IT DEPENDS – gespielt vom Weltalm Theater

Besuch einer Schulvorstellung am 1. November 23,

im PROZESS (externer Spielort vom Schlachthaus Theater Bern)

von Kathrin Brülhart Corbat

Wir alle sind voneinander abhängig, persönlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich. Diese Abhängigkeiten hat das Theater Weltalm unter die Lupe genommen.

Ale zittert um seine Lehrstelle.

Die Mutter von Leonie braucht unbedingt den Bonus, um ihre Schulden zu bezahlen.

Celine will die Schule abbrechen.

Leonie möchte vor allem dazugehören und nicht immer mit ihrer Mutter in die Ferien.

Philipps Handy läutet ständig, sein Vater will sein Leben managen.

Ale ist abhängig von Philippe, Philippe ist abhängig von seinem Vater, Céline ist abhängig von den Launen ihrer Freund*innen und Leonie ist abhängig von ….

Zu Beginn des Stückes muss man sich schon gehörig konzentrieren, dass man diese Abhängigkeitsketten nicht verpasst, denn jede Geschichte ist mit der anderen verflochten. Bald wird klar, dass die Leben von allen mit allem zusammenhängen.

Dramaturgisch geschickt werden die verschiedenen «Lebens- Ausschnitte» serviert, wir im Publikum bleiben dran, verfolgen mit Spannung, was nun die ameisenforschende Mutter mit dem Ganzen zu tun hat. Immer wieder werden verschieden grosse Polystyrolplatten (sieht aus wie Styropor, ist aber viel robuster), die von der Decke hängen, als technische Geräte wie Compis, Handys aber auch als Sofa und Gartenhausdecke benutzt. Die schnellen Wechsel der Geschichtenstränge werden unterstützt durch Musik und Live-Gesang.

Ein tolles Jugendstück ist entstanden; toll auch, weil das Weltalm Theater in dieser Produktion von drei jungen Amateur Schauspieler*innen unterstützt wird, so werden die Alltagsthemen, die hier auf die Bühne kommen, glaubhaft(er) und erreichen das jugendliche Publikum hoffentlich. Dem Applaus nach, ist es gelungen. 

Ein Jugendstück für alle ab 13 Jahren.

Urknall – am Anfang regnete es Kühe, gespielt vom Theater Sgaramusch

Besuch einer Schulvorstellung am 31. Oktober 23, im Theater PurPur Zürich

von Kathrin Brülhart Corbat

Zuerst malen Nora und Colombo mit Kreide ganz exakt einen grossen Kreis. Dann wird ausserhalb des Kreises die Bühne eingerichtet: etliche Bälle, IKEA Säcke, eine Bassgitarre, zwei Kessel und … – «Das ist die Erde», Nora hängt einen roten Schaumstoffball in die Mitte der Bühne an einen Faden, der von der Decke baumelt. Die Erde wird von einem Scheinwerfer beleuchtet. «Ich sehe mich», meint Nora die Schauspielerin, sie zeigt auf einen Punkt auf der Erde und winkt sich zu, «ich sehe euch, ihr seid im Publikum und schaut uns zu». «Ich sehe Neuseeland», sagt Colombo der Schauspieler, der auf der anderen Seite der Erde steht, «schaut, die Menschen schlafen noch.»

Mit «Urknall» kreist das Theater Sgaramusch durch diverse Welt- und Spielräume. Das Stück erzählt von der Entstehung der Erde und stellt existenzielle Fragen wie «Wer bin ich?», «Was mache ich hier auf dieser Welt?», «Wem gehört hier eigentlich alles?», «Wer darf befehlen?».

Sie rennen im Kreis und erfinden spielend Universum um Universum. Immer wieder gibt es zu wenig Platz für beide. Da ist zum Beispiel ein Stuhl, den man sich teilen muss, am liebsten hätte man ihn für sich allein. Oder Colombo wird zum Vielfrass und treibt wenig später einsam auf dem Meer, er hat immer noch Hunger. Wäre da nicht Nora mit der Perücke, hätte Colombo bestimmt das Publikum aufgefressen… Wer nämlich die Perücke hat und auf dem Stuhl steht, darf befehlen.

Ein wunderbares Spiel. «Zum Glück ist es nur gespielt», raunt eine Erstklässler*in neben mir. Ja, da wird gespielt, was das Zeug hält, sie atmen durch ein Megafon und nehmen die Stimme auf, welche später bei einem heftigen Gewittersturm zum Einsatz kommt.

«Wie war das genau am Anfang mit der Erde?» Wir wissen es nicht genau, aus diesem Unwissen schöpft das Stück immer wieder neues Spiel. Einmal regnet es sogar Kühe und eine Kuh wird ausgeschlossen, weil sie nicht muhen kann, sondern nur «Kikerikii» ruft. Später wird die Erde ganz heiss und man muss sie unbedingt abkühlen. Der Erde geht es nicht mehr gut. «Ärde. Was selled mier mache? was bruuchsch du?» Zum Glück gibt es den Wasserkübel…

Immer wieder gelingt es Nora und Colombo, dass wir gemeinsam Musik machen, klatschen und singen, zum Beispiel: «Ich weiss ned wer ich bi, ich weiss nid was i cha, weiss nur ich will d’Ärde nieme us de Auge lah…» Am Schluss kommt Colombo mit einem Buch auf die Bühne, das ist «Das Buch für die Erde», da darf man seine Ideen reinzeichnen oder schreiben, wie man der Erde helfen möchte.

Urknall ist ein Feuerwerk aus Poesie und Lärm. Eine Liebeserklärung an das Leben auf der Erde. Für alle ab 5 Jahren.