Kompetenzorientierung auf der Sekundarstufe II – zwischen Handlung und Skepsis

Beitrag: Richard Meier, Studiengangsleiter CAS FiBplus

Die Kompetenzorientierung ist in der Berufsbildung nichts Neues. Lernende, die neu mit dem LP21 von der Volksschule in die Sekundarstufe II übertreten, bringen neue Voraussetzung mit, an denen die Berufsbildung ansetzen will. Insbesondere das Prüfen von Handlungskompetenzen bleibt jedoch eine Herausforderung, der sich die Berufsbildung stellt.

Am 26. Januar wurde an der PH Luzern im Namen der Schweizerischen Konferenz der Weiterbildungsverantwortlichen der Sekundarstufe ll eine Kadertagung zu den Auswirkungen des Lehrplan 21 auf die Sekundarstufe ll durchgeführt. Daraus war zu entnehmen, dass der Kompetenzbegriff als Leitidee zur Umschreibung einer modernen, fachliche und überfachliche Inhalte umfassenden, Bildungszielsetzung dient. Während das Konzept einer kompetenzorientierten Unterrichtsgestaltung in den Praxisfeldern der Volksschule und der Berufsbildung eine gute Akzeptanz geniesst, begegnet man ihm vor allem in der Gymnasiallandschaft immer noch mit Skepsis. Es ging auch darum, ob mit den überfachlichen Kompetenzen der Volksschule wirklich die anschlussfähigen Schlüsselkompetenzen im Übergang zur beruflichen und gymnasialen Bildung vorhanden sind respektive welche Erwartungen an die Entwicklung der überfachlichen Kompetenzen von der Seite der Berufsbildung als „Abnehmende“ bestehen.In der Berufsbildung ist die Kompetenzorientierung ein bekannter Ansatz und wird mit dem Begriff der beruflichen Handlungskompetenzen in den vier Dimensionen Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz umschrieben. In den neusten Bildungsverordnungen wird der Begriff der Handlungskompetenzorientierung wie folgt aufgeführt: Handlungskompetent ist, wer berufliche Aufgaben und Tätigkeiten eigeninitiativ, zielorientiert, fachgerecht und flexibel ausführt (www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/berufliche-grundbildung/handbuch-prozess-der-berufsentwicklung/2-aspekte-der-berufsentwicklung/2-3-handlungskompetenzorientierung.html).

Was aktuell in der Berufsbildung intensiver diskutiert wird, ist wie die Handlungskompetenzen in Qualifikationsverfahren konkret, effektiv und unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen geprüft werden können. Auch Abgleiche mit bestehenden Lehrplänen sowohl in den berufsbildenden wie auch in den allgemeinbildenden Fächern erscheinen hier sinnvoll und notwendig. Die Handlungskompetenzorientierung setzt an klaren Erwartungen und Anforderungen an eine berufliche Grundbildung an. Sie ermöglicht dadurch eine Vergleichbarkeit ebenso wie die Anerkennung von bereits erworbenen Kompetenzen (www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/berufliche-grundbildung/handbuch-prozess-der-berufsentwicklung/2-aspekte-der-berufsentwicklung/2-3-handlungskompetenzorientierung.html). Damit wird auch der Bedarf an einem individualisierten, an den jeweiligen Kompetenzen der Lernenden ansetzenden Unterricht grösser. Mit einer fundierten Erarbeitung von Kompetenzen in den Bereichen Binnendifferenzierung, Lernprozessbegleitung, Bewertung und Förderdiagnostik setzt der neue „CAS Fachkundige individuelle Begleitung für Lehrpersonen in der beruflichen Grundbildung zum EBA und EFZ (CAS FiBplus)“ hier an.

Obwohl die Berufsbildung bereits über viel Erfahrung mit handlungskompetenzorientiertem Unterricht verfügt, wird die Schnittstelle zur Volksschule mit dem Lehrplan 21 ein Thema sein, dass vermehrte Aufmerksamkeit erfordert und insbesondere in den Fachbereichen noch zu spannenden Diskussionen führen wird. Es lohnt sich somit in den nächsten Jahren vermehrt kritisch «nach unten zur Volksschule zu schauen» und zu verfolgen, wie sich die neuen Bildungsstandards, z.B. in den Sprachfächern und in der Mathematik, mit dem LP21 weiterentwickeln und was dies für den Unterricht auf der Sekundarstufe II bedeuten kann.

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