetenzen von Professionals trotz regelmässigen Weiterbildungen abnehmen. Ein Grund liegt darin, dass Weiterlesen

Zweitkarriere als Berufsfachschullehrer/in

Berufsfachschullehrpersonen starten mit dem Stellenantritt als Lehrperson in der Regel ihre zweite Karriere. Bevor sich Fachleute für eine Zweitkarriere als Berufsfachschullehrperson entscheiden, Fragen sie nach den Perspektiven im Beruf. Bietet der Lehrberuf in der Berufsbildung Möglichkeiten einer beruflichen Karriere?

Soll ich Berufsfachschullehrer/in werden? Die Entscheidung für den Lehrberuf in der Berufsbildung ist eine komplexe Angelegenheit. Für Berufsgruppen mit relativ tiefen Löhnen und schwierigen Arbeitsbedingungen bezüglich Arbeitszeit, Arbeitssicherheit, gesundheitlicher Belastung oder begrenzter Entwicklungsmöglichkeiten ist der Lehrberuf sehr attraktiv. Für sie ist der Wechsel an die Berufsfachschule auch ein Karriereschritt mit sichtbarem Statusgewinn. Untersuchungen zeigen, dass sich bei diesen Berufsgruppen vor allem die „Besten“ für den Lehrberuf interessieren. Für Berufsleute in sehr gut bezahlten Berufen, Firmen und Branchen mit breit gefächerten Entwicklungsmöglichkeiten scheint der Lehrberuf hingegen weit weniger attraktiv zu sein. Es wäre aber ein Fehlschluss zu denken, dass sich in diesen Bereichen die „Schwächsten“ für den Lehrberuf interessieren. Zweitkarriere-Lehrpersonen wählen den Lehrberuf nicht primär aus monetären Gründen. Es wird sogar beobachtet, dass Personen trotz Lohneinbussen von bis zu 50% in den Lehrberuf wechseln.

“Moving out”, “Moving on” oder “Moving up”?

Berufsfachschullehrpersonen haben nach dem Berufseinstieg im Grunde die drei Optionen „moving out“, „moving on“ oder „moving up“. Bei der „moving out“ Option wird der Zweitberuf der Berufsfachschullehrerin/des Berufsfachschullehrers wieder verlassen. Weiterlesen

Bildungsbericht 2016: Luzerner Bildungslandschaft – Stufen, Wege und Ressourcen

Regierungsrat und Bildungsminister Reto Wyss hat an der Diplomfeier der PH Luzern am 18. November 2016 mit der Darstellung und Interpretation statistischer Daten aus dem Bildungsbericht 2016 des Kantons Luzern eine Diskussion lanciert, die mit einer Serie von Beiträgen auf diesem Blog weitergeführt werden soll. Eine Lektüre des Teiles „Kontext Bildung“ des Berichts wirft auch wirtschaftspolitische Fragen auf.

Am 18. November 2016 hat Regierungsrat Reto Wyss im Rahmen einer Diplomfeier der PH Luzern erste Erkenntnisse und Interpretationen aus dem neu erschienenen Luzerner Bildungsbericht 2016 präsentiert. Der interessante Bildungsbericht 2016 umfasst auf 263 Seiten wichtige Zahlen und Fakten, die über die Darstellungen hinaus interpretiert und diskutiert werden können. An dieser Stelle werden in den nächsten Wochen Beiträge zu einzelnen Themen, Zahlen, Interpretationen des Bildungsberichts 2016 erscheinen. Alle Leser/innen sind herzlich eingeladen, über die Kommentare mitzudiskutieren.

Der Luzerner Bildungsbericht 2016

Mit dem Bildungsbericht 2016 legt der Kanton Luzern nach 2010 zum zweiten Mal eine „statistische Gesamtschau der Luzerner Bildungslandschaft“ vor. Die systematische Darstellung des Bildungsgeschehens im Kanton Luzern dient einerseits dem kantonalen Bildungsmonitoring und soll andererseits die Diskussion und Auseinandersetzung über die „Schlüsselressource unseres Wohlstands“ im Kanton fördern. Der Bildungsbericht gliedert sich in drei Teile: Weiterlesen

Diplomfeier der PH Luzern vom 18. November 2016

Die PH Luzern diplomiert mehrmals im Jahr Lehrpersonen, die einen Weiterbildungsstudiengang (CAS, DAS, MAS) erfolgreich abgeschlossen haben. Der Prorektor Weiterbildung Prof. Dr. Jürg Arpagaus hat die Feier mit ein paar Worten; auch zur Entwicklung der Weiterbildung für Gymnasiallehrpersonen eröffnet.

Geschätzter Regierungsrat Reto Wyss, werter Rektor Hans-Ruedi Schärer, liebe Absolventinnen und Absolventen, sehr geehrte Gäste und liebe Kolleginnen und Kollegen der PH Luzern und der PH Zug, ich begrüsse Sie alle ganz herzlich zur heutigen Diplomfeier der PH Luzern hier im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL).

An der heutigen Diplomfeier werden Zertifikate und Diplome von acht unserer 24 Weiterbildungsstudiengängen (CAS, DAS, MAS) abgegeben. Es könnten heute 115 Personen ein Zertifikat bzw. ein Diplom nach erfolgreichem Abschluss entgegennehmen, und zwar 37 Männer und 78 Frauen, die zu 48% aus dem Kanton Luzern kommen. Ein Blick auf die Einladung zeigt uns die Vielfalt der Weiterbildungsabschlüsse: DAS Schulleiter/in, CAS Kooperative Schulführung, CAS Schulmanagement, CAS Mit Führungserfahrung eine Schule leiten, CAS Mentoring & Coaching im Lehrberuf, CAS E-Learning Design und CAS Klassenlehrer/in an Gymnasien.

Es freut mich ausserordentlich, dass Weiterlesen

Der Lehrer ist tot – Es lebe der Lehrberuf!

Den Lehrer oder die Lehrerin gibt es nicht mehr. Der Lehrberuf beschreibt heute ein hoch ausdifferenziertes Berufsfeld mit vielen Facetten und Perspektiven. Dennoch sprechen die Berufsberatung oder der Lehrer/innenverband noch immer vom Lehrer und von der Lehrerin und stehen sich und ihrem Berufsstand für weitere Entwicklungen selber im Weg. Der Blogbeitrag macht ein paar Überlegungen, wie das aufgebrochen werden kann.

«Lehrerin/Lehrer werden» heisst es auf der Homepage der berufsberatung.ch oder bei verschiedenen Pädagogischen Hochschulen. Auch der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer LCH hat in seiner jüngsten Publikation zum Lohn des Lehrers/ der Lehrerin gesprochen. Doch gibt es DEN Lehrer bzw. DIE Lehrerin noch? Stimmt das Image des Lehrers/ der Lehrerin noch mit dem Lehrberuf von heute überein? Weiterlesen