Lehrplan 21: Medien und Informatik and beyond

Mehr Informatikunterricht in den Schulen wird allseits begrüsst. Der Modullehrplan Medien und Informatik legitimiert die Lehrpersonen, in allen Fächern „Informatikunterricht“ zu betreiben und Kinder und Jugendliche an die digitale (und virtuelle) Welt heranzuführen. Der Enthusiasmus sollte aber nicht in einem blinden Digitalismus münden.

Der Modullehrplan Medien und Informatik des Lehrplans 21 erfährt aktuell auch ausserhalb des Bildungsbetriebs eine breite positive Resonanz. Verbände und Wirtschaftsvertreter, die vor der Industrie 4.0 stehen, unterstützen ein Mehr an Informatik an den Volksschulen. Das Digitale Manifeste fordert ebenso eine digitale Zukunft mit mehr Informatik an den Schulen, wie die Ökonomen und Futuristen aus der Technologiebranche.

Es gibt Stimmen, die wollen Programmieren als fünfte Landessprache einführen, andere wollen eine Fremdsprache in der Schule durch Programmieren ersetzen. Diese provokativen Forderungen rütteln die Bildungsbrache auf, die es scheinbar lange verpasst hat, der digitalen Wirklichkeit adäquat zu begegnen. Es ist nun an der Zeit, die digitale Realität auch in den Schulstuben Wirklichkeit werden zu lassen.

Informatikunterricht hat viel zu bieten

Informatikunterricht hat viel zu bieten. Das Programmieren ist dabei eine lehrreiche praktische Anwendung einer spezifischen Arbeitsweise mit einer hoch standardisierten Sprache (Syntax). Wichtiger als das Programmieren per se, sollten Lehrpersonen und Schüler/-innen die Ideen und Konzepte hinter dem Computational Thinking verstehen und adäquat anwenden lernen, z.B. beim Programmieren. Dazu eignet sich nicht nur der Informatikunterricht. Weiterlesen

Männer an die Primarschule – oder wie Geschlechtersegregation reduziert wird

Auf der Kindergarten- und Primarstufe sind die Lehrerinnen überproportional stark vertreten. Diese „Feminisierung“ – oder besser diese Geschlechtersegregation ist mehrerer Hinsicht unerwünscht. Die vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) geförderte Initiative „Männer an die Primarschule“ will diesem Umstand entgegnen. Die PH Luzern leistet mit der Weiterbildung „Fördern statt kanalisieren. Gendersensible Vermittlung von Berufs- und Studienwahlkompetenzen“ einen Beitrag.

Der Alltag zeigt, dass die Lehrpersonen im Kindergarten weiblich und die Verwaltungsratsmitglieder von Unternehmen männlich sind. Befinden sich überproportional viele Männer oder Frauen in einem Beruf, dann wird von einer horizontalen Geschlechtersegregation gesprochen. Wenn hingegen ein Geschlecht überproportional oft in einer höheren – oder tieferen – Position zu finden ist, handelt es sich um eine vertikale Geschlechtersegregation. Weiterlesen

Wie viel Forschung braucht die Weiterbildung? Oder, wie Forschung und Lehre verknüpft wird.

Die Verknüpfung von Forschung und Lehre ist eine zentrale Aufgabe der Weiterbildungsanbieter auf Hochschulstufe. Darin sind sich alle einig. Differenzen gibt es in der Art und Weise, wie diese Verknüpfung von Forschung und Lehre in einem Weiterbildungsangebot realisiert werden soll. Für die einen ist die Forderung erfüllt, wenn die Dozierenden der Weiterbildung mit einem akademischen Titel (Prof. oder Dr.) ausgestattet sind. Für andere ist die Verknüpfung vor allem dann gegeben, wenn die eigene Forschung und die Erkenntnisse dieser Forschung in einer Weiterbildung für die Praxis übersetzt werden. Ich argumentiere im Folgenden, dass die forschende Haltung und die (implizite oder explizite) Vermittlung der forschenden Haltung die zentralen verbindenden Elemente von Forschung und Lehre in der Weiterbildung sein sollen.

Mit der Tertiarisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung hat sich der Anspruch an die Lehre verändert. Wissenschaftlicher, theoriegeleiteter, forschungsbasierter und auch praxisorientierter musste die Lehre werden. Umgesetzt werden diese neuen Anforderungen u.a., indem die Studierenden an Pädagogischen Hochschulen wie an allen andern Hochschulen das „wissenschaftliche Arbeiten“ lernen und wissenschaftsbasierte Leistungsnachweise schreiben müssen, die Dozierenden neu Forschungserfahrung mitbringen oder die Unterlagen und Aussagen an Lehrveranstaltungen minutiös mit Quellenangaben versehen werden. Diese zwar wichtigen Beiträge zur Verknüpfung von Lehre und Forschung sind in der Weiterbildung von Lehrpersonen jedoch weit weniger zentral, als Weiterlesen

Familienfreundliche Weiterbildung mit KITA-Platz an der PH Luzern

Der Zugang zu Weiterbildung ist auch von der familiären Belastung abhängig. Nebst der fehlenden Zeit, ist die familiäre Belastung der zweitwichtigste Grund, einer Weiterbildung fern zu bleiben (vgl. BfS, 2013). Um z.B. auch Alleinerziehenden besseren Zugang zu Weiterbildungen zu ermöglichen, bietet die PH Luzern im Schuljahr 2017/18 erstmals einen KITA-Dienst für die Kinder der Teilnehmenden eines Weiterbildungsstudiengangs an. Ein Interview mit den Verantwortlichen.

Interviewer: Herr Arpagaus, Sie sind für den Weiterbildungsbereich der PH Luzern zuständig. Weshalb braucht es eine Kinderbetreuung für die Teilnehmenden Ihrer Weiterbildungen?

Jürg Arpagaus: Weiterbildungen für Lehrpersonen finden in der Regel in ihrer Freizeit statt. So werden viele Veranstaltungen von Weiterbildungsstudiengängen (CAS, DAS, MAS) an Samstagen durchgeführt. Sowohl aus der wissenschaftlichen Literatur, wie auch aus der Alltagserfahrung wissen wir, dass es oft familiäre Verpflichtungen sind, die Personen von Weiterbildungen abhalten. Dies gilt im besonderen Mass für Alleinerziehende. Ich sehe es als unsere Aufgabe, den Zugang zu unseren Weiterbildungen für alle möglich zu machen. Mit der Kinderbetreuung für Teilnehmende eines CAS, DAS oder MAS versuchen wir, einen Beitrag zu dieser Chancengleichheit zu leisten.

Interviewer: Die KITA Campus betreut Kinder der Mitarbeitenden der drei Hochschulen in Luzern (Uni, PH, FH). Jetzt soll die KITA Campus auch noch an Samstagen Kinder betreuen, die möglicherweise nur einmal da sind. Sie, Frau Glenz, sind die Geschäftsführerin der KITA Campus, kann da ein seriöses Angebot entstehen? Weiterlesen

Berufserfahrung macht noch keine Experten – oder wie ich eine gute Lehrperson werde

Junglehrpersonen begeben sich nach Studienabschluss als Novizen in ihr Berufsfeld, womit ihre Professionsentwicklung beginnt. Erst mit dem bewussten und reflektierten Praktizieren entwickeln sich Lehrpersonen in ihren Kompetenzen, allen Schülerinnen und Schülern die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln und sie zu fördern. Es gibt keine Lehrer/innen-Gene und keine natürliche Begabung eine gute Lehrerin/ein guter Lehrer zu sein, sondern nur Lehrpersonen, die sich mehr oder weniger in ihrer Profession entwickeln.

Mein sechsjähriger Sohn hat begonnen, ein Instrument zu spielen und zwar in der klassischen Methode: Einmal pro Woche besucht er den Musikunterricht, wo ihm die Musiklehrerin Rückmeldungen zu seinem Spiel und neue Herausforderungen mitgibt, die er dann bis zur nächsten Stunde üben soll. Seit der These von Malcolm Gladwell im Buch Outliers (2008) wissen wir, dass Menschen rund 10‘000 Stunden ins Üben investieren müssen, um z.B. auf einem Instrument, im Sport oder auch in ihrer Profession gut zu werden. Der Urheber dieser These, Andres Ericsson zeigt mit seiner Forschung (z.B. Ericsson und Pool, 2016; Ericsson et al., 2013), dass es eine ganz bestimmte Art von Üben braucht, um Fortschritte zu machen. Er nennt das „Deliberate Practicing“. Deliberate Practicing gilt auch als Goldstandard, wenn es um die Entwicklung der Kompetenzen des Unterrichtens von Lehrpersonen geht.

Deliberate Practicing

Die Kompetenzentwicklung von Personen in einer Profession, d.h. der Professionals wie der Lehrerinnen und Lehrer, der Anwältinnen und Anwälte oder der Ärztinnen und Ärzte ist wissenschaftlich gut untersucht. Quasi axiomatisch ist die Erkenntnis, dass Praktizieren per se noch keine Entwicklung zum Besseren mit sich bringt. Viele Studien zeigen, dass die Kompetenzen von Professionals trotz regelmässigen Weiterbildungen abnehmen. Ein Grund liegt darin, dass Weiterlesen