Das Engagement der Pädagogischen Hochschulen in der Erwachsenenbildung

Pädagogische Hochschulen setzen sich für die Professionalisierung von Personen, die ausserhalb der formalen Bildung in der Aus- und Weiterbildung tätig sind ein, was ein Gewinn auf beiden Seiten ist.

Rund 90 Prozent der Lernaktivitäten mit einem expliziten Lernziel von Erwachsenen führen zu keiner formalen Qualifikation (OECD, 2010). Damit entziehen sich diese Bildungsaktivitäten weitestgehend einer staatlichen Steuerung oder Kontrolle. Dies gilt nicht nur für die Lerninhalte, sondern auch für die Lehr- und Lernprozesse und deren Qualität. Diese nicht-formale Bildung, die in Unternehmen, in hunderten Weiterbildungsinstitutionen, an Kongressen oder im Privatunterricht stattfindet, ist jedoch, um effizient und effektiv zu sein, auf professionelle Lehrpersonen, Trainer, Coaches und Ausbildner/innen angewiesen.

Antworten auf den Boom der Weiterbildung

Bildungsinstitutionen wie die Volksschule, die Berufsfachschule oder die Universität nehmen den Lebenslauf als Bezugspunkt, um den lebensphasenspezifischen Gegebenheiten, Bedürfnissen, Anforderungen und Interessen mit entsprechenden pädagogischen Konzepten und didaktischen Methoden zu begegnen. Mit dem seit Mitte der 1990er Jahre vorherrschenden Paradigma des Lebenslangen Lernens wird das Lernen einerseits systematisch auf die ganze Lebensspanne ausgedehnt und führt anderseits die verschiedenen Lernarten (formales, nicht formales und informelles Lernen) in verschiedenen Lernwelten zusammen. Eine Folge ist die Ausdehnung der Nachfrage und des Angebots an Weiterbildungen im Bereich der nicht-formalen Bildung. Heute haben rund 65% der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz in den letzten zwölf Monaten eine Weiterbildung besucht. Der Weiterbildungsmarkt umfasst in der Schweiz rund 100‘000 Angebote und ist mit einem Umsatz von rund 5.3 Milliarden Franken ein veritabler Wirtschaftsfaktor. Verstärkt haben sich auch die Weiterbildungsmassnahmen in den Unternehmen, die auf einer Lehrenden-Lernenden-Beziehung aufsetzt. Technologische und organisatorische Innovationen verändern praktisch laufend die Qualifikationsanforderungen der Mitarbeitenden. Viele dieser Veränderungen werden im Rahmen von nicht-formalen Bildungsveranstaltungen wie Workshops, Seminaren oder Tagungen vorgenommen. Dabei besteht sowohl ein betriebs- wie auch ein volkswirtschaftliches Interesse, diese Lernprozesse professionell zu gestalten. Entsprechend steigen die Anforderungen an die Lehrpersonen in der Berufs- und Erwachsenenbildung. Die Berufs- und Erwachsenenbildner/innen sind angehalten, Theorien zum Lernen Erwachsener in differenten Lebenskontexten in wirksame Lehr- und Lernarrangements umzusetzen.

Mehr Erwachsenenbildung an der PH

Die Pädagogischen Hochschulen haben ihre Aktivitäten in der Erwachsenenbildung verstärkt. Mit ihrem Engagement leisten sie einerseits einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung des Bildungssektors ausserhalb des formalen Bildungssystems. Anderseits profitieren die Pädagogischen Hochschulen und ihre Studierenden, d.h. die künftigen Lehrpersonen von den vielfältigen Bildungsaktivitäten ausserhalb des Volks-, Mittel-, Berufs- und Hochschulsystems. Dieses Engagement erschliesst beispielsweise noch wenig vertraute Lernwelten und anforderungsreichen Situationen, wie sie insbesondere im Wirtschaftsleben auftreten. Es fördert auch den Austausch und die Vernetzung zwischen Schule, Wirtschaft und Gesellschaft. Und, es fördert den Wettbewerb um die effektive und effiziente Kompetenzvermittlung. Vor diesem Hintergrund sollten die Pädagogischen Hochschulen ihr Engagement der „Erwachsenenbildung“ ausbauen und zu einem ihrer Kernthemen werden lassen.

Prof. Dr. Jürg H. Arpagaus, Prorektor, PH Luzern

 

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