Piraten!

Piraten!

In Schüpfheim spielt heute am 4. Februar 2014 das Theater Bilitz aus dem Thurgau. Mit der BLS fahren Pia und ich ins  Entlebuch. In einer guten halben Stunde sind wir dort. Im Rahmen der Theaterperlen 2013 hat Guido Niederberger für die 3. – 6. PS «Piraten!» auf den Spielplan gesetzt. Der Bilitz-Theater-Bus steht vor dem Hintereingang des Oberstufenschulhauses. Ein Zeichen, dass wir richtig sind. Wir werden herzlich willkommen geheissen. Der Co-Schulleiter Martin Hug ist vor Ort und begrüsst die ankommenden Schulklassen.

Auf der Bühne lernen wir Tim Wyss kennen. Zuerst hört man bloss seine Stimme. Er regt sich fürchterlich auf und will auf gar keinen Fall die Zwillinge sehen. Er flüchtet in sein Zimmer und schliesst sich ein. Wer gut aufpasst, versteht, dass Tim ein Scheidungskind ist und mit seiner Mutter  nur Briefkontakt hat und dass diese Mutter inzwischen auch Mutter von Zwillingen ist. Morgen soll er sie nach langer Zeit wieder sehen und sie will auch die Zwillinge mitbringen. Das ist zu viel für Tim und ich glaube auch zu viel verbale Information für das Publikum.

Was aber alle verstehen: Tims Enttäuschung und Wut. Wir sehen einen Jungen, der sich mit seinem Problem in sein Zimmer zurückzieht, wo er mit seinen Spielsachen anfängt zu spielen um seine Wut und Enttäuschung loszuwerden.

Bereits beim Betreten des Theaterraumes sind uns die beiden Modellschiffe aufgefallen. Tim lässt das eine Schiff auf das andere schiessen bis es im Meer versinkt. Die Fantasie wird überraschend Wirklichkeit und sein Zimmer bevölkert sich mit Matrosen, Piraten und Kapitänen. Es geht um die Schatztruhe von Tim. Sowohl Käpt’n Freely, eine Piratin aus dem Jahr 1781 als auch Kapitän McGovern sind hinter der Truhe her. Zuerst kämpft er als Pirat in den Diensten der Piratin gegen das königliche Schiff von Kapitän McGovern. Später wird er aus den Fluten des Meeres gerettet und landet bei Kapitän McGovern. Dort dient er als Matrose und kämpft jetzt gegen die Piraten. Schliesslich gelingt es ihm, wieder nach Hause zurückzukehren, wo sein Vater – er ist Kapitän auf dem Bodensee – auf ihn wartet. Der Vater muss zur Arbeit. In der Türe erscheint seine Mutter – es ist die Darstellerin der Piratin aber nicht im roten Piratenmantel sondern mit einer roten Bluse. Das Licht geht aus. Das Theaterstück ist vorbei.

Die Schülerinnen und Schüler bleiben etwas verdutzt und verunsichert zurück. Ist das jetzt der Schluss? Ja, es ist der Schluss. Die Schauspieler kommen zum Applaus. Dieser ist herzlich und anerkennend.

Wie beim Bilitz üblich, kann das Publikum unmittelbar anschliessend an das Stück den Schauspielerinnen und Schauspielern Fragen stellen. Das ganze Ensemble – das sind in diesem Stück drei Männer und zwei Frauen – steht für diesen kurzen Austausch zur Verfügung. Es werden Fragen zur Geschichte und zum Inhalt gestellt. Auch Fragen zu Tricks und Bühneneffekten kommen.

Es wird klar, dass  nicht alle verstanden haben, dass die Piratin für die Mutter steht und der Kapitän für den Vater und dass Tim mit Hilfe seiner Fantasie den Verlustschmerz zu bewältigen versucht hat.

Pia und ich unterhalten uns nachher noch intensiv über unsere Eindrücke. Woran liegt es, dass die Geschichte von Tim bloss unseren Verstand und nicht auch unsere Herzen erreicht hat? An der Grundidee kann es nicht liegen. Am Spiel ebenfalls nicht. Müsste das Publikum vielleicht viel deutlicher merken, was Tim hier für ein «Rollenspiel» inszeniert? Vielleicht wäre eine handfeste, reale Szene mit dem Vater am Anfang besser als am Schluss.

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