Die Wörterfabrik

EQUIPE WISS

Das Kleintheater Luzern lädt zur Premiere ein. Begleitet von einer dreiköpfigen Kinderjury treten wir in den zur Fabrik umgestalteten Raum.

„Willkommen in meiner Fabrik“, sagt die Chefin, „hier stelle ich alle Wörter her, die es nur gibt“. Hier muss jedes Wort gekauft und in den Kopf gebracht werden, bevor man es sagen kann. Die Chefin ist ganz reich: Sie hat viele Worte. Sie kann diese auch phantastisch singend erklingen lassen. Die Mitarbeiter Oskar, Paul und Marie haben ganz selten eines. Mal ein aus der Fabrik geklautes, auf den Geburtstag geschenktes oder mühsam erarbeitetes Wort. So schuften die drei an den Wortmaschinen – lustvoll umgesetzt mit Schlagzeug, Kontrabass, Klavier und wundersam entstehenden Ballonen.

Bestellungen gehen ein, z.B. vom Bäcker, der ganz anderes benötigt als der Zoodirektor – vielleicht die heimliche Liebschaft der Chefin – oder der Sportreporter. Apropos Liebe: Wie können Oskar und Paul ohne die passenden Worte ihre Liebe zu Marie kund tun? Und, kann man Worte lieben?

Die Wörterfabrik ist ein sinnlich, philosophisches Theaterstück voller Klänge und Poesie. Es hat neben mir auch die Jurykinder während der knappen Stunde in den Bann gezogen. Auf meine Frage, was für sie die Top-3 des Stückes waren, entstand in Sekundenschnelle eine Top-10- Liste mit Highlights des Stücks. Auf der Reise nach Hause machte sich bereits die Tiefe und Nachhaltigkeit des Stücks hörbar; angeregt diskutierten die drei, welches Wort sie als erstes kaufen würde – und ob es eines gibt, das das aller wichtigste ist …?

 

Livia 13

Gubcompany

 

Zum wiederholten Mal organisierte das ZTP das „Jugendstück im Schulhaus“ in Zusammenarbeit mit der Sekundarschule Tribschen, Luzern und der Fachschaft Deutsch der PH Luzern. So kamen an der diesjährigen Veranstaltung rund 60 Schülerinnen der 2. Sekundarschule und 80 Studierende der PH zu einem gemeinsamen Theatergenuss. Auf eindrückliche und multimediale Art und Weise rekonstruierten drei Schauspierinnen und ein Schauspieler eine Geschichte über das Heranwachsen in einer übermedialisierten Welt. Alkohol und die Sehnsucht nach dem donnernden Leben werden zum Stolperstein für die dreizehnjährige Livia. Nach einer Party kursieren an der Schule verfängliche Fotos von ihr. Bald ist sie die Schlampe, mit der niemand mehr etwas zu tun haben will. Auch langjährige Freundschaften zerbrechen daran. Was hat sich auf dieser Party wirklich abgespielt? Warum hat niemand eingegriffen? Die digitalen Zeugen berichten.

Vom Gesehenen gleichermassen betroffen und angetan, tauschten sich die SchülerInnen mit den Studierenden im Anschluss aus. Anknüpfungspunkte zum eigenen Umgang mit den virtuellen Möglichkeiten im Alltag lagen auf der Hand. Das persönliche Verhalten und jenes der Figuren wurden intensiv reflektiert und daraus resultierende Strategien diskutiert.

Ein spannender Theaterabend, der im Alltag weiter wirken wird!

Paul allein zu Haus

Ein Erzähltheater für Kinder ab 4 Jahren (1. Kindergarten bis 3. Primarklasse) Frei nach dem Bilderbuch „Oh nein, Paul!“ von Chris Haughton

Im Theater Pavillon Luzern lädt Alexandra Frosio zu ihrem Kinderstück ein.

Frau Struber hat es gerne sauber und pink. Sie backt gern den ganzen Tag Kuchen, isst ihn am liebsten auch grad selber auf.

So muss denn Frau Struber heute wieder ihre Zutaten einkaufen und lässt ihren Hund Paul alleine zu Hause. Er weiss, was er darf – und was nicht – und will auch wirklich ganz brav sein. Doch die Katze ist auch noch da, und die streitet gern. Der Kuchen duftet so fein, der neue Teppich ist so sauber und die Blumen sind so frisch. Ob das wohl gut geht?

In einer liebevollen Inszenierung dürfen wir dem Ringen von Paul zu schauen und verstehen nur allzu gut, dass auch mit dem besten Willen so manches anders kommt als gewünscht.

Nebensache

Theater Katerland

 

ein Stück Theater für die Kleine Bühne, Klassenzimmer und andere ungewöhnliche Orte für Leute ab 6 Jahren

Obwohl das Kleintheater Luzern zu diesem Theatermorgen einlädt, marschiert das Publikum aus besagtem Theaterraum weg und findet sich nach kurzem Spaziergang in einer riesigen Baustelle des Quartiers wieder. In einer kalten, dunklen Ecke des entstehenden Gebäudes hat sich ein Obdachloser eingenistet.
Dieser Mann bettelt nicht, seine Habseligkeiten haben in ein paar Taschen Platz. Seinen Kaffee kocht er auf einem Gaskocher und langsam entsteht aus dem, was er erzählt und aus seinen Taschen zum Vorschein bringt, die Geschichte eines Lebens – von Glück und Enttäuschung, von einem kleinen Bauern der zuerst alles gewonnen und dann wieder das Meiste verloren hat.

Vielleicht ist es ein Märchen, oder seine eigene Geschichte, oder auch nur eine Nebensache…

Ganz unaufgeregt und unter Einbezug der anwesenden Kinder entsteht dieses Stück während rund 40 Minuten an immer wieder neuen Orten. An Schulen können jeweils zwei Klassen gemeinsam den Obdachlosen Mann antreffen, sei es in einem Schulzimmer, im Velokeller oder einer anderen unerwarteten Spielstätte.

Bruno im Glück

 

von und mit Jörg Bohn

 

Am Zukunftstag sitze ich mit zwei 5. Klässlerinnen und einem Mädchen aus der 6. Klasse gespannt im Thik Baden. Der Raum ist gefüllt mit Kindern aus den 1. Klassen des Städtchens.

Bruno erzählt von seinem Glück, als Kind so viel Zeit bei und mit seinen Grosseltern verbracht zu haben. Er nimmt uns mit auf den Estrich, wo viel Wunderbares passiert – manchmal gar etwas gruselig, so dass die kleinen Kinder lustvoll schreien. Auch „meinen“ drei Grossen macht das Zuschauen sichtlich Spass. Als Höhepunkte beschreiben sie die vielen, schon fast magischen, mit Licht erzeugten Bilder. So huschten Tiere durch den Estrich und sogar ein Mädchen schlich sich in das Versteck und die Herzen von Bruno und seinem Publikum.

Nach einer knappen Stunde Sehvergnügen verliessen wir glücklich das Theater und sinnierten auf der Heimreise, was nun wohl genau Brunos Glück war und unser eigenes ist.

 

Ping Pong

Mit einer Kinderjury, die diesmal aus drei Jungs im Alter von 10 bis 14 Jahren bestand, durften wir in Reinach an die Premiere des neuen Stückes vom Theater salto&mortale. Die Geschichte erzählt von Jex, der als Flüchtling in eine Schweizer Schule kommt, Freunde findet, sich integriert und wieder in sein Heimatland zurück geschafft wird. Mit viel Witz, Humor, Sorgfalt, und Präzision werden die Begegnungen zwischen dem Fremden und dem Bekannten gezeigt. So darf das Publikum nicht nur erleben, wie es Jex auf Besuch bei der Schweizer Familie ergeht, sondern auch wie sein Schweizer Freund in der ausländischen Familie das eine und andere Fettnäpfchen betritt.

Eindrücklich, wie es dem Spiel gelang, nicht wertend und trotzdem emotional die verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse der Figuren zu portieren! Das reduzierte und doch verspielte Bühnenbild unterstützte dies und zählte einer der Jury-Jungs danach auch als Highlight auf. So blieben die drei Jungs auf inhaltlicher wie auch visueller Ebene bis zum Ende fasziniert und aufmerksam.

Beeindruckt vom Gesehenen schilderten sie auf der Rückreise ihre Interpretationen des Stücks genauso, wie ihre realen Erlebnisse mit Klassenkameraden.

 

Die zweite Prinzessin

Theater Katerland 

Im Kleintheater sassen an diesem Sonntag ganz viele kleine Kinder mit ihren Eltern. Das Stück für ein Publikum ab 4 Jahren fesselte schon vor dem eigentlichen Start. Auf der Bühne standen Geschenke in allen Grössen und liessen erahnen, dass die eine oder andere Schachtel auch als Versteck geeignet wäre ..! 

Die Geschichte ist so einfach oder genauso kompliziert wie es eben ist, wenn man kein Einzelkind ist. So lernen wir eine Prinzessin kennen, die gerne mal die Grosse, die Erste, die Einzige wäre. Und wir lernen einen Butler kennen, der ein grosses Herz hat und für den die kleine Prinzessin durchaus auch die Einzige, die Erste und eine Grosse ist.

Die wilden Phantasien der zweiten Prinzessin – wie sie die zu den Vorteilen der ersten kommen könnte – werden liebevoll, lustvoll und so schön unmoralisch ausprobiert.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und im Herzen verliess ich das Theater und freute mich, dass ich einen grossen Bruder und eine kleine Schwester habe; mit all seinen Vor- und Nachteilen!

 

Grosser Bruder

Einzig eine grosse Grünabfall-Mülltonne steht auf der ansonsten leeren Bühne. Wohlgekleidet treten eine Frau und ein Mann dazu. Anfänglich ist ihre Beziehung zueinander unklar. Nach und nach erfährt das Publikum, dass sie wohl Geschwister sind. Episoden aus der Kleinkindzeit, Einblicke in die Schul- bis Jugendzeit lassen die ambivalente Geschwisterliebe immer wieder in neuen Facetten erahnen. Rivalität, Hass und Liebe, Sehnsüchte, Ängste und Bedürfnisse der Geschwister werden in eindrücklichen Bildern, viel physischem aufeinander Treffen und miteinander ringen, sicht- und spürbar. Mit wenig Text und toller Bildsprache wurde mir klar, was diese Geschwister eint und was sie trennt. Berührt und über meine eigenen Geschwisterbeziehungen nachdenkend verliess ich nach einer Stunde die Tuchlaube.