Der lange Schatten der digitalen Zukunft im Lehrberuf

Die Digitalisierungsdebatte in der Schweiz geht einher mit der Einführung von Medien und Informatik in den Schulen. Diese Entwicklung wirft Fragen bezüglich der Kompetenzen von Lehrpersonen auf. Auch in der digitalen Welt hängt die Employability von Lehrpersonen nicht von künstlicher sondern von humaner Intelligenz ab. Dabei spielen Schulleitungen eine zentrale Rolle.

Wer als Lehrperson tätig sein will, muss im Besitz eines entsprechenden Lehrdiploms sein. Das ist gut so. Der Gesellschaft sind die Investitionen in die Entwicklung der nächsten Generationen zu wichtig, um die institutionalisierte Bildung dem Zufall der Kompetenzen unklar qualifizierten „Lehrperson“ zu überlassen. Mit der strikten Zugangsregelung zum Arbeitsmarkt von Lehrpersonen sind aber auch Herausforderungen verknüpft, wie beispielsweise jene der beruflichen Mobilität oder der Sicherung der Employability von Lehrpersonen.

Mit der aktuellen Digitalisierungsdebatte und der Einführung von Informatik in den Schulen werden Forderungen nach adäquater ICT-Infrastruktur in den Schulen, nach der Nutzung von neuen Medien und Technologien für den und im Unterricht sowie nach hoher fachlicher, fachdidaktischer und praktischer Informatikkompetenz der Lehrpersonen laut. Heute fordert die Gesellschaft, dass die Schülerinnen und Schüler in einem ICT-freundlichen Umfeld, auch im Bereich Medien und Informatik hervorragend unterrichtet werden.

Die „digitalen“ Kompetenzen von Lehrpersonen sind jedoch nicht nur Mittel für einen guten Informatikunterricht. Lehrpersonen benötigen „digitale“ Kompetenzen, um ihre Arbeitsmarktfähigkeit (Employability) zu sichern, und zwar innerhalb und ausserhalb des Arbeitsmarktes für Lehrpersonen. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft – und der Bildung –, werden der kompetente Umgang und die Zusammenarbeit mit intelligenten Maschinen wie Robotern, Plattformen oder künstlicher Intelligenz zur notwendigen Anstellungsbedingung.

Schulleitungen in der Pflicht

Schulleitungen, die für das (technologische) Umfeld ihrer Schule ebenso verantwortlich sind wie für die Erhaltung der Employability ihrer Lehrpersonen, sollten in den nächsten Jahren der Digitalisierung in dreifacher Hinsicht begegnen. Erstens müssen sie dafür sorgen, dass die notwendige Infrastruktur für den Medien- und Informatikunterricht gemäss Lehrplan 21 bereit steht. Zweitens müssen sie sicherstellen, dass die jungen und auch die erfahrenen Lehrpersonen über die notwendigen Fach- und Fachdidaktikkompetenzen im Bereich Informatik sowie praktische ICT-Kompetenzen ausweisen. Schliesslich ist es in der Verantwortung der Schulleitungen, die Sicherung der langfristigen (digitalen) Employability der Lehrpersonen zu unterstützen.

Entsprechend sollten für Lehrpersonen ein Umfeld geschaffen werden, das sowohl das non-formale Lernen zum Auf-/Ausbau der digitalen Kompetenzen wie auch ihrer komplementären Kompetenzen wie beispielsweise Kollaborationsfähigkeit (auch mit Maschinen) angeregt und gefördert werden. Wenn der lange Schatten der digitalen Zukunft Schutz und nicht Verdunkelung sein soll, sollten Schulleitungen um die „digitalen“ Kompetenzen ihrer Lehrpersonen besorgt sein.

Prof. Dr. Jürg H. Arpagaus, Prorektor, PH Luzern

Twitter: @juergarpagaus

Ein Kommentar zu “Der lange Schatten der digitalen Zukunft im Lehrberuf

  1. Total einverstanden. Die Schulleitungen müssten längst, seit Jahren, ein Multi User Blog System führen, worin die LehrerInnen verpflichtet sind, sich aktiv und interaktiv zu beteiligen. Es gibt keinen anderen Weg.

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