Sehnsucht nach Anerkennung II

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Im Rahmen einer Impulsveranstaltung des PMZ der PH Luzern konnten das Zentrum Theaterpädagogik zusammen mit dem Zentrum Menschenrechtsbildung unter der Leitung von Ursula Ulrich und Thomas Kirchschläger am 29.6.2016 der „Sehnsucht nach Anerkennung“ nachgehen.

Die Sehnsucht nach Anerkennung stellt für Kinder in ihrer Kindheit ein zentrales und entscheidendes Bedürfnis dar. Anerkennung, verstanden als Grundlage der Interaktion zwischen Menschen, spielt in der Erfahrung der Kinder über sich selbst und deren Mitmenschen als Subjekte von und mit Verantwortung eine grosse Rolle. Entsprechend ist die Qualität pädagogischer Beziehungen sehr wichtig. Dabei können Aspekte der ästhetischen Bildung, welche ein kreatives Agieren im Anerkennungsverhältnis voraussetzen, ein zentrales Bildungsmittel sein. Aktuelle Erkenntnisse aus der Theaterpädagogik werden im künstlerischen Tätigsein in direkter Weise erprobt. Die darunter liegende Haltung wird anhand des eigenen künstlerischen Schaffens in Verbindung gebracht mit der Grundhaltung der Anerkennungspädagogik und in direkter Weise mit den Inhalten der Kinderrechte verknüpft.

Im Modus Ästhetischer Forschung näherten sich die Kursteilnehmerinnen unter Einbezug verschiedener Zugängen dem Begriff Anerkennung. Kurze Sequenzen aus einem Fachtext, lebensweltliche Bezüge sowie eine gestalterische Auseinandersetzung mit Büchern und Klebeband spielten dabei eine zentrale Rolle. Das geschaffene Setting (offener Kreativauftrag ohne Zeitbeschränkung oder Nützlichkeitserwartung) eröffnete einen Raum, implizitem Handlungswissen nachzugehen und durch die individuelle Auseinandersetzung mit dem Begriff der Anerkennung auf verschiedenen Ebenen zu kollektiven Erfahrungen und Erkenntnissen zu gelangen.

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Im Anschluss an die gestalterische Auseinandersetzung liessen sich aus diesem kurzen „Forschungssetting“ im gemeinsamen Reflexionsgespräch Indikatoren ableiten, welche ein Handeln in Anerkennungsverhältnissen fassbar machen.

IMG_4876_kompDas Handeln in Anerkennungsverhältnissen kann so beschrieben werden, dass alle an Bildungsprozessen beteiligten Individuen als Subjekte erkannt und anerkannt werden; ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Empfindungen sind relevant und werden durch Beziehungen produktiv und in einen respektvollen Dialog einbezogen. Dabei werden den Individuen Zugänge und Handlungsräume zu möglichen anderen Selbst- und Weltverständnissen eröffnet.

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Wenn Verschiedenheit und Veränderbarkeit als grundlegende Aspekte einer anerkennenden Bildung mitverhandelt werden, kann zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Identifikation und Zugehörigkeit in Bezug auf sich, die Mit- und Umwelt angeregt werden. Dabei spielt auch ein Hinterfragen der stark geprägten Begriffe Wirklichkeit, Möglichkeit und Wahrheit eine wichtige Rolle. Ergänzt durch die Chancen, partizipative und soziale Verfahren, den Einbezug einer Vielfalt von Ausdrucksformen und einen sensibilisierten Umgang mit Sprache ergänzend in den Fokus rücken, wird Anerkennung in Bezug auf die pädagogische Praxis zur Aufforderung auf zwei Ebenen.

 

Einerseits fragt sie nach Bildungssettings, die Anerkennung zulassen. Diesbezüglich können beispielsweise Methodenvielfalt sowie aus den Fähigkeiten, dem Wissen und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler geschaffene Formate pädagogischen Handelns in Anerkennungsverhältnissen wegweisend sein. IMG_4881_kompIMG_4883_komp

 

Andererseits ist ein permanentes Hinterfragen von Denk- und Handlungsweisen im Sinne stetig veränderbarer Konstruktionen gefordert.

Dabei spielen das Überwinden von Begrenzungen und das Hinterfragen von Gewohnheiten, Zuschreibungen oder Bewertungen, die durch persönliche Haltungen geschaffen sind, eine zentrale Rolle. Und nicht zuletzt wurde offensichtlich, dass das Erfahren und Ermöglichen von Anerkennungsverhältnissen zudem einen neuen Blick auf den Umgang mit der Zeit sowie mit wertfreien und zweckfreien Räumen wirft.