Theaterprojekt „Freiheit oder Macht?“

Projektunterricht Schule Neuenkirch

«Freiheit oder Macht»

Im Rahmen des Projektunterrichtes haben 11 Schauspieler*innen, 5 Bühnenbildner*nnen / Techniker*innen und 2 Kostümbildnerinnen unter der Leitung des ZTP und der Fachlehrperson für BG der Schule Neuenkirch gemeinsam das Theaterstück „Freiheit oder Macht – alles durch Fortschritt gemacht.“ entwickelt. Am 23./24. Juni 2021 wurden vier Aufführungen vor einem auserwählten Publikum im Pfarreiheim Neuenkirch gespielt.

Kurze inhaltliche Verführung: Der weltbekannte Professor hält seit Jahren seine Erfindung versteckt, weil mit der Benutzung dieser Erfindung – «das Teil» genannt – sein Magieskop die Fähigkeit erlangt, alle Wünsche der Menschheit wahrzumachen. Zwei junge aufstrebende Informatikerinnen, Frau Salzberg und Frau Paso, kommen diesem Geheimnis auf die Spur, stehlen «das Teil» und bauen eine Kopie des Magieskopes – und setzen dadurch die «absolute Freiheit frei».

Was passiert, wenn die Menschheit der totalen Freiheit ausgesetzt ist kann erahnt werden: auf die erste Euphorie und auf das daraus resultierende Chaos der Streit, was wiederum den sehnlichen Wunsch nach einer neuen Ordnung auslöst.

33. Luzerner Schultheatertage

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7. bis 11. Juni 2021

„ACHTUNG!?“

Ob als warnender Vorsichtsruf oder als respektgebührende Haltung, ob als Ausdruck von Bewunderung oder als Warnung vor einer nahenden Bedrohung, ob als schützende Gewohnheit, um dem Unbekannten auszuweichen oder als Türöffner zu Neuentdeckungen: „Achtung“ begleitet unseren Alltag. „Achtung“ unterbricht oder stoppt eine Handlung. Fokussiert eine Situation aus neuer Perspektive. Ermöglicht gar einen neuen Blickwinkel. Und – bringt Spannung. Aufmerksamkeit. Manchmal kündigt „Achtung“ auch eine grosse Gefahr an oder wendet diese möglicherweise ab. Und wer weiss, vielleicht eröffnet ein ganz besonderes „Achtung“ sogar eine neue Welt, die beobachtend, beachtend achtend, erachtend oder achtgebend mit neuer “Achtung“ aufmerksam macht, innehalten lässt und das Gewohnte unterbricht.

Wie dem auch sei und in welche Situation „Achtung“ uns bringen kann…meistens wird es, ob für Augenblicke oder gar lebenslänglich, neue Sichtweisen eröffnen, neue Wege fordern, eine Richtungsänderung initiieren.

Im Rahmen der thematischen Ausgangslage „ACHUTUNG!?“ haben 22 spiel- und experimentierfreudige Lehrpersonen und deren Schüler*innen aller Schulstufen aus der ganzen Zentralschweiz die Möglichkeit genutzt, eine eigene Theaterproduktion zu realisieren. Dabei konnte ein besonderes Augenmerk auf einen direkten Umgang mit ästhetischen und künstlerischen Wahrnehmungsweisen und Ausdrucksformen gerichtet werden. In unterschiedlicher Weise wurden Möglichkeiten eröffnet und Räume geschaffen, die kulturelle und ästhetische Bildung im Rahmen von Theaterprojekten durch theaterästhetische Spiel- und Experimentierräume hautnah erlebbar machen. Entsprechend der Vielfalt von unterschiedlichen künstlerischen Zugängen, Lernformen und Ausdrucksweisen stand eine vertiefte Auseinandersetzung mit lebensweltlichen Inhaltsbezügen im Zentrum. Hierfür wurden die Spielleitenden und ihre Schulklassen während des Schuljahres von acht Theaterpädagog*innen des Zentrum Theaterpädagogik der PH Luzern begleitet. Das diesjährige Thema «Achtung!?» diente den teilnehmenden Klassen als Forschungsfrage, als Ideensprungbrett, als Verbindung zur Lebenswelt, als Fantasiegenerator oder als Expeditionsausrichtung.

Was während diesen offenen theatralen Prozesse entwickelt, verhandelt, transformiert und in theatral-performative Formen gebracht wurde, faszinierte und berührte. Und dies gleich in doppelter Weise. Einerseits wurde während den Aufführungen eine beeindruckende Sammlung von Stücken sichtbar. Andrerseits konnte ausgehend von den Nachgesprächen mit den spielenden Klassen und den Spielleitenden erahnt werden, dass die theaterästhetischen Prozesse der einzelnen Klassen ästhetische Bildung begünstigen. Neben theatral spannenden, anregenden und herausfordernden Theaterstücken und unter Einbezug interessanter Gestaltungsformen und Ausdrucksmitteln, konnte eine sorgfältige und vertiefte Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeitsweisen erlebbar werden, in welchen das individuelle Potenzial der Ausdruckskraft und die persönliche Entwicklung der Spielenden gestärkt und somit künstlerisch-ästhetische Vermittlungsarbeit weiterentwickelt werden können.

Entstanden sind 17 ganz unterschiedliche Theaterstücke, theatrale Miniaturen, szenische Collagen, kunstspartenübergreifende Performances und szenische Experimente. 247 spielbegeisterte Schülerinnen und Schülern aus den Kantonen Luzern (13 Projekte), Zug (3 Projekte) und Schwyz (1 Projekt) bekamen dabei die Möglichkeit ihre lebensweltlichen Erfahrungen in theatrale Prozesse einfliessen und transformiert als Bühnenstück zu erleben.

Wie genau das in Zeiten von Corona dennoch möglich war?

Ausgehend von der aktuellen Corona-Situation und überzeugt davon, dass gerade durch diese neue Situation Theater als soziale Kunstform wichtig ist, passten wir in Absprache mit der DVS den Verlauf der diesjährigen Schultheatertage mehrmals neu den wechselnden Probe- und Präsentationsmöglichkeiten an. Das war eine Herausforderung. Denn – da war viel Unsicherheit. Und Verunsicherung. Da waren wechselnde Vorgaben. Und Masken. Distanz. Und gleichzeitig die unbändige Spielfreude. Die Lust, das selbst Kreierte einem Publikum zu zeigen. Doch darf man das? Und wenn ja, wie? Und wo? – Ja, das war eine Herausforderung. Für alle.

Alle Achtung!  

Glücklicherweise konnten wir kurz vor der Festivalwoche schliesslich erleichtert entscheiden, die entstandenen Stücke vor einem kleinen Publikum zu präsentieren. Eine Erleichterung. Für alle!

Rückblickend auf dieses herausfordernde Jahr bleiben uns viele bewegende und berührende Arbeitsprozesse und daraus hervorgehende Bühnenpräsentationen in Erinnerung. Auch die Auseinandersetzung mit Theater in «distanzierten Zeiten» hat unser Schaffen geprägt.

Auf den folgenden Seiten geben wir Ihnen gerne einen Einblick in unsere Auseinandersetzung mit den Chancen und Möglichkeiten analogen Erfahrens und Kreierens sowie in die einzelnen Projekte, welche auch dieses Jahr durch unseren Fotografen eingefangen.

Herzlich willkommen zu den Eindrücken der Schultheatertage 2021!

Wild Things

von cie corsingaudenz

Am Dienstag 1. Juni besuchte ich die Musiktheater-Vorstellung «Wild Things» in der Gessnerallee in Zürich. Bereits beim Betreten eröffnete sich mir eine «neue» Welt, eine schiefe Insel als ein anziehendes Bühnenbild, das schon beim ersten Betrachten diesen gewissen «Entdeckergeist» weckt, der durch das durchaus geheimnisvoll anmutende Bühnenbild ausgelöst wurde. Wild und sorgfältig, laut und träumend, bewegt und verspielt – so erlebte ich das ohne gesprochene Sprache (und wenig projiziertem Text) ausgedrückte szenische Experiment mit starkem Körperausdruck, Rhythmus, Melodien, Emotionen, Unruhe, Bewegung. Von allem viel. Und von allem noch mehr. Gerade auch dann, wenn sich die Figuren im Wettrennen, im Chaos, im Krawall und in der Musik wiederfanden. Wenn sie sich gegenseitig ausschlossen. Zusammenhalten übten. Oder zerstörten. Zauberten.

Ein Schlagzeug, eine Gitarre, ein Klavier und Gesang verführten mit faszinierendem, überraschendem und rasantem Tempo durch die Nacht von Wolf, durch seinen Traum, durch seine wild gewordenen Gedanken, die in der Nacht nicht gebändigt werden (wie vielleicht am Tag?). Und während die Bäume unmerklich durch den Bühnenboden wuchsen und irgendwann wieder verschwanden, erlebten wir zusammen mit den Musiker*innen eine turbulente Fantasiereise.

Erarbeitet wurde das Musiktheater «Wild Things» von Corsin Gaudenz und seinem Team – konzipiert für ein junges Publikum und für alle, die im Bann der Musik den «Auffälligkeiten», die das Leben mit sich bringt, begegnen möchten.

Verspielte Zoom-er-eien

Mit der neuen kleinen Spiel-Broschüre stellt das Zentrum Theaterpädagogik der PH Luzern in einfachen Beschreibungen eine Auswahl von Spielformen vor, mit welchen Sie Ihre nächsten Zoom-Sitzung mit einer Brise Humor, mit Bewegung oder überraschend erfrischender Phantasie gestalten können. Ob als Einstiegsspiel, zum Kennenlernen, als Auflockerungsspiel oder zur Recherche, Verdichtung oder Reflexion von Sitzungsinhalten…

Und wer weiss, vielleicht vermögen diese kreativen Ideen gar inhaltliche Neuentdeckungen an Tageslicht zu bringen. Denn diese entstehen ja meistens da, wo wir sie nicht suchen. Sie finden uns!

Theaterclub 2021: eine «Grimmige Hör-Bild-Installation»

Was die Gebrüder Jacob und Willhelm Grimm Anfang des 19. Jahrhunderts als «Deutsche Hausmärchen» sammelten und aufzeichneten, ist für die 16 Studierenden des Spezialisierungstudium Theaterpädagogik im Rahmen des diesjährigen Theaterclub der PH Luzern Ausgangslage, um zu ganz anderen Schlüssen zu gelangen. Vier grimmsche Märchen – vier unerwartete neue Schlüsse und Schlussfolgerungen. Phantasievoll, schauerlich, witzig und absurd. Eine «grimmige Hör-Bild-Installation» der besonderen Art unter der künstlerischen Leitung von Reto Ambauen und musikalisch betreut durch Christov Rolla. Jetzt online. Willkommen!

Workshop Cybermobbing

Zusammen mit dem Zentrum Medienbildung und Informatik (ZEMBI) bietet das Zentrum Theaterpädagogik einen neuen Workshop zum Thema Cybermobbing für Klassen aller Altersstufen an. Durch eine spielbasierte Auseinandersetzung mit dem Thema Cybermobbing suchen wir gemeinsam, Cybermobbing besser zu verstehen, indem durch Hintergrundinformationen und praktisch angewandte Spielformen die versteckten Mechanismen kennengelernt und erlebbar werden und ein transparenter Umgang damit gefunden werden kann. Sind Sie interessiert an einem Workshop mit Ihrer Klasse?  An einer handlungsbasierten Auseinandersetzung mit der Thematik?  An theoretischen und praktischen Inputs oder am Trainieren von Reaktionsmöglichkeiten im Alltag?

Mehr Informationen dazu finden Sie unter: http://www.phlu.ch/cybermobbing

Masken- und Objektspiel – Theaterspiel online

Dass das Maskentragen im theatralen Verständnis noch ganz andere Bedeutungen und (Aus-)Wirkungen haben kann, damit beschäftigen sich Studierende der PH Luzern während der Spezialisierungswoche Theaterpädagogik.

Im verspielten Erproben von Masken- und Objekten setzen sie sich unter der Leitung von Dieter Ockenfels – individuell suchend – praktisch erprobend und reflektierend – online geleitet – mit ästhetischen Gestaltungsmitteln auseinander. Neue (digitale) Unterrichtsformen eröffneten den Studierenden das Erproben und Entwickeln von bewegungsorientierten und ganzheitlichen Spiel- und Darstellungsmöglichkeiten mit neuen kreativen theatralen Gestaltungsformen. Künstlerische und dramaturgische Prinzipen (wie beispielsweise chorische und choreografische Elemente, Rhythmus, Geräusche usw.) konnten in konkreten Spielanlässen auch im kleinen, eigenen Erarbeiten angewendet werden.

Und – abschliessend lässt sich nicht ganz verheimlichen, dass animatorische und theaterpädagogische Prinzipien in Bezug auf wechselwirkende, emotionale und körperbezogene Ausdrucksformen im Kontext zweidimensionaler Präsentationsformen die Vorfreude erheblich verstärken, Theater – als soziale Kunstform – bald wieder analog erfahren und erleben zu können.

Theaterpädagogik – erfahren, gestalten, spielen

Im Rahmen des war Wahl-Moduls „Theaterpädagogik – erfahren, gestalten, spielen“ gingen zwei Studierendengruppen des Studiengangs für Schulische Heilpädagogik der PH Luzern während je zwei Tagen auf Expedition. Auf der digital-ästhetischen Forschungsreise setzen sich die Teilnehmenden in ihren individuell vorbereiteten Gestaltungsräumen im privaten Umfeld via online-Unterricht „bildschirmübergreifend-spielend“ mit dem Vermittlungsformat „Ästhetische Expedition“ auseinander.

Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit ästhetischer Bildung durch theaterpädagogisches und kunstspartenübergreifendes Arbeiten. Dabei wurde, gemeinsam «expeditionierend», szenisches Spiel und die spielerische Auseinandersetzung mit sich, mit Gestaltungsmaterialien und der Welt ermöglicht und befragt und durch künstlerisch forschendes Spiel Zugänge zur eigenen Fantasie und Kreativität eröffnet.

Einen besonderen Fokus konnte auf die Verwandlung und das Zusammenspiel eigener und kollektiver Ideen in einem künstlerischen Prozess gelegt werden. Davon ausgehend entstand eine Sammlung von Zugängen, welche die Umsetzung in der Schulpraxis zu inspirieren vermögen.

Digital-ästhetisches Dramaturgie-Labor

Ästhetische Expedition Freiheit vom 23.Februar 2021.

«Willkommen zum digital-ästhetischen Dramaturgie-Labor „Freiheit“. Gemeinsam schauen wir hinter die Kulissen von wahrer Freiheit, fragen uns, ob es die Freiheit überhaupt gibt und untersuchen, inwiefern die Freiheit die Unfreiheit braucht, weil vielleicht die Unfreiheit freier ist als die vermeintliche Freiheit! Die gesammelten Fundstücke werden unter dem Aspekt „Dramaturgisch Gestalten – Verwandlungsprozesse“ zu einem Gemeinschaftswerk hin weiterentwickelt.

Eine Woche vor unserem gemeinsamen «digital-ästhetischen Labor-Versuch» erhielten die sechs Teilnehmerinnen mit dieser Einladung auch erste Vorbereitungsaufgaben.

Sammle während eines Tages alles, was dir zum Thema «Freiheit» begegnet. Zeichne skizziere, notiere, fotografiere… und lege die gesammelten «Ereignisse» vor dem Workshop «analog» aus. Organisiere dir einen bewegungsfreundlichen freien und ungestörten Raum. Lege dir eine Auswahl / Sammlung von Materialien bereit (freie gewählt nach Lust und Laune): ein Stapel alter Zeitungen / Malerklebeband beigegelb / Frischhaltefolie / Malerabdeckplastik / grosse alte Kartonkisten / Schnur / … A5 Papier und Filzstifte, einen Zoom-Zugang am Bildschirm (Bildgrösse!) – und – Entdeckerinnengeist (ist 100% coronaresistent).»

Zwischen analog und digital switchend eröffneten wir die gemeinsame Laborsituation mit «zoom-kompatiblen» theatralen Grundlagenspielen. Mit ein paar Kniffs und Tricks gelang es ohne Zögern, durch gewohnte «analog-Spiele» auch digital eine ansteckende Spiellust und Forscherinnengeist zu wecken.

Verführt durch die Spielform «Assoziationskette» fanden wir uns mitten in der thematischen Recherche wieder und nutzen im Anschluss an dieses Spiel ein erstes Mal die individuell vorbereiteten Dramaturgie-Labors. Sammlungen von Begriffen wurden verfasst und im eigenen Raum ausgelegt.

Die Auslegeordnung wurde mittels «fliegender Kamera» den anderen Zoom-Teilnehmerinnen vorgestellt. Inspiriert davon und kombiniert mit den im Voraus gesammelten Fundstücken gestalteten alle in ihren eigenen, vorbereiteten vier Wänden und unter Einbezug der Materialauswahl eine installative Bühnensituation. Sie folgten dabei der Grundfrage: Was machen die Materialien, der Raum und die gesammelten Begriffe mit mir – und was mache ich mit ihnen.

Ausgehend von den entstandenen Installationen bewegten sich die Spielenden in ihren gestalteten analog-Räumen und wurden dabei begleitet von einfachen dramaturgischen «Geschichte-Bau-Satzanfängen». Mit dieser dramaturgischen Spielform entstanden in den einzelnen Räumen mehrere Kurzgeschichten.

In Folge untersuchten wir gemeinsam diskutierend die dramaturgisch interessanten «…aber plötzlich…»-Momente in den einzelnen Geschichten, um möglichst unterschiedliche inhaltliche Beispiele für Überraschungen oder Wendepunkte auszulegen. Dieser gemeinsame Schritt ermöglichte eine bewusste Schärfung dramaturgischen Denkens.

Mit allen bisher gesammelten Fundstücken trafen sich anschliessend je drei Teilnehmerinnen in Breakout-Räumen. Im Fokus der Weiterarbeit standen einerseits das Vorstellen der Installationen sowie das gegenseitige Präsentieren ihrer bevorzugten Kurzgeschichte. Dabei wurde die Aufgabe des Erzählens mit jener gekoppelt, die Rauminstallationen als Spielraum mit einzubeziehen.

Aus den drei aufeinandertreffenden Geschichten entwickelten die Kleingruppen eine Wandergeschichte. Diese wurden schliesslich durch weitere Aspekte dramaturgischer Gestaltung (Einbezug performative Gestaltungselemente zur formalen Transformation von Wendepunkten) als szenische «Zoom-Stücke» präsentiert.

Abschliessend präsentierten die Dreiergruppen – ihre individuelle Bühne waren ihre Zoomfenster – den Zuschauenden ihre ausgestalteten, theater-ästhetischen Kurz-Inszenierungen.

Mit fast «coronavergessender» Spielfreude!

Ästhetisch-kulturelle Bildung

Das Team des Zentrum Theaterpädagogik auf Expedition.

Am 03.12.2020 setzten sich das Team des Zentrum Theaterpädagogik und eine Studentin des Spezialisierungsstudiums Theaterpädagogik während eines teaminternen Workshops mit Fragen zu ästhetischer und kultureller Bildung auseinander. Der erste Teil wurde durch eine Masterarbeitspräsentation aus dem Fachbereich Theaterpädagogik eingeleitet. Die dabei beleuchteten Hintergründe zu ästhetischen Bildungsprozessen wurde in Verbindung mit Prinzipien der kulturellen Bildung gebracht. Damit konnte das breite Feld unterschiedlichster Definitionen für unsere Auseinandersetzung eingegrenzt werden. Aus der Präsentation heraus liess sich als Kernpunkt ein Zitat von Fauser/Veith herausarbeiten, welches gleichzeitig zum praktischen Teil des Workshops hinführte.

„Eine verlässliche Auskunft auf die Frage, ob das, was wir […] (bei der sinnlichen Wahrnehmung) erleben, angenehm und schön ist oder als Missempfindung Abwehr provoziert, geben uns die Sinne nicht. Ganz offenbar steht die Kulturbedeutung eines Objekts im Zusammenhang mit den lebensweltlichen Praktiken von Gemeinschaften“ (Fauser/Veith 2011).

Mit der «Denkfolie» dieses Zitates setzten sich die Theaterpädagoginnen anschliessend in Zweiergruppen mit je einem Textabschnitt aus dem Fachtext Ästhetisch-kulturelles Lernen und kulturpädagogische Bildungspraxis (2013/ 2012) von Tom Braun und Brigitte Schorn auseinander. Eine aus dem Theater bekannte Textbearbeitungsmethode, die «Strichfassung», diente dazu, aus den bei jedem Lesedurchgang erneut gestrichenen «unnötigen Wörter» ein inhaltliches Konzentrat herauszukristallisieren.

Die dabei entstandenen Kurzzusammenfassungen des Fachtextes wurden im ästhetischen Modus als Toninstallation bearbeitet und präsentiert.

Inspiriert durch diese inhaltlichen Konzentrate an der Schnittstelle von ästhetischer und kultureller Bildung wurde der zweite Teil des Workshops eröffnet. Ausgehend von leitenden Elementen des Vermittlungsformates «ästhetische Expedition» begaben sich die Teilnehmerinnen auf die die Spurensuche der Frage:  «Was macht für dich aus, dass ein professionelles Kinder- und Jugendtheaterstück ästhetisch bildend wirkt?».

Die intensive Auseinandersetzung mit den Theoriehintergründen nahmen durch die gestalterische Arbeit mit unterschiedlichsten Materialien Form und «Metapherngehalt» an. Die dabei entstandenen Installationen regten unmerklich zu Interpretationen an

Der Prozess wurde in einem weiteren Schritt begleitet durch den Auftrag, die eigene Installation mit Adjektiven zu beschreiben.

Im Anschluss daran begaben sich alle auf Wanderschaft und liessen die anderen Installationen auf sich wirken (wie eine Theateraufführung). Die dabei aufkommenden Gedanken, Ideen und Fragen eröffneten nach und nach einen «stummen Dialog» zwischen den Gestalterinnen und ergänzten schliesslich die Spurensuche. Mittels subjektiver Zuordnung weiterer Adjektive entwickelten sich über die eigene Installation hinaus ein nonverbaler Austausch. Eine Art «Gruppendiskussion», welche abschliessend wieder zur Ausgangslage, der leitenden Fragestellung zurückführte.

Geblieben ist eine vielfältige Sammlung von Adjektiven, welche als Kategorisierungselemente nun im Nachklang zum Workshop im Kontext zweier bereits bestehender Visionierungskriterien-Katalogen verhandelt werden. Davon ausgehend entwickelt das Zentrum Theaterpädagogik in den kommenden Wochen ein ZTP-eigenes Instrument, das einerseits das Team des ZTP und andrerseits die Gastspiel-Veranstalter*innen unterstützen kann, ästhetisch bildende Theaterstücke sensibilisiert auswählen zu können.

Verwendete Literatur:

Fauser, Peter/Veith, Hermann (2011): Kulturelle Bildung und ästhetisches Lernen:

www.ganztaegig-lernen.de/kulturelle-bildung-und-aesthetisches-lernen (letzter Zugriff am 22.09.13)

Tom Braun , Brigitte Schorn (2013 / 2012): Ästhetisch-kulturelles Lernen und kulturpädagogische Bildungspraxis. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE:

https://www.kubi-online.de/artikel/aesthetisch-kulturelles-lernen-kulturpaedagogische-bildungspraxis (letzter Zugriff am 30.10.2020)