NaCl, H2O und CO2 – Sprechen Sie Chemie?

„Nicht selten ist im deutschsprachigen Raum in letzter Zeit kritisiert worden, dass der Mathematikunterricht zu sprachlastig sei, dass die Lernumgebungen in den modernen Mathematikbüchern im Gegensatz zu den traditionellen Aufgabensammlungen zu grosse Anforderungen an die Sprachkompetenz der SchülerInnen stellten und für die weniger Sprachbegabten eine Barriere bildeten, die ihnen den Zugang zur Mathematik versperrt.“ (Linneweber-Lammerskitten, 2013, S. 151).

Die enge Verknüpfung von Sprachlichkeit und fachlichem Lernen und damit die Identifizierung und Förderung von sprachlichen Kompetenzen für erfolgreiches Lernen im Fach ist ein brennendes bildungs- und forschungspolitisches Thema der Fachdidaktiken, das bislang weitgehend vernachlässigt wurde (Schmölzer-Eibinger, 2013). Es geht dabei um den Stellenwert der Sprache im nichtsprachlichen Unterricht und den Diskurs, dass Sprachkompetenzen nicht nur für die Vermittlung dieser Fachinhalte (beispielsweise Mathematik) eine Rolle spielen, sondern dem eigentlichen Denken, Verstehen und Lernen in jedem Fach inhärent sind und damit jeder Fachunterricht das Potenzial besitzt, zur Förderung von kognitiv-linguistischen und sozial-kommunikativen Kompetenzen wesentlich beizutragen.

 

Von der Alltagssprache zur alltäglichen Bildungssprache

Jeder Fachunterricht bedient sich eines spezifischen Sprachregisters, welches die fachbezogenen Verstehens- und Mitteilungsfähigkeiten ausmacht. So folgt beispielweise die Sprache im Chemieunterricht einem relativ hohen Grad an Abstraktion in Form von Modellen und Formeln. Damit man sich über Wissen aus der Chemie austauschen kann, gilt es, diese zu entschlüsseln, zu erlernen und auch aktiv zu gebrauchen – zu lernen, „Chemie zu sprechen“. Die Fachsprache ist damit im Unterricht wie ein Bindeglied zwischen Alltag und Wissenschaft, zwischen eigenen Vorstellungen aus dem (Berufs-) Alltag und wissenschaftlichen Facherkenntnissen (Parchmann & Bernholt, 2013).

Die für das Fachlernen spezifischen und grundlegenden sprachlichen Fähigkeiten werden von den Lernenden in der Regel selbstverständlich erwartet, ohne explizit im Unterricht vermittelt und gefördert zu werden. „So wird etwa die Fähigkeit, etwas erklären, beschreiben oder begründen zu können, meist vorausgesetzt, obwohl viele SchülerInnen nicht genau wissen, was darunter zu verstehen ist.“ (Vollmer & Thürmann, 2010, S. 110). Es stellt sich die Frage, wie die Schule dazu beitragen kann, diese sprachlichen Kompetenzen aufzubauen, die nicht nur für das Lernen in der Schule, sondern auch ausserhalb der Schule für die Teilnahme am sozialen und gesellschaftlichen Leben so relevant sind?

 

Bildungssprache ist Aufgabe aller Fächer

In den letzten Jahren hat sich zunehmen herausgestellt, wie stark Sprachkompetenzen das Lehren und Lernen in allen schulischen Fächern konstituieren und wie relevant es dabei ist, diese Sprachkompetenzen explizit und systematisch im Unterricht zu fördern. Der Ruf nach dem Einbezug aller Fächer in die Verantwortung für die Sprachbildung, welche die Lernenden befähigt, erfolgreich schulische Lernangebote wahrzunehmen, die auf lebenslanges Lernen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vorbereitet, wird gerade auch vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen von Lernenden mit nichtdeutscher Muttersprache immer lauter.

„Viele Fachlehrkräfte haben die Notwendigkeit einer Sprachförderung der SchülerInnen längst erkannt. Nur wenige scheinen jedoch über die entsprechenden methodisch-didaktischen Strategien zu verfügen, die es ihnen ermöglichen würden, Sprache als Medium des Lernens für die SchülerInnen zugänglich zu machen – dies zeigt sich über die Grenzen der Fächer und Schultypen hinweg.“ (Schmölzer-Eibinger, 2013, S. 28).

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Linneweber-Lammerskitten, H. (2013). Sprachkompetenz als integrierter Bestandteil der mathematical literacy? In M. Becker-Mrotzek, K. Schramm, E. Thürmann & H. Vollmer (Hrsg.), Sprache im Fach. Sprachlichkeit und fachliches Lernen (S. 151-166). Münster: Waxmann.

Parchmann, I. & Bernholt, S. (2013). In, mit und über Chemie kommunizieren – Chancen und Herausforderungen von Kommunikationsprozessen im Chemieunterricht. In M. Becker-Mrotzek, K. Schramm, E., Thürmann & H. Vollmer (Hrsg.), Sprache im Fach. Sprachlichkeit und fachliches Lernen (S. 241-255). Münster: Waxmann.

Schmölzer-Eibinger, S. (2013). Sprache als Medium des Lernens im Fach. In M. Becker-Mrotzek, K. Schramm, E. Thürmann & H. Vollmer (Hrsg.), Sprache im Fach. Sprachlichkeit und fachliches Lernen (S. 25-40). Münster: Waxmann.

Vollmer, H.J. & Thürmann, E. (2010). Zur Sprachlichkeit des Fachlernens: Modellierung eines Referenzrahmens für Deutsch als Zweitsprache. In B. Ahrenholz (Hrsg.), Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache (2. Aufl.) (S. 107-132). Tübingen: Narr.

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