Wolf – Loup (von Theo Fransz)

Theaterproduktion von La Grenouille, Biel

Besucht von Kathrin Brülhart Corbat am 12. November im Tojo Theater Reitschule Bern

Vor einer Woche habe ich diese eindrückliche Theaterproduktion gesehen, sehr gerne erinnere ich mich daran: das Stück spielt in einem offenen Spielraum, wir sitzen auf vier Seiten, wie auf einem Dorfplatz. Noch bevor es anfängt, sehe ich, dass es Livemusik gibt: Gitarre, Keyboard und Mik stehen bereit. Auf der Bühne liegt ein grosses Tuch mit roten Flecken und einige überdimensionale Grablichter.

Es fängt an, Musik… ein leidenschaftlicher Tanz zweier Verliebten. Virginie und Mas.

Ein Messer, Hände werden im Wasser gewaschen, das Wasser färbt sich rot, «pas de panic», sie liegen gleich neben mir, «habe ich geschlafen, habe ich etwas verpasst?».

Virginie ist eine junge Frau, die nach der Tradition ihrer Grossmutter Sand auf die Gräber streut. Im Dorf glaubt man, dass dies die Lebenden vor dem Tod schützt. Auf diesem Friedhof lernt Virginie Mas kennen. Mas war früher ein Wolf. Als Welpe musste er mitansehen, wie seine ganze Familie von Jägern aus dem Dorf getötet wurde. Die Götter haben ihn in einen Menschen verwandelt mit dem Auftrag, seine Familie zu rächen, Mas soll alle Mitglieder der Jägerfamilie ausrotten… Und dann erfährt Mas, dass Virginie, in die er sich unsterblich verliebt hat, die Tochter des letzten Jägers ist. Was nun? Ist die Liebe der beiden stark genug, um das Schicksal selbst in die Hände zu nehmen – oder bringt er sie nun um? Er muss! Es ist so vorbestimmt. Muss er?

Immer wieder werden wir direkt angesprochen von Mas und Virginie, durch die Nähe zum Geschehen wird es intim und spannend. Der Konflikt, dass Mas Virginie ja nun eigentlich umbringen muss, um seinen «Auftrag» zu erfüllen, wird in einem genialen Spannungsbogen erzählt. Oft wissen wir mehr als Virginie, wie in einem Krimi… Mit der Live-Musik wird die Erzählung mit treibenden Rhythmen, rauhem Groove und dann wieder mit feinen Gitarrenklängen untermalt. Wir sind mittendrinn, es wird geschwitzt, getanzt, geliebt, verstossen und wieder gefunden.

Faszinierend an diesem Stück ist auch die Sprache. Beide Spielenden sprechen französisch und deutsch. Es gibt zwei Inszenierungen in je einer klaren «Hauptsprache», hier war es Deutsch. Auch mit wenig Französischkenntnissen versteht man alles. Da das Gesagte durch die Emotion «entschlüsselt» oder vom anderen Spielenden aufgenommen und übersetzt wird.

Eine berührende Geschichte für alle ab 13 Jahren über Gewalt und Verfolgung, Schicksal und Vorbestimmung.

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