Der Übergang von der Schule in den Beruf: Eine bildungspolitische Herausforderung

Der Übergang von der Schule in die Berufswelt muss gestaltet werden. Die regionale Netzwerkarbeit gilt als besonders wirksames Instrument. Doch auch die Netzwerkarbeit birgt ihre Tücken, die institutionell gelöst werden müssen. 

Die regionalen Bemühungen am Übergang von der Schule in den Beruf beziehen sich einerseits auf die individuelle Begleitung von Jugendlichen mit dem Ziel von realisierbaren Ausbildungsperspektiven, andererseits auf die strukturelle Gestaltung der Vernetzung und Kooperation zwischen den am Übergang beteiligten Akteuren (Kruse, 2010). Diese Vernetzung als Basis und Wegbereitung für eine gelungene Integration der Jugendlichen am Übergang von der Schule in den Beruf stellt eine zentrale Aufgabe für alle am Übergangsgeschehen beteiligten Bildungsinstitutionen und Fachkräfte dar (Wolfensberger, 2010).Dabei gilt als Voraussetzung, dass alle beteiligten Institutionen und Fachkräfte kooperieren und zwar im dem Sinne, dass eigene Handlungslogiken und Aufträge wahrgenommen werden genau so wie gemeinsame Handlungsfelder und Verantwortungen.

Gemäss Bylinski (2014) bezeichnen die befragten Fachkräfte aus Schulen, Beratungsstellen und Betrieben die Netzwerkarbeit als „zentral für die Übergangsgestaltung und den Aufbau von Netzwerken für ihre Arbeit als besonders nützlich“ (Bylinski, 2014, S. 37). In der Diskussion um die gegenwärtig stattfindende regionale Netzwerkarbeit werden jedoch verschiedene Problematiken und Schwierigkeiten sichtbar.

Netzwerkarbeit Hüben und Drüben

So scheinen sich beispielsweise regionale Netzwerkstrukturen auf der operativen Ebene kaum umzusetzen, sondern existieren eher in Form von bilateralen Arbeitsbeziehungen zwischen einzelnen Beteiligten des Netzwerks. Als weitere erschwerende Bedingung kommt hinzu, dass die beteiligten Fachkräfte aus Schule und Berufswelt ein unterschiedliches Verständnis von Netzwerkarbeit mitzubringen scheinen, welches aus der jeweiligen Perspektive heraus blockierend auf eine Kooperation wirken kann. Für die Lehrpersonen der Sekundarstufe I ist die Kooperation mit Betrieben ein zentrales Anliegen ihrer Netzwerkarbeit, um ihre Schülerinnen und Schüler im Berufswahlprozess unterstützen zu können. Sie betonen jedoch eher Kontakte auf persönlicher Ebene, welche eng mit ihren beruflichen Beziehungen verbunden sind. Dadurch hängt bei Lehrpersonen die Netzwerkarbeit stark mit der Dauer ihrer Berufserfahrung zusammen. Auf der anderen Seite scheinen sich Berufsbildner/-innen gemäss aktuellen Erhebungen in der regionalen Netzwerkarbeit überwiegend auf die spezifischen Bedürfnisse ihres Betriebs zu konzentrieren (Bylinski, 2014). Sie betonen die Zusammenarbeit im Netzwerk vor allem dann als relevant, wenn es um die Akquise von beziehungsweise um Probleme mit Auszubildenden geht. Zudem kritisieren sie bei den Lehrpersonen der Volksschule das mangelnde berufliche Fachwissen (Schmid & Storni, 2004).

Die PH als Vermittlerin der Netzwerkarbeit

Zusammenfassend scheint die Netzwerkarbeit der Fachkräfte aus Schule und Beruf aktuell eher im unmittelbaren Arbeitsalltag bei konkreten Problemstellungen stattzufinden. Vielfach äussern diese jedoch den Wunsch nach mehr Austausch und Zusammenarbeit, um die Netzwerkarbeit zunehmend auch als präventive und proaktive Strategie nutzen zu können. Aus beider Sicht erfordert die Zusammenarbeit sowohl gegenseitige Wertschätzung als auch Offenheit und gegenseitiges Kennenlernen, welches idealerweise auf „neutralem Boden“ stattfinden sollte (z.B. Bylinski, 2014; Neuenschwander et al., 2012). Hier kann die Pädagogische Hochschule wirksam werden, indem sie als vernetztes Kompetenzzentrum für Lehrpersonen aus Schule und Beruf Austausch- und Kontaktmöglichkeiten bietet, in denen Koordination, Vernetzung und Transparenz zwischen verschiedenen regionalen Aufträgen und Bemühungen stattfinden kann. Die PH Luzern nimmt ihre Verantwortung wahr und bietet mit dem „Forum Schule trifft Berufswelt“ eine Plattform, auf der individuelle Netzwerkarbeit stattfinden kann. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) unterstützt diese Anlässe.

Dr. Janine Gut, PH Luzern

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