Schulleitungen können „digitale Kompetenzen“ nicht weg delegieren

Der folgende Beitrag ist in gekürzter Version im Magazin «LLV Diskurs» des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LLV) erschienen.

Die Einführung des Modullehrplans Medien und Informatik hat die vertiefte Auseinandersetzung mit der «digitalen Transformation der Schule» beschleunigt. Heute müssen die Schulleitungen auf die vielseitigen Ansprüche an die Schule im digitalen Zeitalter reagieren. Sie müssen nicht nur ihre «digitalen Kompetenzen» ausbauen, sie müssen auch zusammen mit den Lehrpersonen den Prozess der Transformation gestalten.

Es ist heute eine triviale Feststellung, dass sich die Welt im Zuge der Digitalisierung rasant verändert und sich die Schulen an diese Veränderungen anpassen müssen. In diesem Zusammenhang wird gerne von der digitalen Transformation der Schule gesprochen. Gefordert wird die digitale Transformation der Schule reihum. Der Think Tank Avenir Suisse ist der Meinung, dass sich die Schweiz den grössten Rückstand bei der Digitalisierung in der Volksschule eingehandelt hat und sieht einen grossen Anpassungsbedarf. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) betont u.a. in ihren „Herausforderungen der Digitalisierung für Bildung und Forschung in der Schweiz“, dass die Digitalisierung den Kontext von Lehren und Lernen von Grund auf verändert hat und formuliert gleich zwei Aktionsfelder: (1) Verbesserung der digitalen Kompetenzen in der Schule und (2) Nutzung der IKT beim Lehren und Lernen. Die Digitalisierungsstrategie der EDK fordert u.a., dass die Schulen und die Schulleitungen über die nötigen Kompetenzen und Ressourcen verfügen müssen, um sich in der digitalen Welt zu organisieren und das Potenzial digitaler Technologien zu nutzen. Auch der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH ruft in seinem Positionspapier „Digitale Technologien in der Schule: Herausforderungen aktiv angehen“, die Lehrpersonen auf, sich als Fachpersonen zu sehen, die digitale Technologien kompetent für die Erweiterung der Qualität von Lehr- und Lernprozessen einsetzen und steuern können. Weiterlesen

Die digitale Disruption in der Bildung: Gig-Education

Die Digitalisierung induziert neue Organisationsformen. Airbnb oder Uber nutzen Plattform-Geschäftsmodelle, die sich fundamental von den Organisationen des 20. Jahrhunderts unterscheiden. Bringt das Plattform-Geschäftsmodell die „digitale Disruption“ in die Bildung? Werden künftig Lehrpersonen nur noch Gigs bearbeiten?

Katja sitzt zu Hause und arbeitet den LP21-Onlinekurs „Konsum II“ durch. Es wird der Einfluss von Marketingstrategien auf die Konsumentscheidungen behandelt. Ihr Auftrag auf die nächste Präsenzlektion ist, ein ePlakat zu posten, das die Marketingstrategie eines frei gewählten Produkts darstellt. Katja braucht Unterstützung bei der Interpretation von statistischen Daten zum gewählten Produkt. Sie setzt ihr Headset auf und wählt die Nummer von EduABC, einer kommerziellen Plattform, die Schülerinnen und Schüler der Volksschule automatisch mit einer geeigneten Lehrperson verbindet. EduABC kennt Katjas Bildungsverlauf, ihren Lernstand, macht Katja von Zeit zu Zeit Kurs- und Übungsvorschläge und weiss auch von Katjas Rückmeldungen, welche Lehrperson ihr in der Vergangenheit weiterhelfen konnte.

Von der Festanstellung zum Gig

Die Digitalisierung hat neue Geschäftsmodelle hervorgebracht. Airbnb oder Uber sind zwei erfolgreiche Beispiele, die mit dem Plattform-Geschäftsmodell neue Dienstleistungen für Millionen von Menschen anbieten. Plattformen verändern nicht nur die Geschäftsmodelle der Anbieter, sondern auch die Organisation und das Verhältnis zu den Mitarbeitenden. Zunehmend werden die Mitarbeitenden zu Freelancern, die pro Auftrag – oder Gig – bezahlt werden. Weiterlesen

Buchreview: Ausgeflaust? – Jugendliche führen

Das neu im hep Verlag erschienene Buch Ausgeflaust? – Jugendliche führen von Michael De Boni und Esther Lauper stellt die Komplexität des Themas Classroom Management dar und gibt Lehrpersonen viele nützliche Checklisten zur Hand. Das Einsteigerbuch macht gwundrig, mehr zu den eingeführten Themen zu erfahren.

Als ich vor etwa drei Jahren zum ersten Mal am Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe (BBZB) in Luzern bei einer Klasse von 24 Elektroinstallateuren in einem Blockkurs unterrichten durfte, war ich eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn anwesend. Denn ich musste noch den Laptop installieren, eine Videopräsentation vorbereiten und die Agenda des Vormittags auf ein Flipchart schreiben. Versunken in der Vorbereitung wie ich war, kommt ein junger Mann auf mich zu und streckt mir die Hand zur Begrüssung entgegen. Etwas überrascht und erstaunt begrüsste ich den jungen Mann und ich wechselte ein paar Worte mit ihm. Mehr und mehr junge Männer traten ein und kamen zu mir, um mich per Handschlag zu begrüssen. Ich habe diese höfliche, respektvolle und beziehungsorientierte Kultur auch im Unterricht, im Lehrerzimmer wie auch in der Mensa erfahren. Doch Monate später wurde ich von dem Fachbereichsleiter angefragt, ob die PH Luzern für die Lehrpersonen in dem Schulhaus eine Weiterbildung zum Thema „Klassenführung und Disziplin im Unterricht“ durchführen könnte. Woher kam nur diese Diskrepanz? Mit dieser Frage im Hinterkopf ging ich an die Lektüre. Weiterlesen

Lehrpersonen gestalten ihre Laufbahnen

Laufbahnmöglichkeiten für Lehrpersonen sind ein Schlüsselelement eines erfolgreichen Lehr- und Lernsystems. Das liberale Laufbahnmodell in der Schweiz setzt auf die Eigenverantwortung der Lehrpersonen und die Weiterbildungspalette der Pädagogischen Hochschulen. Am 8. Juni 2017 hat die PH Luzern weitere 141 Lehrpersonen auf dem Weg ihrer Führungslaufbahn diplomiert.

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Die Qualität unseres Bildungssystems bzw. unseres Lehr- und Lernsystems kann weder auf einen einzigen dominierenden Faktor zurückgeführt werden noch kann der Massstab einer hohen Qualität eindimensional sein. Es ist jedoch unbestritten, dass Lehrpersonen einen beachtlichen Einfluss auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler haben. In den USA wurde berechnet, dass ein Jahr Unterricht bei einer „schlechten“ Lehrperson zu einer Einbusse des Lebenseinkommens um rund $ 200‘000.- führt.

Es ist aber ein Mythos, dass Menschen mit dem Talent zur Lehrerin oder zum Lehrer geboren werden. Es ist ebenso ein Mythos, dass jede Person eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer werden kann. Es ist Aufgabe der Bildungspolitik und des Lehr- und Lernsystems, dafür zu sorgen, dass die Besten unsere Kinder und Jugendlichen unterrichten, fördern und in ihrer Entwicklung unterstützend begleiten. Weiterlesen

Die digitale Bildungsreform – eine Herausforderung für Schulleitende

Der Druck der Digitalisierung im Bildungsbereich nimmt zu. Mit der Einführung des Modullehrplans Medien und Informatik des Lehrplans 21 wird ein wichtiger curricularer Schritt vollzogen. Es ist nun an den Schulleitungen, eine darüberhinausgehende Digitalisierungsstrategie festzulegen. Bei aller Begeisterung und Faszination für das Digitale, dürfen die sich herausgebildeten Stärken der Schulen nicht unbesonnen über Bord geworfen werden.

Technologische Innovationen in der Bildung wie E-Portfolio, MOOC, PeerGrade, Google Share, SWITCHdrive, Sketchboard, Nearpod, LearningApps usw. bieten Lehrpersonen neue Möglichkeiten, ihren Unterricht, den Lehr- und Lernprozess oder auch den Austausch mit den Eltern und Kolleginnen und Kollegen neu zu gestalten. So können mit neuen Technologien kollaborative Projektarbeiten klassenübergreifend gefördert, Rückmeldungen unter Peers gemanaged, die Kommunikation vereinfacht, Klassenpublikationen professionalisiert oder Faktenwissen spielerisch eingeübt werden.

Die schöne neue Welt der Digitalisierung

Der aktuelle Schwung in der Digitalisierungsdebatte bringt unumstritten frischen Wind in die Schulstuben. Mit der Einführung des Modullehrplans Medien und Informatik des Lehrplans 21 sind Schulen, Schulleitungen und Lehrpersonen einerseits gefordert, mit digitalen Technologien kompetent umzugehen und anderseits sich in den Bezugswissenschaften Informatik, Computer Science und Medienbildung zu qualifizieren (z.B. CAS Medien und Informatik). Der versierte Umgang mit digitalen Systemen und das reflektierte Verständnis von Informatik und Computer Science gehören heute zum Einmaleins einer Lehrperson. Ähnlich wie andere Fächer eigenen sich auch Medien und Informatik ausgezeichnet, um überfachliche Kompetenzen zu fördern und ihre Technologien und Perspektiven in unterschiedlichsten Fachunterrichten, nutzbar zu machen. Weiterlesen