Begabte Kinder fördern – ein „Muss“ für die Volksschule!

 „14-Jähriger holt sich den Uni-Abschluss“, so berichtete kürzlich eine Schweizer Sonntagszeitung. „Typisch Amerika“, denken sich da wohl einige Lesende und blättern weiter. Meldungen über sogenannte „Wunderkinder“, die in frühem Alter Spitzenleistungen vollbringen, erregen Aufmerksamkeit, ihnen begegnen jedoch auch Vorurteile und Neid, weil sie und ihre Familien besondere Bedürfnisse haben. Wie geht die Volksschule mit speziellen Begabungen und besonderen Leistungen von Lernenden um?

In der Schweiz erregte Maximilian Janisch, das wohl berühmteste hochbegabte Kind der Schweiz, mit einem IQ von 149+ Aufsehen. In der Primarschule übersprang Maximilian drei Klassen und bestand mit neun Jahren die Mathematik-Matura mit Bestnoten. Maximilians Hochbegabung und seine Probleme, an der ETH studieren zu können, löste in den Medien grosse Reaktionen zum Umgang mit hochbegabten Kindern und zum Thema «Eltern» aus. An den Solothurner Filmfestspielen im Januar 2017 wurde ein Dokumentarfilm gezeigt, der am Beispiel Maximilian das Thema Hochbegabung, das Stichwort «Wunderkind» und den Umgang der Medien aufnimmt. Der Regisseur Nicolas Greinacher begleitete Maximilian und seine Eltern über eine längere Zeit und setzte sich kritisch mit der Thematik auseinander. Mehr Infos: www.maximilian-derfilm.com

Man begegnet im Film einem Maximilian, der sowohl sprachlich als auch inhaltlich eloquent über sich als Person, seine Begabung und seine mathematische Hochleistung Auskunft geben kann. Dabei lernt man auch ein Kind kennen, das, genauso wie alle andern Kinder, Freude am Spiel am Zusammensein mit Kolleginnen und Kollegen und an Freizeit hat. Der Vater und Förderer, Thomas Drisch, beteuert, dass Maximilian Spass an der Mathematik hat. Vater und Sohn beschäftigen sich gemeinsam mit der Mathematik, so wie dies andere Väter mit ihren Söhnen beim Fischen, beim Klettern oder in der Holzwerkstatt tun. Auch da kann ein Hobby zu einer Expertise werden, wenn denn genug Zeit und Energie eingesetzt wird.

Im Film kommen sowohl die Vorurteile, denen es als Familie eines hochbegabten Kindes zu trotzen gilt, als auch die zweifelhafte Beziehung zu den Medien zur Sprache. Soll sich die Familie in die Anonymität zurückziehen oder soll sie ihre Geschichte nutzen für das Vorankommen? Die Familie von Maximilian hat sich für die zweite Variante entschieden und dient so auch der öffentlichen Diskussion um Begabungs- und Begabtenförderung.

Eines zeigt der Film über Maximilian beispielhaft: Jedes Kind ist einzigartig. Jedes Kind hat Begabungen, die entdeckt und gefördert werden wollen und jedes Kind braucht Eltern, Lehrpersonen und weitere Personen, die ihm ein Umfeld bieten, seine Begabungen auszuleben und es auf seinem Weg begleiten.

Was kann die Volksschule dazu beitragen, begabte Kinder und Jugendliche zu fördern?

Mit gegenseitiger guter Kommunikation und mit einer offenen Haltung können oft individuelle Anpassungen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen gefunden werden.

Eine grundsätzlich begabungsfördernde Haltung an Schulen hilft nicht nur begabten Kindern, sondern allen Kindern:

  • Es braucht Lehrpersonen, die sich für die Interessen und Stärken der Kinder interessieren, diese im Unterricht zum Thema machen, zum Beispiel mit Hilfe eines Talentportfolios und mit selbstgesteuerten Unterrichtsformen wie Frei- oder Projektarbeiten.
  • Es braucht Lehrpersonen, die im Rahmen der Binnendifferenzierung für alle Kinder, aber besonders auch für die begabten Kinder passende und reichhaltige Aufgaben bereitstellen.
  • Es braucht Fachpersonen und Schulleitungen, die das Thema Begabungs- und Begabtenförderung in die Unterrichtsentwicklung an ihren Schulen einbringen und entsprechende Prozesse in Gang bringen und begleiten können: Binnendifferenzierung, personalisiertes und selbstgesteuertes Lernen, Lernateliers, Pullouts oder Mentorate…

Weiterbildung in Begabung- und Begabtenförderung ist deshalb ein Muss!

Unter dem Haupttitel „WO KÄMEN WIR DENN HIN…“ WENN SCHULEN BEGABUNGEN UND BEGABTE FÖRDERN, findet vom 14. –16. September 2017 der internationale Kongress zur schulischen Begabungs- und Begabtenförderung am Campus Brugg-Windisch statt. Mehr Infos dazu finden sich unter: www.begabungsfoerderungkongress.ch

Die an der PH Luzern studierenden Lehrpersonen des CAS Integrative Begabungs- und Begabtenförderung beider Studienjahrgänge 16-17 und 17- 18 werden an diesem Kongress teilnehmen und können so von den internationalen Fachreferaten und der grossen Auswahl an Workshops profitieren. Der Studiengang CAS IBBF 17-18 hat übrigens noch wenige Plätze frei. Anmeldungen sind noch möglich unter: www.phlu.ch/weiterbildung/casdasmas/cas-integrative-begabungs-und-begabtenfoerderung

Freuen wir uns also mit Maximilian und allen Kindern und Jugendlichen über die vielfältigen Begabungen und helfen ihnen, diese in hohe Leistungen umzusetzen!

Marianne Ettlin

Studiengangsleitung CAS Integrative Begabung- und Begabtenförderung, PH Luzern

3 Kommentare zu “Begabte Kinder fördern – ein „Muss“ für die Volksschule!

  1. Ich erinnere mich ganz klar, dass genau in meiner Kindheit eine große Resonanz um dieses Thema entstand. Ich habe immer beneidet, jedes Kind in meinem Umkreis wollte solche „Superpower“ haben.
    Übrigens, begabte Kinder sollen starke Unterstützung, wie von Eltern und Lehrer, so auch vom Staat bekommen.
    Schön, dass dieses Thema immer mehr diskutieren wurde.
    Petra Sommer

  2. Besten Dank für den Blog-Eintrag! Es ist so wichtig, dass alle LP und SL gewisse Grundkenntnisse besitzen im Umgang mit hochbegabten Kindern – damit kann viel Leid und Schaden bei Kindern, Eltern und Klasse vermieden werden.
    Regula Haag, Geschäftsführerin Stiftung für hochbegabte KInder

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