Kadertagung «Lehrplan 21 und Sekundarstufe II» – Das Gespenst der Kompetenzorientierung

Mit dem Lehrplan 21 ist die Kompetenzförderung zu einem zentralen Paradigma der Unterrichtsentwicklung geworden. In den kommenden Jahren werden Jugendliche in die Sekundarstufe II übertreten, die noch mehr als bisher erweiterte Lehr- und Lernformen kennengelernt haben und gute Informatikkenntnisse besitzen. Sie fordert Mittelschulen und Berufsfachschulen methodisch-didaktisch, aber auch von den Lerninhalten heraus. An einer Kadertagung in Luzern ging man diesen Herausforderungen nach. Eine zentrale These: Der Begriff der Kompetenzorientierung markiert keinen Entwicklungsbruch, sondern bildet Ausdruck und Katalysator für die Weiterentwicklung von Schule.

(Text Daniel Fleischmann)

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Ein Gespenst geht um in den Schulen der Schweiz, das Gespenst der Kompetenzorientierung. Es löst, wie der Kommunismus im Marx-Zitat, Emotionen aus, Hoffnungen und Befürchtungen, Zustimmung und Skepsis. Als sie ihre «Kadertagung Lehrplan 21 und Sekundarstufe II» planten, hatten die Veranstalter auf 70 Teilnehmende gehofft – am Schluss kamen 150 an die PH Luzern, rund zwei Drittel davon aus den Gymnasien. Eingeladen hatte die Schweizerische Konferenz der Weiterbildungsverantwortlichen der Sekundarstufe II. Im Zentrum der Tagung standen ein Referat von Kurt Reusser, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaft (Universität Zürich), fünf Workshops sowie zwei moderierte Gesprächsrunden. Weiterlesen

NaCl, H2O und CO2 – Sprechen Sie Chemie?

„Nicht selten ist im deutschsprachigen Raum in letzter Zeit kritisiert worden, dass der Mathematikunterricht zu sprachlastig sei, dass die Lernumgebungen in den modernen Mathematikbüchern im Gegensatz zu den traditionellen Aufgabensammlungen zu grosse Anforderungen an die Sprachkompetenz der SchülerInnen stellten und für die weniger Sprachbegabten eine Barriere bildeten, die ihnen den Zugang zur Mathematik versperrt.“ (Linneweber-Lammerskitten, 2013, S. 151).

Die enge Verknüpfung von Sprachlichkeit und fachlichem Lernen und damit die Identifizierung und Förderung von sprachlichen Kompetenzen für erfolgreiches Lernen im Fach ist ein brennendes bildungs- und forschungspolitisches Thema der Fachdidaktiken, das bislang weitgehend vernachlässigt wurde (Schmölzer-Eibinger, 2013). Es geht dabei um den Stellenwert der Sprache im nichtsprachlichen Unterricht und den Diskurs, dass Sprachkompetenzen nicht nur für die Vermittlung dieser Fachinhalte (beispielsweise Mathematik) eine Rolle spielen, sondern dem eigentlichen Denken, Verstehen und Lernen in jedem Fach inhärent sind und damit jeder Fachunterricht das Potenzial besitzt, zur Förderung von kognitiv-linguistischen und sozial-kommunikativen Kompetenzen wesentlich beizutragen.

 

Von der Alltagssprache zur alltäglichen Bildungssprache

Jeder Fachunterricht bedient sich eines spezifischen Sprachregisters, welches die fachbezogenen Verstehens- und Mitteilungsfähigkeiten ausmacht. So folgt beispielweise die Sprache im Chemieunterricht einem relativ hohen Grad an Abstraktion in Form von Modellen und Formeln. Weiterlesen

Sag’ was du denkst – sensibler Umgang mit Sprache im Fachunterricht

In jeder Unterrichtssequenz werden Lernende in irgendeiner Form mit Sprache konfrontiert, sei dies im mündlichen Austausch, in schriftlichen Texten oder in Präsentationen. Die Sprache ist zentrales Medium der Verständigung und Vermittlung von Inhalten im Fachunterricht und Sachkompetenz kann nur erreicht werden, wenn ausreichende linguistische Sprachkompetenzen zur rezeptiven, produktiven und kognitiven Verarbeitung von Fachinhalten gegeben sind.

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Fachliches Lernen findet damit gewissermassen immer in der Sprache und mit der Sprache statt. Gleichzeitig ist Sprachlernen immer auch ein Lernen an und mit Inhalten. Damit sind Fach- und Sprachlernen über Verstehens- und Verarbeitungsprozesse integrativ miteinander verbunden (Ahrenholz & Oomen-Welke, 2008). Entsprechend zeigen verschiedene Studien, dass sich die Ursachen von Schwierigkeiten im Erschliessen von Fachwissen oftmals in mangelnden Sprachkompetenzen der Lernenden finden lassen (Brocksrocker, 2011). Diese Evidenzen untermauern die Notwendigkeit, dass sich auch Fachlehrpersonen zunehmend mit der Sprachförderung in ihrem Unterricht auseinandersetzen und sich damit der Thematik eines sprachsensiblen Fachunterrichts annehmen müssen. Weiterlesen

Berufsberater/-innen informieren sich an der PH Luzern über Karrieremöglichkeiten in der Berufs- und Erwachsenenbildung

Das Interesse von Quereinsteiger/-innen den Schritt in die Berufs- und Erwachsenenbildung zu wagen, nimmt zu. Die Motivationen für diese berufsbiographischen Entwicklungsschnitte sind vielseitig, ebenso die möglichen Wege, sich in der Berufs- und Erwachsenenbildung zu qualifizieren. Auch für Fachpersonen der Berufs- und Laufbahnberatung ist es deshalb wichtig, sich über die aktuellen Karrieremöglichkeiten in der Berufs- und Erwachsenenbildung auf dem Laufenden zu halten – idealerweise direkt dort, wo die Bildungsarbeit gelebt und weiterentwickelt wird.

Am 9. März 2017 widmeten rund 40 Berufsberater/-innen ihren Weiterbildungstag den Bildungswegen von Fach- und Lehrpersonen in der Berufs- und Erwachsenenbildung. Wie kommt man zu einer Anstellung an einer Berufsfachschule? Welche Einstiegsoptionen gibt es? Welche Ausbildungen braucht man dazu und wie sind die Eingangsvoraussetzungen? Welche Ausbildung absolviert man als Erwachsenenbildner/-in? Diese und weitere Fragen Weiterlesen

Blick über den Tellerrand

„Also ich muss auf jeden Fall ein wenig von den Strukturen der Industrie und der Wirtschaft kennen. Ich muss bestimmte Dinge einordnen können, dass ich sagen kann, ich kenne die Anforderungen, die an einen Auszubildenden gestellt werden.“ (Lehrperson Volksschule, zit. nach Bylinski, 2014, S. 3).

Zunehmende Komplexität und stetige Entwicklungen im Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II stellen hohe Anforderungen an die am Übergangsgeschehen beteiligten Personen und Institutionen. Die individuelle Begleitung in der Berufswahl ist dabei als Prozess zu verstehen, welcher auf eine regionale Einbettung und Vernetzung angewiesen ist und eine grosse Herausforderung an die pädagogische Professionalität stellt. Diese Vernetzung als Basis und Wegbereitung für eine gelungene Integration der Jugendlichen am Übergang von der Schule in den Beruf stellt eine zentrale Aufgabe für alle am Übergangsgeschehen beteiligten Bildungsinstitutionen und Fachkräfte dar. Weiterlesen