Blick über den Tellerrand

„Also ich muss auf jeden Fall ein wenig von den Strukturen der Industrie und der Wirtschaft kennen. Ich muss bestimmte Dinge einordnen können, dass ich sagen kann, ich kenne die Anforderungen, die an einen Auszubildenden gestellt werden.“ (Lehrperson Volksschule, zit. nach Bylinski, 2014, S. 3).

Zunehmende Komplexität und stetige Entwicklungen im Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II stellen hohe Anforderungen an die am Übergangsgeschehen beteiligten Personen und Institutionen. Die individuelle Begleitung in der Berufswahl ist dabei als Prozess zu verstehen, welcher auf eine regionale Einbettung und Vernetzung angewiesen ist und eine grosse Herausforderung an die pädagogische Professionalität stellt. Diese Vernetzung als Basis und Wegbereitung für eine gelungene Integration der Jugendlichen am Übergang von der Schule in den Beruf stellt eine zentrale Aufgabe für alle am Übergangsgeschehen beteiligten Bildungsinstitutionen und Fachkräfte dar. Weiterlesen

Bildung 4.0 heisst: Digitalisierung mit politischer Bildung

Begriffe wie Industrie 4.0, Roboter, Künstliche Intelligenz, Big Data oder auch eLearning fordern die Schulen sowie Lehrpersonen nicht nur in der Gestaltung des Unterrichts und Themen wie Medien und Informatik heraus, sondern auch in der politischen Bildung. In welcher Welt unsere Kinder einst leben werden, ist nicht einfach eine Frage der technischen Entwicklung, sondern das Ergebnis eines politischen Prozesses. Darauf muss die Schule, die Kinder und Jugendlichen vorbereiten.

Eine Gruppe von Touristen fliegt in einem Space Shuttle durch das All und die Menschen geniessen den faszinierenden Blick auf den blauen Planeten Erde. Das Bild, das kurz nach der Mondlandung 1969 entstanden ist, hat mich als Kind extrem fasziniert. Heute dient mir dieses Bild oft als Versicherung dafür, dass die durch Technologien induzierten Phantasien doch nicht einfach so Wirklichkeit werden. Meine Faszination für „Science Fiction“ oder für die Frage, wie die Welt in Zukunft aussehen wird, ist geblieben. Heute frage ich mich aber auch, worauf Kinder und Jugendliche vorbereitet werden müssen?

Lehrpersonen und Schulen nehmen bei der Bewältigung der Herausforderungen der „Digitalisierung der Welt“ eine zentrale Rolle ein. Sowohl der Bericht des Bundesrates über die zentralen Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft vom 11. Januar 2017, wie auch das Digitale Manifest für die Schweiz von digitalswitzerland vom 24. Januar 2017 weisen darauf hin. Weiterlesen

Deutsch als Zweitsprache in der Berufsbildung

Unter allen Hürden beim Erreichen eines Ausbildungsabschlusses auf Sekundarstufe II spielen Sprachprobleme mitunter die grösste Rolle (Stutz et al., 2016).

Zahlreiche Studien belegen diesen bedeutsamen Zusammenhang zwischen Sprachkompetenzen und Bildungserfolg. Denn Sprache ist nicht nur unser wichtigstes Ausdrucksmittel sondern auch Teil unserer Persönlichkeit und Grundlage für unsere Verständigung, Mitteilung und Orientierung im Alltag und in der Gesellschaft. Die Sprache korreliert mit den Schulleistungen über alle Fächer, indem sie Verarbeitungs-, Verstehens- und Problemlöseprozesse unterstützt bzw. ermöglicht. Diese Relevanz der Sprachkompetenzen für den individuellen Bildungsweg birgt insbesondere für fremdsprachige bzw. mehrsprachige Kinder und Jugendliche bestimmte Risiken.

Berufsbildungssystem mit einsprachiger Norm

Die Schweiz ist ein Einwanderungsland. Beinahe 30% der jungen Erwachsenen haben einen oder zwei Elternteile mit Migrationshintergrund. Die Zahl an Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Berufsbildung lag im Jahr 2015 bei rund 46’110. Das entspricht einem Anteil an Lernenden mit Migrationshintergrund von insgesamt 19%, spezifisch bei EFZ-Lernenden 17.5% und bei EBA-Lernenden 38.9%. In nicht-BBG reglementierten beruflichen Grundbildungen beträgt der Anteil an Migrant/-innen gar 49.5% (BfS, 2015). Weiterlesen

Zweitkarriere als Berufsfachschullehrer/in

Berufsfachschullehrpersonen starten mit dem Stellenantritt als Lehrperson in der Regel ihre zweite Karriere. Bevor sich Fachleute für eine Zweitkarriere als Berufsfachschullehrperson entscheiden, Fragen sie nach den Perspektiven im Beruf. Bietet der Lehrberuf in der Berufsbildung Möglichkeiten einer beruflichen Karriere?

Soll ich Berufsfachschullehrer/in werden? Die Entscheidung für den Lehrberuf in der Berufsbildung ist eine komplexe Angelegenheit. Für Berufsgruppen mit relativ tiefen Löhnen und schwierigen Arbeitsbedingungen bezüglich Arbeitszeit, Arbeitssicherheit, gesundheitlicher Belastung oder begrenzter Entwicklungsmöglichkeiten ist der Lehrberuf sehr attraktiv. Für sie ist der Wechsel an die Berufsfachschule auch ein Karriereschritt mit sichtbarem Statusgewinn. Untersuchungen zeigen, dass sich bei diesen Berufsgruppen vor allem die „Besten“ für den Lehrberuf interessieren. Für Berufsleute in sehr gut bezahlten Berufen, Firmen und Branchen mit breit gefächerten Entwicklungsmöglichkeiten scheint der Lehrberuf hingegen weit weniger attraktiv zu sein. Es wäre aber ein Fehlschluss zu denken, dass sich in diesen Bereichen die „Schwächsten“ für den Lehrberuf interessieren. Zweitkarriere-Lehrpersonen wählen den Lehrberuf nicht primär aus monetären Gründen. Es wird sogar beobachtet, dass Personen trotz Lohneinbussen von bis zu 50% in den Lehrberuf wechseln.

“Moving out”, “Moving on” oder “Moving up”?

Berufsfachschullehrpersonen haben nach dem Berufseinstieg im Grunde die drei Optionen „moving out“, „moving on“ oder „moving up“. Bei der „moving out“ Option wird der Zweitberuf der Berufsfachschullehrerin/des Berufsfachschullehrers wieder verlassen. Weiterlesen

Berufsbildung 2030 – Vision und strategische Leitlinien: Stärken und Schwächen

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat alle Interessieren aufgerufen, am Strategieprozess Berufsbildung2030 mitzuwirken. Aktuell sind die Interessieren aufgefordert, Stärken und Schwächen der Berufsbildung in der Schweiz zu formulieren. An dieser Stelle formuliere ich je zwei Stärken und Schwächen, die zu selten diskutiert werden.

Das Berufsbildungssystem in der Schweiz weist sehr viele Stärken aber auch einige Schwächen auf. Von den Stärken zeugen nicht nur die hohe Partizipation der Jugendlichen und Unternehmen, sondern auch die Erfolge bei den Berufsweltmeisterschaften, die tiefe Jugendarbeitslosigkeit oder international hervorragende Reputation. Oft genannte Schwächen des Berufsbildungssystems sind hingegen die Matchingprobleme auf dem Lehrstellenmarkt, der drohende Attraktivitätsverlust der Berufslehren oder das schwindende Wissen um die Stärken der Berufsbildung bei Eltern und (internationalen) Unternehmen. Im Rahmen der Strategieentwicklung lohnt es sich aus meiner Sicht, weitere, in der Öffentlichkeit weniger diskutierte Stärken und Schwächen zu betrachten und auch diese Argumente zu diskutieren. Ich beschränke mich hier auf zwei Stärken und zwei Schwächen, die aus meiner Sicht, zu wenig Beachtung finden.

Anreize, die zu Leistung anspornen

Eine grosse Stärke des Berufsbildungssystems in der Schweiz ist die Weiterlesen