Lebensprojekte von Menschen ab 60 begleiten – eine neue Form der Erwachsenenbildung

Das Interesse an erwerbsbezogener Weiterbildung nimmt mit der nahenden Pensionierung ab. Dies leuchtet ein, da sich der Gebrauchswert zusätzlicher Qualifikationen reduziert, je mehr es auf die Beendigung der beruflichen Laufbahn zugeht.

Dies bedeutet aber nicht, dass ältere Menschen die Lust am Lernen verlieren. Auch Pensionierte weisen eine hohe Motivation auf, sich mit Neuem zu befassen, wie in den ersten Analysen des KTI-Projekts „Carpe Diem“ deutlich wurde, das die PH Luzern mit der aeB Schweiz (Praxispartnerin) durchführt. Im Rahmen dieses Vorhabens befragten Forschende der PH Luzern und des Careum Zürich mit Unterstützung des Gerontologen François Höpflinger ausgesuchte Seniorengruppen nach ihren Aktivitäten und Projekten im „(Un)-Ruhestand“. Die Erkenntnisse der qualitativen Erhebung flossen in die Entwicklung des Nachdiplomkurses (NDK) „Carpe diem – Begleitung persönlicher Lebensprojekten von Menschen 60+“ ein, den die aeB Schweiz seit dem Frühjahr 2016 anbietet.¹

Die Untersuchung zeigt aber auch deutlich, dass Weiterlesen

E-Mail-Check, die neue Rauchpause in der Erwachsenenbildung

Elektronische Geräte gehören zur Standardausrüstung der Teilnehmenden jeder Weiterbildung. Laptop, Tablet oder Handy der Teilnehmenden werden immer mehr von den Erwachsenenbildner/innen geplant eingesetzt und von den Teilnehmenden für ihre Notizen, instand Recherchen oder auch für das Beantworten wichtiger E-Mails genutzt. Das Multitasking in der Weiterbildung ist zur Norm geworden. Für gut oder für schlecht?

Mein Primarlehrer hat uns immer wieder zum selbständigen Arbeiten angehalten. Das war sehr verdienstvoll – und modern. Es war aber auch nicht ganz uneigennützig. Denn in dieser Zeit konnte er in Ruhe seine Zigaretten rauchen; im Klassenzimmer am Fenster stehend. Das war in den frühen 70er-Jahren. Dass noch in den 80er-Jahren während den Soziologieveranstaltungen geraucht wurde, kenne ich nur vom Hörensagen. Präsent ist mir aber noch, wie an Weiterbildungsveranstaltungen die Kursleitenden alle 45 Minuten eine offizielle „Rauchpause“ angeordnet haben, um den immer nervöser werdenden Teilnehmenden Zeit für ihre Sucht zu geben. Heute kennen wir die Rauchpausen nicht mehr. Schade sagen die einen, da die Rauchpause auch ein Garant für eine willkommene Unterbrechung der überstrapazierten Aufmerksamkeitsspanne war.

Heute stehen den Lehrpersonen, Dozierenden und Kursleitenden eine grosse Palette an Methoden und Medien zur Verfügung, um ihre Veranstaltungen abwechslungsreich und mit den notwendigen (Unter)Brüchen zu gestalten, dass kaum mehr jemand regelmässige, offizielle, fünfminütige Unterbrechungen erwartet. Weiterlesen

Aus der Bili-Werkstatt geplaudert…

Bili hat sich auf der Sekundarstufe 2 etabliert: Viele Gymnasien bieten seit längerem eine bilinguale Matura an und in der Berufsbildung nehmen im SJ 16/17 904 Lernende in 46 Klassen aus 21 verschiedenen Berufen an bilingualem Unterricht teil. Auch auf der Volksschule hat der bilinguale Unterricht ein Potential und es gibt durchaus interessante Bili-Geschichten zu erzählen. Im Rahmen unserer Bili-Werkstatt 16/17 gewähren Lehrpersonen verschiedene Einblicke dazu. Bereits die erste Veranstaltung hat uns inspiriert: Der Bericht der Primarschule Säli in Luzern.

Die Primarschule Säli in Luzern- eine ganz normale Primarschule mit Kindern aus verschiedenen Ländern mit verschiedenen Sprachen. Begeisterte Lehrpersonen haben ausserschulisch mehrteilige Workshops auf Englisch zu den Themen Body, Food und Art durchgeführt und zwar für alle Kinder, auch jene, die noch gar keinen Englischunterricht hatten. Sie sind damit auf grosses Interesse gestossen.

Uns scheint, es handle sich hier um eine Erfolgsstory mit Ansteckungsgefahr. Weiterlesen

Erwachsene sind lernfähig, aber unbelehrbar

Siebert’s Aussage „Erwachsene sind lernfähig, aber unbelehrbar“ (2009, S. 35) pointiert das Lernen Erwachsener. Erwachsene unterscheiden sich beim Lernen insbesondere dadurch von Kindern und Jugendlichen, dass sie ein gefestigteres Selbst haben, je älter sie werden, dass sie einen immer grösser werdenden Erfahrungsschatz besitzen, dass sie sich bestimmte Handlungspraktiken angeeignet haben, dass sie über viele Erfahrungen verfügen und dass ihre persönliche und berufliche Identität stabil(er) und gefestigt(er) ist. Beim Gestalten von Lernarrangements von Erwachsenen sind insbesondere deren Erfahrungen, Interesseen und Deutungsmuster einzubeziehen.

Das Lernen als solches unterscheidet sich bei Erwachsenen nur graduell vom Lernen von Kindern oder Jugendlichen, wohl aber sind die Erwartungen an organisierte Lehr-/Lernsituationen unterschiedlich. Erwachsene erwarten, dass ihre Erfahrungen einbezogen werden und ihr Interesse berücksichtig wird. Das trifft insbesondere auf den betrieblichen Weiterbildungskontext zu. Wird dies seitens der Kursleitung versäumt, ist mit aktivem oder passivem Widerstand zu rechnen. Weiterlesen