Weiterbildung mit Profil (Teil 7 von 8): Lernen als Erlebnis und Emotionen

„Wir schaffen Lernsituationen, die handlungsorientiert und  nicht alltäglich sind, Emotionen wecken, beeindrucken und in Erinnerung bleiben. Lernen in unseren Kursen soll mit positiven Erlebnissen und Emotionen verbunden sein und damit Lust auf Mehr machen.“ Diesen Anspruch setzen die Weiterbildungsangebote der PH Luzern als einen weiteren Baustein des gemeinsamen Profils. Geht es bei diesem Profilelement um einen modischen Trend im Sinne des „Edutainment“ oder steckt mehr dahinter?

Suchergebnisse zum Stichwort „Lernen als Erlebnis“ ergeben eine Fülle von unterschiedlichen und doch verwandten Begriffen: Handlungsorientiertes Lernen, Erfahrungslernen, Ganzheitliches Lernen, Abenteuerpädagogik, Erlebnispädagogik, learning by doing, exploratives Lernen,  Naturpädagogik usw.  Eine klare Definition und ein gemeinsames Verständnis dazu gibt es nicht. „Lernen als Erlebnis“ ist aber einiges mehr, als erlebnispädagogische Aktivitäten, die Hochkonjunktur haben und ihre Berechtigung haben. Lernen ist durchaus ein Erlebnis, wenn es einige grundlegende menschliche Bedürfnisse aufnimmt und befriedigt. Dies ist aber nicht nur in aufwändigen erlebnispädagogischen Aktivitäten, sondern in allen Lernprozessen notwendig und möglich.
Folgende Elemente können dabei eine Rolle spielen:

  • Beziehung / Kooperation: Menschen besuchen Weiterbildungen, weil sie gemeinsam mit anderen und von anderen lernen wollen. Gemäss Joachim Bauer (2007, S. 21) und Erkenntnissen aus der Neurobiologie, „sind wir Menschen auf soziale Resonanz und Kooperation ausgelegt. Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben.“  Das Gehirn belohnt gelungenes Miteinander durch Ausschüttung von Botenstoffen , die gute Gefühle und Gesundheit erzeugen.
  • Emotionen: Lernprozesse und Erinnerungen sind eng mit Emotionen verknüpft. Laut Damasio (2001) sind Erinnerungen mit einem Bewertungssystem verknüpft: Ist gut für mich – ist schlecht für mich. Entsprechend entwickeln wir Annäherungs- und Vermeidungs-Strategien auf Grund bisheriger Erfahrungen.
  • Herausforderung / Anstrengung: Lernen passiert an der Grenze des Gewohnten und Vertrauten. Auch wenn wir Anstrengung manchmal vermeiden möchten:  Erst die erfolgreiche Bewältigung von Herausforderungen macht es möglich, sich  als selbstwirksam zu erleben. Diese Erfahrung ist wiederum mit Emotionen verbunden – nämlich Freude und Stolz über das Erreichte.
  • Selbstwahrnehmung / Selbstwirksamkeit / Erfahrung zeigen können: Lernerfolg und Wirkung erleben können, sich selber als wirksam erleben, eigene Erfahrungen einbringen können sind zentrale Aspekte von Lernen. Es geht darum, an Vorwissen anzuknüpfen, neue Erfahrungen zu machen und diese zu integrieren.
  • Aktive Beteiligung / eigene Erfahrungen machen können. Dies ist die Grundlage des konstruktivistischen Lernverständnisses. Lernen ist aktives Tun. Entsprechend soll  in unseren Weiterbildungen die Eigenaktivität der Teilnehmenden viel Raum einnehmen.

Bei der Planung von Lernprozessen kann der „Experiential Learning Cycle“ von David Kolb (1984 / 2015) Orientierung geben:

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Grundlagen von Kolbs Lernzyklus sind John Dewey und Kurt Lewin und ihr Pädagogischer Pragmatismus. Dieses konstruktivistische Lehr – / Lernverständnis verändert auch die Rolle der Beteiligten: Der Lernende als Handelnder und der Lehrende als Coach müssen sich an diese neuen Rollen  gewöhnen.  Viele Kurse haben die Tendenz, „Reflektierendes Beobachten“ und „Theoriebildung“ auf der Grundlage der im Schulalltag gemachten Erfahrungen zu fokussieren.

Lernen als Erlebnis lädt dazu ein, in Weiterbildungen selber experimentieren und Erfahrungen machen zu können und damit die weiteren Elemente von Kolbs Lernzyklus zu integrieren. Auf der Grundlage der obigen Überlegungen ist dies die Voraussetzung für Weiterbildungen, welche die Grundbedürfnisse der KursteilnehmerInnen befriedigen und ihnen nachhaltige neue Erkenntnisse und Lernerlebnisse ermöglichen.  Dies erfordert manchmal Mut, Neues zu wagen, nicht alles planen zu können und die mit den Erlebnissen verbundenen Such- und Lernprozesse aushalten zu können.
Wie setzen sie in ihren Weiterbildungsveranstaltungen „Lernen als Erlebnis“ ein? Wie gelingt es ihnen immer wieder, Erlebnissen als Kern ihrer Weiterbildungstätigkeit Raum zu geben?

 

Bauer, J. (2007). Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg: Hoffmann  und Campe

Kolb, D.A. (1984/2015). Experiential Learning. Experience as the source of learning and development. Upper Saddle River, New Jersey: Pearson Education

Storch, M. , Krause, F. (2014). Selbstmanagement – ressourcenorientiert. Bern: Huber.
Ausführliches Kapitel zu Lernprozessen und Hirnforschung, insbesondere auch Zusammenhang zwischen Lernen und Emotionen.

 

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