PERLENDERZEIT_2

Am Montag, 20.März 2023 eröffnete das Zentrum Theaterpädagogik an der Primarschule Sempach die zweite Durchführung des generationenübergreifenden Begegnungsprojektes «PerlenderZeit».

20 lebendige Primarschüler*innen, eine neugierige Lehrerin, sieben theaterfreudige Senior*innen und zwei expeditionierende Theaterpädagoginnen trafen sich zum fulminanten Auftakt. In den kommenden Wochen stehen vier Theatertage und eine Projektwoche auf dem Programm. Dabei suchen und finden die Senior*innen zusammen mit den Kindern Erinnerungen, die in der «Stadt der Erinnerungen» zu Hause sind. Manche Erinnerungen, so haben wir bereits herausgefunden, schlafen noch, einige sind schon hellwach, wieder andere klingen lustig und ein paar sind richtig fröhliche Aufsteller. Ja, auf den Spuren der Erinnerungen gibt es viel zu erzählen, viel zu spielen und viel zu erleben.

„PerlenderZeit“ ist ein generationenübergreifendes Projekt des Zentrum Theaterpädagogik und gehört zu den fünf Gewinnerprojekten des Förderprogramms „piiik“ der Albert Koechlin Stiftung. Im Zentrum des «Zusammenspiels» steht der Zusammenhalt der Gesellschaft. Das zweite Projekt der Reihe „PerlenderZeit“ wird in Zusammenarbeit mit der Schule Sempach, dem Kulturverein «aktuelles Sempach» und der Pro Senectute Luzern durchgeführt.

Am 4. und 5. Mai wird das entstandene Gemeinschaftswerk in Sempach aufgeführt. 

Verbindlichkeit verbindet! 

Zwei theaterästhetische Spiel-Labore im Fokus.

Im Rahmen der Fokusveranstaltungen «Kunstspartenübergreifende Arbeitsweisen» und «Dramaturgisch Gestalten – Verwandlungsprozesse festlegen» rollte das Zentrum Theaterpädagogik am 24. Januar und 7.März 2023 den roten Teppich aus. Es begrüsste je 16 Lehrpersonen zu zwei theaterästhetischen Spiel-Laboren. Die Grundidee, dass neu für alle Lehrpersonen der Luzerner Schultheatertagen zwei Kurzweiterbildungen angeboten werden, basiert auf Erfahrungen vergangener Theatertage. Diese zeigten deutlich, dass Aspekte der «Unverbindlichkeit» und «Kurzlebigkeit» auch vor der Bühne nicht Halt machen. Die Sichtbarkeit dieser Unverbindlichkeit brachte das ZTP zur Entscheidung, für alle teilnehmenden Lehrpersonen zwei Vertiefungs-Workshops anzubieten. Gemeinsam mit den Lehrpersonen wurden folgenden Fragen in den Fokus genommen: 

Verbindlichkeit: Wie zeigt sich Verbindlichkeit in einer gestalteten Theaterproduktion? Was hat Verbindlichkeit mit der sozialen Kunstform Theater zu tun und verbunden? Mit wem verbindet sich wer – und wie? Inwiefern beeinflusst eine verbindliche Gestaltung die Haltung zum Stück? Beeinflusst die Wertehaltung gegenüber den Mitspielenden das Zusammenspiel? Hat Verbindlichkeit etwas mit Verantwortung zu tun? Welche Gestaltungsmittel, welche Vereinbarungen, welche Festlegungen und Abmachungen helfen, eine Verbindlichkeit zu erlangen, die einem Gemeinschaftswerk eine neue Ausstrahlung und Ausdruckskraft gibt? Inwiefern stehen Verbindlichkeit und Ausdruckskraft in Beziehung? Inwiefern beeinflusst eine besprochene, verhandelte, erlebte Verbindlichkeit die Sicherheit, das Wirgefühl, die Dazugehörigkeit? 

Gemeinsam erprobend wurde mittels Modelle und Konzepte hinter die Kulissen der sozialen Kunstform Theater geschaut. In den interaktiven Workshosp recherchierten die Teilnehmenden beispielsweise, wie ausgehend von einer Soundcollage zum Thema «Hörbarkeit vergehender Zeit » szenisches Material entwickelt werden kann. Diese Tonspuren wurden später in Kombination t mit räumlich gestalteten Installationen gebrach. In einem weiteren Schritt konnten die inhaltlichen und gestalterischen Fundstücke durch dramaturgische Elemente «zerspielt, «verrückt» und in neuen Kombinationen zusammengefügt werden. Aus den entstandenen installativen Bühnensituationen komponierten die Spielleitenden schliesslich unter Einbezug verschiedener dramaturgischer Modelle szenische Miniaturen, welche einander abschliessend präsentiert wurden. Im Fokus beider Fokus-Veranstaltungen standen begleitend besprochene Transfer-Möglichkeiten, welche in die Umsetzung des eigenen Theaterprozessen einfliessen können.  

Stereo – Typen

Theaterproduktion von Kolypan & Teatro Lata, Zürich

Besuch einer öffentlichen Vorstellung am 4. März im Schlachthaus Theater Bern

von Kathrin Brülhart Corbat

Auf der Bühne steht eine typische Schulgarderobe. Wir sind gerade dabei, als Rico vor die Tür gestellt wird. Rico hat viele Probleme in der Schule, Zahlen und Buchstaben sind nicht so sein Ding, er hat auch häufig Stress mit seinen Klassenkamerad*innen. Die machen ihn so wütend, bis er dreinschlägt, nun geht er eigentlich allen aus dem Weg. Bis Robi auftaucht. Auch er wurde vor die Tür gestellt, auch er ist ein Einzelgänger ohne Freude – Rico und Robi entdecken schnell eine gemeinsame Leidenschaft: das Musik machen…

Die beiden treffen sich nun immer wieder im Bandraum der Lehrpersonen, manchmal auch nachts: Robi hat einen Schlüssel zu diesem geheimen Paradies…

Hier werden wir nun Zeugen, wie tolle Songs entstehen. Richtig coole Songs mit Texten (von Robi!) und den noch cooleren «moves» (natürlich alles live – beide Schauspieler sind tolle Musiker) Hier werden Streiche ausgeheckt und stundenlang in Game-Welten abgetaucht.

Was in diesem Proberaum aber vor allem passiert; da wird echtes Entstehen von Vertrauen einer Jungenfreundschaft gezeigt: allmählich fallen die Coolness- Muster.

Es wird mit Nuscheli geschlafen und ins Bett gepinkelt vor Angst. Wir blicken hinter die Fassade von gängigen «Männlichkeitsbildern».

Ein wunderbarer Moment auch, als die beiden Väter der Jungs ins Spiel kommen, da es Puff gibt mit der Schulleitung. Robi und Rico haben die Wände im Schulhaus vollgesprayt mit ihrem Logo Stereo-Typen, das kostet natürlich was und wird zur Bewährungsprobe für das Duo.

Aber so viel verrate ich an dieser Stelle: am Schluss kommt es zu einem Schulkonzert erster Klasse !

Eine empowernde Geschichte über eine Jungenfreundschaft, feinfühlig erzählt mit viel Musik für alle ab 8 Jahren.

Drü Insle

Theaterproduktion von Triplette, Luzern

Besuch einer öffentlichen Familienvorstellung am 19. Februar 23 im Tojo Theater der Reitschule Bern, von Kathrin Brülhart Corbat.

«Lueg das send d’Wohnige», «Nei das send d’Insle», «äbe, d’Ensle esch dänk e Wohnig», neben mir sitzen zwei Kinder und warten gespannt, bis es losgeht.

Mit lautem Möwengekrächze fliegen sie auf die Bühne: «Mier send die coole Möve ond flüüged öbers Meer, Carlotta, Gaby, Lia, so heissed mier ….», immer wieder hören wir diesen Sprechgesang und fühlen uns schon weit weg, irgendwo am Meer.

Es ist Morgen. Die drei Inselbewohnerinnen leben je auf einer unterschiedlichen Insel (toll eingerichtet auf einem Holzpalette 🙂 Sie erwachen und gehen ihrer Morgenroutine nach. Da wird Kaffee getrunken, die Werkbank eingerichtet, indem jedes einzelne Werkzeug begrüsst wird; auf eigensinnige Art Zähne geputzt und nach den Möwen Ausschau gehalten. Danach wird gehämmert und genagelt, gebacken und geschrieben.

Von aussen betrachtet: pures Lebensglück, denen geht’s gut, auch wenn sie allein auf ihrer Insel leben. Jede hat auch ein Spiel gegen die Langeweile, wie «Schäri, Stei, Papier» oder «Becher rücken». Das kann man nämlich tiptop allein spielen.

Jedoch am Abend, wenn es eindunkelt, kommt die Einsamkeit angeschlichen, dann sehnen sich alle Drei nach Freundschaft. Wie gerne hätten sie mal Besuch und würden gemeinsam Kuchen essen, Gedichte erfinden oder die Werkbank aufräumen.

Und dann kommt der Moment, auf den wir alle im Publikum gewartet haben: beim Möwen beobachten durch das Fernglas, entdecken sie einander! Nun werden Briefe geschrieben und Einladungen getippt und dank der Möwenpost gelangen diese auch an den richtigen Ort.

Wie gross die Freude über die erhaltenen Einladungen ist, kann man sich ja vorstellen und dann kommt mein Lieblingsmoment in diesem Stück: Wie gelangt man jetzt auf die andere Insel, wie kommt man über’s Wasser… da ist das Papierschiff viel zu klein, um einzusteigen oder das «Schletzband» funktioniert zu wenig gut.

Als alle schon aufgeben wollen, passiert etwas, das an dieser Stelle nicht verraten wird. Nur so viel: naturwissenschaftlich nicht ganz einwandfrei aber wunderbar magisch!

Eine herzerwärmende Geschichte über das Einsam- sein, Sehnsucht- haben und Freunde-finden für alle ab drei Jahren.

So nicht mein Prinz!

Ein Erzähltheater von Alexandra Frosio

Frei nach dem Bilderbuch „Der Prinz im Pyjama“ von Heinz Janisch.

Besuch einer öffentlichen Vorstellung am 13. Januar 2023 im Theater Kellerpoche, Fribourg von Kathrin Brülhart Corbat

Vor der Tür vom Theater Kellerpoche in Fribourg ist an diesem Sonntagmorgen viel los: man kann den «Stalden» in der Altstadt runterschlitteln, zig Kinder stehen mit ihren Schlitten und Skihelmen an… «Der Schnee wird jedes Jahr hertransportiert», erklärt man mir am Eingang zum Kellerpoche. Hoffentlich kommen noch ein paar ins Theater. «Wir gehen dann einfach après» erklärt mir ein kleiner Junge, zuerst Theater – dann schlitteln, so geht das.

Wir steigen die steile Treppe runter ins Kellerpoche und suchen uns einen Platz. «Schön ist es hier», meint ein kleines Mädchen neben mir. Stimmt, dieses Kellerpoche Fribourg hat seinen Charme.

Endlich geht’s los, wir erfahren, dass Prinz Isidor ein hübscher Prinz ist, der Liebling von der Königin und dem König. Aber leider gibt es da ein Problem, Isidor will einfach nicht die Kleider anziehen, die sich für einen Prinzen gehören, er hasst die weiten Puffärmel von der weissen Prinzenbluse und die engen Strumpfhosen, sie jucken und kratzen, sind steif und unbequem. Am liebsten trägt Isidor seinen dunkelblauen, kuscheligen Ganzkörper-Pijama. «Und was ist Dein Lieblingspijama?» immer wieder werden die kleinen Zuschauer*innen ins Geschehen einbezogen, die vierte Wand gebrochen.

Mit grossem Gespür für Kinderfragen führt Alexandra Frosio als Erzählerin durch die Geschichte von diesem sympathischen kleinen Prinzen. Wir erfahren, dass Isidor ein grosser Erfinder ist, er hat zum Beispiel den Meter erfunden und die Nähmaschine und die Bettflasche und…

Aber eben dieses Pijama, das geht gar nicht, eines Tages wird der König so wütend, dass er Isidor in die weite Welt rausschickt, er soll nun endlich lernen ein richtiger Prinz zu sein, mit Drachen töten und mutig sein und so. Isidor meistert sein «Prüfungen» mit Bravour und das soll an dieser Stelle verraten werden, natürlich mit Hilfe verschiedener Pijamas, die er in seinen Koffer gepackt hat. Eine meiner Lieblingsstellen, als der Räuberhauptmann mit seinen 24 Kollegen das rote Pijama geschenkt bekommt (spannt etwas um den Bauch und ist viel zu kurz) und sich von diesem Geschenk besänftigen lässtJ

Die Geschichte endet wie im Märchen: mit Elisabeth einer Prinzessin, die eine absolut geniale Schwimmerin ist und einer Koffer-Hochzeitstorte auf der ganz zuoberst eine Musikdose «für Elise» spielt.

Eine wundervolle phantasieanregende Geschichte für alle ab vier Jahren.

Die Geschichte vom Onkelchen

Theaterproduktion von La Grenouille, Biel

Besuch einer Schulvorstellung am 26. Januar 23 im Tojo Theater der Reitschule Bern

von Kathrin Brülhart Corbat

Wir kommen rein, ich und ca 100 Erst- und Zweitklässler*innen hören schon beim Reinkommen Streichertöne, das Cello wird gestimmt, zwei Geigen und eine Bratsche. Die Musikerinnen stimmen sich ein und wir sind live dabei. «Schön!», staunt ein Junge neben mir. «Hat es schon angefangen?» fragt er, « ich glaube schon», meint seine Nachbarin.

Der kleine Onkel lebt in seinem Haus ganz alleine am Waldrand. Er liebt Kaffee und möchte gerne einen Freund. Nachts weint er, weil er so einsam ist. Eines Tages schreibt er kleine Zettel mit der Nachricht «Einsamer Onkel sucht einen Freund», diese klebt er überall an die Bäume. Danach setzt er sich auf die Treppe vor seinem Haus und wartet…

Das ist der Anfang dieser wundervollen Geschichte nach dem Bilderbuch von Barbro Lindgren. Wir sehen ein Musiktheater fast ohne Worte über Einsamkeit und Freundschaft. Das Streichquartett «erzählt» mit. Die Musikerinnen bewegen sich mit ihren Instrumenten, sind mal mitten auf der Bühne oder neben dem Haus vom kleinen Onkel oder weit weg auf ihren vier Stühlen an jeder Ecke des Bühnenraumes.

Zurück zur Geschichte: der kleine Onkel wartet zehn Tage und zehn Nächte. Als er die Warterei schon fast aufgibt, taucht endlich jemand auf – ein Hund. Die beiden mögen sich von der ersten Minute an. Endlich hat der kleine Onkel einen Freund, den er sogar in seinem Bett übernachten lässt und mit Kaffee verwöhnen kann.

Die Zeit vergeht, es wird Sommer, mit wunderbaren musikalischen Insektenflügen, dann kommt der Herbst mit einem genialen Geigensturm. Als es Winter wird, erleben wir, was es heisst, wenn man seinen allerbesten Freund teilen muss.

Liebe, Zuneigung und Wärme sind in diesem Stück für alle fass- und erlebbar. Fein und schlicht erfahren wir viel über sich gernhaben, traurig und überglücklich sein.

Die Theaterfassung von Thomas Brömmsen und Lars-Erik Brossner stand bereits vor 25 Jahren auf dem Spielplan von La Grenouille. Wunderbar, dass sie erneut aufgenommen und von Charlotte Huldi neu inszeniert wurde. Für alle ab 5 Jahren.

Was macht ds Wätter

Ein Objekttheater für alle ab 3 Jahren von Engel&Magorrian, Bern

Besuch einer Schulvorstellung am 5. Dezember im Schlachthaus Theater Bern

von Kathrin Brülhart Corbat

Nur ungern trennt sich der Wetterwart von seiner Decke, lieber möchte er noch etwas länger Nacht haben. Aber das geht nicht, die Nacht ist nun vorbei, sie muss gehen, vorsichtig wird sie in ein Kästchen gelegt, aber auch die Nacht wäre gerne noch etwas wach, sie möchte noch nicht gehen… das Kästchen springt immer wieder auf, mit einem Gutenachtkuss funktionierts – endlich, weil die Sonne wartet schon.

Es gibt viel zu tun an so einem Morgen: Da muss als erstes der Mond abgehängt werden und natürlich wird Radio gehört, schliesslich muss man ja rausfinden, was das Wetter heute macht: Am Vormittag Sonne, blauer Himmel und am Nachmittag etwas Wolken und Regen.

Zuerst wird die Sonne aufgepumpt, zu Beginn will sie noch nicht an den Himmel, sie möchte lieber noch etwas herumgumpen, vorwärts und rückwärts, recht wild ist sie. Der Wetterwart erklärt uns, das sei normal, dass sie so wild tut – ja, weil nachher muss sie ja ganz ruhig über den Himmel gleiten, da darf sie sich nun schon noch etwas austoben. Finden wir auch.

Und wo ist eigentlich der Regen? Den brauchts am Nachmittag auch. Aber zuerst noch der blaue Himmel, ein wunderschöner, etwas selbstverliebter Himmel kommt zum Vorschein, er singt für’s Leben gerne und möchte eigentlich mehr im Vordergrund sein… aber das geht nicht, der Himmel muss in den Hintergrund.

Später erfahren wir, dass der Schnee krank ist, er hat Fieber und befindet sich im Kühlschrank und eben der Regen, wo steckt er bloss, will er wieder Versteckis spielen? Nein bitte jetzt nicht! Wir haben keine Zeit. Bald schon muss es regnen. Aber ojeee dem Regen geht es nicht gut, er ist traurig, immer gehen alle nach Hause, wenn er kommt… Zum Glück kann der Wetterwart so gut trösten und es kommt alles gut am Schluss, auch mit dem Regen.

Wunderbar verspielt und fröhlich thematisiert «Was macht ds Wätter»

die Herausforderung, wenn etwas zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss. Der Wetterwart kümmert sich um die Wetter-Elemente mit viel Geduld. Selbst wenn sie seine Nerven strapazieren, verliert er nie den Humor.

Ausgangslage für das Stück bildet die Situation, die Begleitpersonen von jüngeren Kindern nur zu gut kennen: Die Herausforderung, sich für den Tag bereit zu machen. Pünktlich und in der richtigen, dem Wetter und der Jahreszeit angepassten Kleidung am richtigen Ort zu sein, währenddem die Kleinen und ihre Bedürfnisse immer wieder die Kontrolle übernehmen und nicht alles wie geplant abläuft….

Ein Objekttheater mit viel Musik, das starke Bilder schafft und auch die Allerkleinsten die Theater-Magie erleben lässt.

Eröffnung Theaterperlen 2022

Vorhang auf für die Theaterperlen 2022

Seit Ende Oktober 2022 gehen an acht Veranstaltungsorten im Kanton Luzern und Obwalden die diesjährigen Theaterperlen über die Bühne.

Gespielt wird in Schüpfheim, Neuenkirch, Ruswil, Sursee, Willisau, Luzern und Sarnen.

Zusammen mit dem Netzwerk der Perlenveranstalter*innen, die verteilt im ganzen Kanton Luzern und Obwalden aktiv sind, organisiert das Zentrum Theaterpädagogik 19 verschiedene Stücke mit insgesamt 50 Vorstellungen. Diese werden von professionellen Kinder- und Jugendtheatertruppen gespielt.

Gestern Morgen startete das Theaterperlen-Programm für die Schulklassen aus der Stadt Luzern und den Agglomerationsgemeinden mit dem Figurentheater „Unter Artgenossen“ für Oberstufenschüler*innen, gespielt von Kathrin Bosshard (fleischundpappe.ch).

In den nächsten Tagen werden rund 4000 Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Kanton Luzern und Obwalden diese 50 Vorstellungen besuchen.

Wir freuen uns sehr, dass alle Vorstellungen ausverkauft sind und das «Theater sehen» nach den coronabedingten Massnahmen wieder Auftrieb erhält.

Und last but not least: auch die Nachfrage nach den begleitenden «Theater mit Resonanz»-Nachbereitungsangeboten, welche in Zusammenarbeit mit schukulu lanciert werden, ist sehr gross.

Fundbüro der Erinnerungen

PerlenderZeit_1 Neuenkrich

Am Dienstag, 8. November fand die erste Vorstellung der Projektreihe „PerlenderZeit“ in Neuenkirch statt.

Das theatrale Gemeinschaftswerk «Fundbüro der Erinnerungen» war ein grosser Erfolg!

Indikatoren dafür? Glückliche Spieler*innen, die mit neuen generationenübergreifenden Freundschaften aus dem Projekt treten und ein begeistertes Publikum, das berührt und eigenen Erinnerungen begegnend mit innigem Applaus und vielen positiven Rückmeldungen das Stück würdigte.

17 Schüler*innen, eine Lehrerin, 6 Senior*innen und ein pensionierter Blindenhund präsentierten ausgehend vom verbindenden Themenfeld «Erinnerungen» das Gemeinschaftswerk «Fundbüro der Erinnerungen. Der Präsentation ging eine dreimonatige Spiel-, Experimentier- und Recherchephase voraus. Aus den dabei entwickelten Fundstücken entstand das Theaterstück. Dabei ging es um Erinnerungen, die verschwinden, die vergessen werden, die im Fundbüro abgegeben oder aber an eben diesem Ort wieder gefunden werden. Und manch eine Erinnerung weckte in direkter Weise neue Erinnerungen.

Dass der erlebte Theaterabend als neue gemeinsame Erinnerung allen Zuschauenden verschenkt wurde und – eine neue gemeinsame Erinnerung geschaffen wurde – stand schliesslich als abschliessendes und berührendes Statement im Raum, als es beim langsam ausgeblendeten Licht still wurde.

„PerlenderZeit“ ist ein generationenübergreifendes Projekt des Zentrum Theaterpädagogik und gehört zu den fünf Gewinnerprojekten des Förderprogramms „piiik“ der Albert Koechlin Stiftung. Im Zentrum des «Zusammenspiels» steht der Zusammenhalt der Gesellschaft. Dieser Zusammenhalt konnte sowohl unter den Spielenden als auch durch das äusserts heterogene Publikum (Familien- und Schulangehörige, Kulturinteressierte, Theaterinteressierte, Theaterpädagogik-Studierende und neue Projektpartner*innen) erfahren werden. Und so steht ein eindeutiges Fazit am Ende dieser ersten «PerlederZeit»: Theater spielen und Theater schauen; ein Grenzen überscheitendes Kulturangebot.

Und wie heisst es so schön: nach dem Projekt ist vor dem Projekt. Dies bedeutet einerseits, dass neue Projektideen im Schulalltag der spielenden Klasse mit den Senior*innen angedacht sind, der Kontakt weiter gepflegt wird. Und andrerseits? Das nächste „PerlenderZeit“-Projekt ist bereits in Planung. In Zusammenarbeit mit der Schule Sempach, dem Kulturverein «aktuelles Sempach» und der Pro Senectute Luzern beginnen die gemeinsamen Spieltage der Schüler*innen und Senior*innen im März 2023. Am 5. Mai wird das nächste Projekt in Sempach aufgeführt. 

Toto, Laura & die Stadtmusikant*innen

Theaterproduktion von Kolypan, Zürich

Besuch einer Schulvorstellung am 7. November 22 anlässlich des Theaterfunkens in der Kleinen Bühne Zofingen von Kathrin Brülhart Corbat

Ob wir auch ein Instrument spielen und welches, werden wir zu Beginn von Toto gefragt. Erstaunlich viele Kinder spielen ein Instrument, fast alle. Toto, der Strassenmusiker freut sich: «Wow, das ist super und falls jemand kein Instrument spielt, das da ist einfach und günstig…» Toto spielt nun wie ein Verrückter auf der Ukulele. «Cool!», lacht ein Junge neben mir, «ich spiele Handorgel.»

Schon bald sind wir mitten in einem Toto- Live- Konzert, bis der Strecker gezogen wird – von Laura. Laura braucht unbedingt Strom und ein Bett. Laura ist obdachlos und ihr Handy-Akku ist leer. Wir erfahren, dass sie nach dem Tod ihrer Grossmutter den Boden unter den Füssen verloren hat und nun auf der Strasse lebt.

Nun möchte Laura mit ihrem übergrossen Migroswagen, an dem zig Plastiktaschen hängen, wieder gehen; aber Toto und die Kinder halten sie auf. Sie solle bleiben, unbedingt! «Mach mit, getrau Dich!» Und schon bald beginnt Laura den spanischen Hunde-Song von Toto zu übersetzen und noch einen Tuck später, getraut sie sich sogar zu singen, und wie sie singt… wunderschön.

Die beiden sind ein richtiges Strassenmusikanten-Dream-Team. Da wird als Katze getanzt und als Hahn gekämpft und je länger das Konzert dauert, je mehr wird eine bekannte Geschichte reingesponnen: die Bremerstadtmusikanten.
In «Toto, Laura & die Stadtmusikant*innen» wird das Märchen neu erzählt und dazu erfunden, den jeweilige Situationen von Toto und Laura’s Tour angepasst.  

Wunderbar schräg und witzig. Gemeinsam ziehen die beiden mit Esel, Katze, Hahn und Hund weiter und man wünscht sich, dass sie für immer zusammenbleiben.

Ein starkes Stück über Freundschaft und Mut, mit viel Musik für alle ab 8 Jahren.