COLD HEART

Cold heart

Immer wieder gerne fahre ich nach Basel ins Vorstadttheater. Dort ist ein engagiertes Team an der Arbeit und produziert Theaterperlen am Laufmeter.  Heute steht der künstlerische Leiter, Matthias Grupp auf der Bühne. Vor drei Tagen war Première und heute am 10. Februar findet die erste Vorstellung vor Schulklassen statt.

Das Foyer präsentiert sich als Kneipe. Es hat Platz für etwa 70 Schülerinnen und Schüler. Eine kleine Bretterbühne, ein Mikrofon, ein Vorhang  und ein Klavier stehen bereit. Zwei Wandergesellen betreten die Kneipe. Sie sind unterwegs und auf der Suche nach dem Glück.

Ein Wort gibt das andere und schon bald erklingt ein Lied und wir sind mitten drin in einer Geschichte, die im Schwarzwald beginnt. Frei nach dem Märchen «Das kalte Herz» von Wilhelm Hauff spielen und singen die beiden Wandergesellen die Geschichte von Peter Munk, dem Köhlerjungen, der zusammen mit seiner Mutter ein ärmliches und hartes Leben führt und sich nach Reichtum und Anerkennung sehnt. Im Verlaufe der Geschichte sucht der Schauspieler immer wieder den Kontakt zum Publikum, um dann mit grosser Leichtigkeit in die verschiedensten Figuren zu schlüpfen. Der Musiker begleitet die Lieder und legt stimmungsvolle Soundteppiche aus.

Das Publikum erlebt alle Höhen und Tiefen des Peter Munk und kann teilhaben an den damit verbundenen Gefühlen auf dem Weg zu Glück und Identität. Eine gruselige und unheimliche Stimmung sorgt für viel Spannung. Peter begegnet  guten und bösen Geistern. Die Schülerinnen und Schüler erleben am Beispiel von Peter Munk, wie wichtig es ist zu spüren, wem man auf seinem Lebensweg vertrauen schenken kann. Verlockend ist das Angebot des Holländer-Michel. Er verspricht ihm, jeden Wunsch zu erfüllen, wenn er bereit ist, sein Herz gegen einen Stein zu tauschen. Peter lässt sich darauf ein,  wird reich und lernt die ganze Welt kennen. Aber  er kann weder  Freude noch Trauer empfinden. Wie sich Peter aus den Klauen des Holländer-Michels, der sich in einem eindrücklichen Song mit «ich bin der Holländer-Michel der Superstar» vorstellt, befreien kann, erleben wir in diesem packenden und berührenden One-Man-Song-Spiel.

Am Schluss ziehen die beiden Wandergesellen wieder von dannen. Das Stück ist aus. Es geht wieder zurück in die Realität. Noch immer in Gedanken versunken sitze ich im Tram als  Plötzlich vor meinen Augen zwei Wandergesellen mit ihren krummen Stöcken und ihren Bündeln auftauchen und sich ganz in meiner Nähe setzten. Verwundert reibe ich die Augen. Ist das Realität oder Fiktion? Es ist Realität und passt perfekt zum Stück. Was für ein verrückter Zufall an diesem 10. Februar 2014 kurz vor 12.00 Uhr.

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