Der lange Schatten der digitalen Zukunft im Lehrberuf

Die Digitalisierungsdebatte in der Schweiz geht einher mit der Einführung von Medien und Informatik in den Schulen. Diese Entwicklung wirft Fragen bezüglich der Kompetenzen von Lehrpersonen auf. Auch in der digitalen Welt hängt die Employability von Lehrpersonen nicht von künstlicher sondern von humaner Intelligenz ab. Dabei spielen Schulleitungen eine zentrale Rolle.

Wer als Lehrperson tätig sein will, muss im Besitz eines entsprechenden Lehrdiploms sein. Das ist gut so. Der Gesellschaft sind die Investitionen in die Entwicklung der nächsten Generationen zu wichtig, um die institutionalisierte Bildung dem Zufall der Kompetenzen unklar qualifizierten „Lehrperson“ zu überlassen. Mit der strikten Zugangsregelung zum Arbeitsmarkt von Lehrpersonen sind aber auch Herausforderungen verknüpft, wie beispielsweise jene der beruflichen Mobilität oder der Sicherung der Employability von Lehrpersonen.

Mit der aktuellen Digitalisierungsdebatte und der Einführung von Informatik in den Schulen werden Forderungen nach adäquater ICT-Infrastruktur in den Schulen, nach der Nutzung von neuen Medien und Technologien für den und im Unterricht sowie nach hoher fachlicher, fachdidaktischer und praktischer Informatikkompetenz der Lehrpersonen laut. Weiterlesen

Die regionale Stärke in der Berufsbildung

Die Ausbildung von Lehrpersonen ist in der Schweiz traditionell Sache der Kantone. Mit der Schaffung der Pädagogischen Hochschulen wurde auch der über viele Jahre gehegte Wunsch möglich, die Qualifizierung von Berufsfachschullehrpersonen an Hochschulen in den Regionen durchzuführen. Heute bilden die Pädagogischen Hochschulen Luzern, St. Gallen und Zürich in ihren Regionen Berufsfachschul-, Berufsmittelschullehrpersonen, Berufsbildner/innen überbetriebliche Kurse (üK) und Lehrwerkstätten sowie Dozierende der höheren Fachschulen (HF) aus, womit auch eine regionale Stärkung der Berufsbildung verbunden ist.

Die Berufsbildung ist eine Aufgabe von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt. Dabei kommen die Kantone, die für die Umsetzung in der Berufsbildung zuständig sind, für drei Viertel der Kosten auf. Die Föderalisierung der Kosten spiegelt die regionalpolitische Bedeutung der Berufsbildung wieder. Denn eine Stärke der Berufsbildung ist die enge Verknüpfung mit der regionalen Wirtschaft. Nur so kann die arbeitsmarktbezogene Berufsbildung Fachkräfte für die unterschiedlichen Arbeitsmärkte qualifizieren. Diese enge Verknüpfung mit der regionalen und kantonalen Praxis ist auch ein Erfolgsfaktor in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. So sind beispielsweise Praktikumsplätze in Schulen für künftige Lehrpersonen nicht nur wichtige Lernorte, sondern auch ein effizientes Instrument des Arbeitsmarktes, das Stellen und Personen „matched“.

Ziel der Subsidiarität dank der Pädagogischen Hochschulen erreicht

In der Berufsbildung wurde die Abwesenheit einer regionalen Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen in der Berufsbildung (Berufsbildungsverantwortliche) lange bedauert. Bereits im Berufsbildungsgesetz von 1978 (Art. 36) wurde davon gesprochen, dass die Ausbildungen der Lehrpersonen an Berufsfachschulen nur dann beim Bund stattfinden sollen, wenn sie nicht an einer kantonalen Hochschule erfolgen kann. Weiterlesen

Begabte Kinder fördern – ein „Muss“ für die Volksschule!

 „14-Jähriger holt sich den Uni-Abschluss“, so berichtete kürzlich eine Schweizer Sonntagszeitung. „Typisch Amerika“, denken sich da wohl einige Lesende und blättern weiter. Meldungen über sogenannte „Wunderkinder“, die in frühem Alter Spitzenleistungen vollbringen, erregen Aufmerksamkeit, ihnen begegnen jedoch auch Vorurteile und Neid, weil sie und ihre Familien besondere Bedürfnisse haben. Wie geht die Volksschule mit speziellen Begabungen und besonderen Leistungen von Lernenden um?

In der Schweiz erregte Maximilian Janisch, das wohl berühmteste hochbegabte Kind der Schweiz, mit einem IQ von 149+ Aufsehen. In der Primarschule übersprang Maximilian drei Klassen und bestand mit neun Jahren die Mathematik-Matura mit Bestnoten. Maximilians Hochbegabung und seine Probleme, an der ETH studieren zu können, löste in den Medien grosse Reaktionen zum Umgang mit hochbegabten Kindern und zum Thema «Eltern» aus. Weiterlesen

NaCl, H2O und CO2 – Sprechen Sie Chemie?

„Nicht selten ist im deutschsprachigen Raum in letzter Zeit kritisiert worden, dass der Mathematikunterricht zu sprachlastig sei, dass die Lernumgebungen in den modernen Mathematikbüchern im Gegensatz zu den traditionellen Aufgabensammlungen zu grosse Anforderungen an die Sprachkompetenz der SchülerInnen stellten und für die weniger Sprachbegabten eine Barriere bildeten, die ihnen den Zugang zur Mathematik versperrt.“ (Linneweber-Lammerskitten, 2013, S. 151).

Die enge Verknüpfung von Sprachlichkeit und fachlichem Lernen und damit die Identifizierung und Förderung von sprachlichen Kompetenzen für erfolgreiches Lernen im Fach ist ein brennendes bildungs- und forschungspolitisches Thema der Fachdidaktiken, das bislang weitgehend vernachlässigt wurde (Schmölzer-Eibinger, 2013). Es geht dabei um den Stellenwert der Sprache im nichtsprachlichen Unterricht und den Diskurs, dass Sprachkompetenzen nicht nur für die Vermittlung dieser Fachinhalte (beispielsweise Mathematik) eine Rolle spielen, sondern dem eigentlichen Denken, Verstehen und Lernen in jedem Fach inhärent sind und damit jeder Fachunterricht das Potenzial besitzt, zur Förderung von kognitiv-linguistischen und sozial-kommunikativen Kompetenzen wesentlich beizutragen.

 

Von der Alltagssprache zur alltäglichen Bildungssprache

Jeder Fachunterricht bedient sich eines spezifischen Sprachregisters, welches die fachbezogenen Verstehens- und Mitteilungsfähigkeiten ausmacht. So folgt beispielweise die Sprache im Chemieunterricht einem relativ hohen Grad an Abstraktion in Form von Modellen und Formeln. Weiterlesen

Lernen im Alter

Wie ist es eigentlich mit der Lernfähigkeit ab der Lebensmitte, oder noch später, ab der Pensionierung bestellt? Nun, die Faktenlage ist eindeutig: Die Lernfähigkeit ist zeitlebens gegeben, Wissen und Erfahrungen nehmen zu, lediglich die Lerngeschwindigkeit verlangsamt sich.

Power-Leistung versus Speed-Leistung

Wer kennt das nicht: Die Kinder und Enkelkinder sind um ein Vielfaches schneller beim Memory-Spiel. Und auch anderes lernen sie rascher, wie etwa ein neues Handy zu bedienen. Das ist die Speed-Leistung („fluide Intelligenz“). Kinder und Jugendliche sind da klar im Vorteil. Bereits ab etwa 22 nimmt die Verarbeitungsgeschwindigkeit ab. Ab 45 werden wir deutlich langsamer. Die gute Nachricht: Je älter wir werden, über desto mehr Weltwissen verfügen wir. Wir erkennen Zusammenhänge besser, können breit vernetzen, Komplexität vereinfachen, Regeln und Muster erkennen. Reflektierte und optimierte Lernstrategien kompensieren zudem die verringerte Geschwindigkeit. Das ist die Power-Leistung („kristalline Intelligenz“). Sie nimmt zeitlebens zu.

Lebenslang lernen – mehr als ein Schlagwort der Bildungsanbieter?

Vor einigen Tagen war ich beim Zahnarzt. Die Weisheitszähne sollen rausoperiert werden, meinte er. Er schickte mich für das dreidimensionale Röntgen zu einem Spezialisten. Dort öffnete mir ein älterer Herr die Tür und bat mich im Wartezimmer Platz zu nehmen. Ich dachte mir, dass der Vater des behandelnden Arztes in der Praxis mithelfe. Doch mein Vorurteil bestätigte sich nicht. Es war der Röntgenfachmann selbst. Ich war leicht beunruhigt und fragte mich, wie er wohl seine Arbeit mit diesen Geräten ausführen würde. Weiterlesen