Wie Grossvater schwimmen lernte

Besucht von Kathrin Brülhart Corbat im Neubad Luzern am Donnerstag 14.3.2019.

Ich sitze mit vielen Kindern im Neubad – genauer auf einer mit blauen „Wassermatten“ ausgepolsterten Treppe, mitten im Schwimmbecken. „Wo esch s’Wasser?“ fragt neben mir ein Junge. „Gsehsch es de“, die Antwort seiner Nachbarin. Tolles Bühenbild!

Heute ist der letzte Arbeitstag von Sophia, der Schwimmlehrerin. Oskar der Bademeister hilft ihr dabei, die beiden sind seit 20 Jahren ein eingespieltes Team. Schon bald erfahren wir, dass Sophia früher Profischwimmerin war, sie erzählt vom Leistungssport, von „Essen, Schlafen, Schwimmen, Essen, Schlafen, Schwimmen“, von Hundertstels- und Tausendstelsekunden. Sophia erinnert sich, wie sie als kleines dünnes Mädchen schwimmen lernte. Mit Fingerfarbe, die sie nun an die Bassinwand malt, tauchen wir in ihre Kindheit ein: Sophietta verbringt viel Zeit mit ihrem Grossvater. Sie gehen gemeinsam auf den Markt oder zum Bahnhof oder besuchen einen kranken Freund im Spital – immer „vielleicht zum letzten Mal“.

Warum nicht auch mal etwas das erste Mal machen? Zum Beispiel Schwimmen! Grossvater kann nämlich gar nicht schwimmen. Sophietta nimmt ihn an der Hand und führt ihn ins Wasser. Grossvater lernt schnell und schwimmt eines Tages so weit in den See hinaus, dass die Kleine ihn nicht mehr sehen kann.

Zeitsprung: Bei einem Wettkampf gelingt Sophietta die Rollenwende nicht, sie sinkt ab, sieht tanzende Lichter, ist am Ertrinken; für einen Moment füllt sich auch das Neubad wieder mit Wasser, das Kino im Kopf geht ab. Auf wunderbare Weise erscheint Sophie ihr Grossvater: „Schwimm nach oben Sophie, du schaffst das!“

Sehr einfühlsam wird in diesem Stück der Tod und das Verlieren thematisiert.

„Wie Grossvater schwimmen lernte“ basiert auf dem gleichnamigen Bilderbuch von Viola Rohner, die auch den Theatertext verfasst hat. Das Stück wechselt fliessend zwischen den Zeitebenen: Sophia als Schwimmlehrerin zusammen mit Oskar live mit uns im Neubad an ihrem letzten Arbeitstag, Sophia als Leistungssportlerin und schliesslich Sophietta als sechsjähriges Mädchen, das mit ihrem Grossvater unterwegs ist.

Hoffentlich wird dieses Stück von Sophie Stierle und Viola Rohner, das von Julia Schmidt und Ingo Ospelt gespielt wird, auch ausserhalb der grossartigen „Hallenbad-Ambiance“ gezeigt.

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