Ästhetisch-kulturelle Bildung

Das Team des Zentrum Theaterpädagogik auf Expedition.

Am 03.12.2020 setzten sich das Team des Zentrum Theaterpädagogik und eine Studentin des Spezialisierungsstudiums Theaterpädagogik während eines teaminternen Workshops mit Fragen zu ästhetischer und kultureller Bildung auseinander. Der erste Teil wurde durch eine Masterarbeitspräsentation aus dem Fachbereich Theaterpädagogik eingeleitet. Die dabei beleuchteten Hintergründe zu ästhetischen Bildungsprozessen wurde in Verbindung mit Prinzipien der kulturellen Bildung gebracht. Damit konnte das breite Feld unterschiedlichster Definitionen für unsere Auseinandersetzung eingegrenzt werden. Aus der Präsentation heraus liess sich als Kernpunkt ein Zitat von Fauser/Veith herausarbeiten, welches gleichzeitig zum praktischen Teil des Workshops hinführte.

„Eine verlässliche Auskunft auf die Frage, ob das, was wir […] (bei der sinnlichen Wahrnehmung) erleben, angenehm und schön ist oder als Missempfindung Abwehr provoziert, geben uns die Sinne nicht. Ganz offenbar steht die Kulturbedeutung eines Objekts im Zusammenhang mit den lebensweltlichen Praktiken von Gemeinschaften“ (Fauser/Veith 2011).

Mit der «Denkfolie» dieses Zitates setzten sich die Theaterpädagoginnen anschliessend in Zweiergruppen mit je einem Textabschnitt aus dem Fachtext Ästhetisch-kulturelles Lernen und kulturpädagogische Bildungspraxis (2013/ 2012) von Tom Braun und Brigitte Schorn auseinander. Eine aus dem Theater bekannte Textbearbeitungsmethode, die «Strichfassung», diente dazu, aus den bei jedem Lesedurchgang erneut gestrichenen «unnötigen Wörter» ein inhaltliches Konzentrat herauszukristallisieren.

Die dabei entstandenen Kurzzusammenfassungen des Fachtextes wurden im ästhetischen Modus als Toninstallation bearbeitet und präsentiert.

Inspiriert durch diese inhaltlichen Konzentrate an der Schnittstelle von ästhetischer und kultureller Bildung wurde der zweite Teil des Workshops eröffnet. Ausgehend von leitenden Elementen des Vermittlungsformates «ästhetische Expedition» begaben sich die Teilnehmerinnen auf die die Spurensuche der Frage:  «Was macht für dich aus, dass ein professionelles Kinder- und Jugendtheaterstück ästhetisch bildend wirkt?».

Die intensive Auseinandersetzung mit den Theoriehintergründen nahmen durch die gestalterische Arbeit mit unterschiedlichsten Materialien Form und «Metapherngehalt» an. Die dabei entstandenen Installationen regten unmerklich zu Interpretationen an

Der Prozess wurde in einem weiteren Schritt begleitet durch den Auftrag, die eigene Installation mit Adjektiven zu beschreiben.

Im Anschluss daran begaben sich alle auf Wanderschaft und liessen die anderen Installationen auf sich wirken (wie eine Theateraufführung). Die dabei aufkommenden Gedanken, Ideen und Fragen eröffneten nach und nach einen «stummen Dialog» zwischen den Gestalterinnen und ergänzten schliesslich die Spurensuche. Mittels subjektiver Zuordnung weiterer Adjektive entwickelten sich über die eigene Installation hinaus ein nonverbaler Austausch. Eine Art «Gruppendiskussion», welche abschliessend wieder zur Ausgangslage, der leitenden Fragestellung zurückführte.

Geblieben ist eine vielfältige Sammlung von Adjektiven, welche als Kategorisierungselemente nun im Nachklang zum Workshop im Kontext zweier bereits bestehender Visionierungskriterien-Katalogen verhandelt werden. Davon ausgehend entwickelt das Zentrum Theaterpädagogik in den kommenden Wochen ein ZTP-eigenes Instrument, das einerseits das Team des ZTP und andrerseits die Gastspiel-Veranstalter*innen unterstützen kann, ästhetisch bildende Theaterstücke sensibilisiert auswählen zu können.

Verwendete Literatur:

Fauser, Peter/Veith, Hermann (2011): Kulturelle Bildung und ästhetisches Lernen:

www.ganztaegig-lernen.de/kulturelle-bildung-und-aesthetisches-lernen (letzter Zugriff am 22.09.13)

Tom Braun , Brigitte Schorn (2013 / 2012): Ästhetisch-kulturelles Lernen und kulturpädagogische Bildungspraxis. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE:

https://www.kubi-online.de/artikel/aesthetisch-kulturelles-lernen-kulturpaedagogische-bildungspraxis (letzter Zugriff am 30.10.2020)

Die unendliche Geschichte

Nach Michael Ende, gespielt von Kolypan.

Besucht von Kathrin Brülhart Corbat am 8. Dezember im Rahmen des Theaterfunkens, kleine Bühne Zofingen.

Und wie ich mich freue: eines meiner Lieblingsbücher findet den Weg auf die Bühne, gespannt sitze ich im Publikum; zuerst üben wir einen Insektenschwarm, für das Ungeheuer Igramul, danach Giftpfeil-schiessen und dann müssen wir Fabienne, der Schauspielerin helfen in ihre Rolle als Bastian einzusteigen. Das Publikum wird aufgefordert richtig gemein zu sein: «Dicksack! Spinner!» rufen wir. Es gelingt: schon bald sehen wir den schüchternen Jungen Bastian Balthasar Bux vor einer schreienden, mobbenden Schar in das Antiquariat von Herr Koreander flüchten.

Hier liegt es, das geheimnisvolle Buch „Die Unendliche Geschichte“, von dem eine Art unwiderstehliche Magnetkraft ausgeht und das Bastian unbedingt haben muss, koste es was es wolle! Bastian stiehlt das Buch aus dem Antiquariat, versteckt sich auf dem Estrich im Schulhaus und taucht ein in die Welt Phantasiens…
Dort trifft er auf Fuchur, Atreju, auf Irrlichter, auf Morla die uralte Schildkröte und natürlich auf die kindliche Kaiserin, die einen neuen Namen braucht….

Für die, die sich nicht mehr an die Geschichte erinnern, hier kurz zusammengefasst:

Bastian fängt im Buch an zu lesen und realisiert, dass er darin vorkommt, mehr noch, dass er den Verlauf der Geschichte beeinflussen kann, der Held der Geschichte werden «muss». Es ist seine Aufgabe die Kindliche Kaiserin und somit das Reich Phantasiens vor dem wirbelsturmartigen «Nichts» zu retten. Mit dem Auryn-Amulett der Kindlichen Kaiserin soll Bastian die beinahe verschwundene Welt Phantasiens nach seinen Vorstellungen und Wünschen neu erschaffen. «Tu was du willst» heisst es auf der Rückseite des Auryn-Amuletts. So wünscht sich Bastian all das, was er niemals war: mutig und stark zu sein. Doch mit jedem Wunsch für etwas Neues, verschwindet Bastians Erinnerung an das, was einst seine eigene Welt war. Nach einem Konflikt mit seinem Freund Atréju gelingt es Bastian mit dessen Hilfe, wieder zurück zu finden zur realen Welt, zu sich selbst.

Ein dickes Buch wird in rasantem Tempo erzählt: einer Mischung aus Erzähl- und Objekttheater, Fabienne Hadorn und Gustavo Nunez schlüpfen virtuos in die unterschiedlichsten Rollen und hauchen den Bühnenobjekten Leben ein. Dabei werden auch Kinder aus dem Publikum gebraucht, zum Beispiel mit Laubbläser bewaffnet darf man vom Bühnenrand aus, den Wirbelsturm spielen J

Es lebe die Phantasie und das Land Phantasien oder eben, wie es im Programm heisst: Phantasien bauen mit Kolypan! Ein Kolypanstück in gewohnt trashig-witziger Manier.