Ich heisse Name

Theater Jungfrau und Co. / Theater Blau, in Koproduktion mit Schlachthaus Theater Bern

Besuch einer Schulvorstellung am 31. Januar 22 im Treffpunkt Wittigkofen, Bern von Kathrin Brülhart Corbat

Warum hat es hier nur so wenig Kinder? Leider darf heute wegen den Covidmassnahmen nur eine Klasse ins Theater kommen, wie schade… dann sind wir, die hier sein dürfen, ja richtige Glückspilze! Ein Mädchen aus der Basisstufe Bern Bethlehem erklärt mir, sie hätten mit der Schauspielerin Brigitta und mit dem Schauspieler Julius im Vorfeld eben recherchiert, deshalb dürfen sie jetzt kommen.

Gespannt sitzen wir vor einer leeren Bühne, ausser zwei fahrbaren Leinwänden, ist noch nichts zu sehen. «Wo sind Brigitta und Julius?» – Warts ab !

Musik… zwei Hellraumprojektoren werden auf die Bühne gefahren, geschoben von einer weiss gekleideten Frau (Brigitta Weber) und einem weiss gekleideten Mann (Julius Griesenberg). Zu Beginn spielen sie mit ihren Schattenbildern, das ist lustig, die Kinder kichern, am liebsten möchte man es selbst ausprobieren.

Nun wird auf die Projektionsfläche gezeichnet… ein Kopf, Augen, Arme…. es ist mucksmäuschenstill, alle schauen gespannt zu, wie ein Strichmännchen entsteht oder ist es ein Strichweibchen? «Egal!» «Was egal?» «Wie heisst Du?» – «Ich heisse NAME».

Was isst eigentlich so ein Strichfigürchen? Natürlich Spaghetti Carbonara.

NAME möchte mit seinem Krokodil in der Badewanne spielen und danach die Welt entdecken; sich mit Herrn Sonntag, dem lustigen Hund treffen und auf dem Spielplatz mit den anderen Kindern spielen – sag, geht das überhaupt, wenn man nicht weiss, ob NAME ein Mädchen ist oder ein Junge? Welche Kleider soll NAME tragen? Hosen oder vielleicht einen Rock? Mit was möchte NAME spielen? Mag NAME rosarot oder grün? Holz hacken oder nähen?

Die beiden Erwachsenen begleiten NAME auf seiner Erkundungstour, sie schlüpfen in zig verschiedene Rollen, es wird geschnipselt und gezeichnet, vergrössert und verkleinert, mit Schatten und farbigen Folien gespielt. Immer wieder entstehen neue Welten und neue Fragen: «Wenn ich gross bin, werde ich dann eine Frau oder ein Mann?»

Ein tolles, wichtiges Stück zur eigenen Identität und zur Genderthematik, für alle ab 5 Jahren.

Modell 21


Eine Möglichkeit, Theater mit anderen Augen zu sehen.

Von Kathrin Brülhart, Verantwortliche für die Gastspielreihen des ZTP PH Luzern.

Am 1. Dezember trafen sich die Perlen Veranstalter*innen aus Sarnen, Willisau und Hochdorf zu einem gemeinsamen Workshop mit mir, um das neue «Modell 21» kennenzulernen.

Das «Modell 21» wurde im Verlaufe des Jahres 2021 von Ursula Ulrich und mir ausgehend von älteren Visionierungs-Kriterienkatalogen weiterentwickelt und beinhaltet Merkmale, welche aus unserer Sicht mögliche Qualitätskriterien für professionelle Theaterstücke thematisieren.

Zudem kann es für alle Perlen Veranstalter*innen eine Auswahlhilfe beim Aussuchen der Stücke sein.

Was ist uns wichtig? Was macht eine Perle im professionellen Kinder- und Jugendtheater aus?

Theater ist mehr als gefallen und drauskommen!

Wichtige Fragen für uns alle waren: berührt mich die Inszenierung? Ermöglicht sie sinnliche Erfahrungen, regt es Gefühle und Empfindungen in mir an? Oder anders gefragt, macht das Stück etwas mit mir, hinterlässt es Spuren?

Während des gemeinsamen Workshops entstanden als Ausganslage für die Qualitätsdiskussion verschiedene Skulpturen zu Stücken, welche wir kürzlich gesehen hatten und die etwas mit uns gemacht haben.

Erstes Fazit:

Wir wünschen uns, dass wir verzaubert werden, ins Stück eintauchen können, die Fantasie angeregt wird. Interessant wird es dann, wenn ein Stück spannende und anregende Fragen auslöst.

Es soll die Spiel-Lust wecken, darin waren wir uns auch einig.

Nach einer angeregten Diskussion fanden wir heraus, was uns auch noch am Herzen liegt:

Eröffnet mir die Inszenierung neue Sichtweisen? Verändert sie etwas? Perspektivenwechsel?

Ermutigt die Inszenierung, im Leben selbst etwas bewirken zu können?

UND natürlich soll eine Perle künstlerisch ausdrucksstark sein, Figuren können sich entwickeln, das Bühnenbild soll Raum geben für eigene Bilder (um nur zwei Punkte der sechs Punkte zu erwähnen, welche das «Modell 21» beinhaltet 🙂

Wir freuen uns alle auf viele neue, Mut machende Stücke.

Falls du dich für das «Modell 21» interessierst, melde dich – wir schicken es dir gerne zu!

Spiel-Freispiel-Spiel

Auf Expedition „Spiel“ mit dem Kindergarten-Lehrpersonenteam der Schule Maihof Luzern

17.November 2021

SPIELEN

Spielen bedeutet Bereitschaft, sich auf Neues, Unbekanntes, manchmal auch Unplanbares einzulassen, Mut zu haben, ein Risiko einzugehen. Dabei lernt man das Unmögliche zu behaupten. Schliesslich fliegt man nicht jeden Tag als Suppenlöffel zum Mond. Spielfreude, Motivation, Mitbestimmungsrecht und Vertrauen unterstützen das Experimentieren, das Entdecken und das Erleben individueller Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten. Im Spiel können (manchmal unmerklich) persönliche Stärken erkannt und ausgebildet werden. Theaterspielen heisst, vordergründige Projektionen und Handlungen sowie fremde Situationen nachzuahmen. Dieses Freispielen ist kreativitätsfördernd und kann den Spielenden eine Distanz ermöglichen, die ihnen eine Auseinandersetzung mit den eigenen Fragestellungen und persönlichen Gedanken zugänglich macht. Sichtweisen werden weiterentwickelt, Spielregeln neugestaltet, eigene Positionen und Gruppendynamiken dadurch ersichtlich. Ob dabei Vorstellungen und Gewohnheiten in Frage gestellt und Kompromisse ausgearbeitet werden können? Wir vermuten es. Und noch mehr. Wir beobachten, dass sich durch das Zusammenspielen, neue Ideen und Meinungen oder sogar fantastische Erfindungen entwickeln lassen. Schliesslich verhandelt jedes Spiel Illusion und Realität, Sichtbares und Unsichtbares, Wirklichkeit und Möglichkeit, bestenfalls sogar neue Sichtweisen. Ob diese Erfahrungen eine Haltung begünstigen, die Variantenreichtum anerkennt?

Die Spielfreude an Möglichkeiten und Varianten wird es zeigen.

(Auszug aus dem Lehr-Lernmittel „Theaterluft“ des ZTP)

Kursteil 1

Was macht das Materialmit mir

und

was mache ich mit dem Material.

Dem Ruf des Abenteuers folgend… Wohin? Das ist noch offen. Mit Klebeband Laserstrahlen als Hindernissparcour gestalten… Räume zum Verstecken oder… necken…

Manchmal aktiv, manchmal als stille Beobachterin!

Und schliesslich – die Essenz des lustvollen Aufräumens… als Geschichtenexpedition: mit Klebeband-Kugeln, mit Hunden und anderen kleinen Unglücksfällen.

Kursteil 2

Gemeinsames Erproben von Spielformen aus der Theaterpädagogik zu den Bereichen Wahrnehmung, Konzentration, Bewegung, Fantasie und Stimme. Diese können als Grundlagentraining das Zusammenspiel im Freispiel sensibilisieren.

Essenz

Die Spielformen bestehen meist aus grundlegenden Bausteinen die es, je nach Gruppenzusammensetzung gilt, in kleine Einheiten zu zerlegen und die Spiele in der beschriebenen Form so langsam aufzubauen.  Die Komplexität einzelner Spielformen wird erst nach und nach (wenn überhaupt) in den Fokus genommen.

Extended non technical Digital Skills (EntDS)

Eine Workshopreihe – Jetzt buchbar!

«Digital Skills» in der Lehre gehen über rein technische Kompetenzen wie Data Literacy, Programmierkenntnisse und Computational Thinking hinaus. Experten beschreiben diese Zukunftskompetenzen seit Längerem (Future Work Skills 2011; WEF 2016; Skills for Innovation 2012). Einst überschaubare Systeme, Denk- und Handlungsweisen werden ausgehend vom gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel durch die umfassende Digitalisierung dynamischer und komplexer. Um auf diese Veränderungen reagieren zu können, braucht es sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Möglichkeiten, um damit umzugehen. Sowohl digital als analog. Als Ergänzung zu digitalen Skills werden in direktem Kontakt mit analogen Trainings die Grundlagen digitalen Zusammenarbeitens erfahren und fordern im direkten Erproben eine ganzheitliche Haltungsbefragung und eine unmittelbare Reaktionsreflexion.

Im Rahmen eines PgB-Projekts (zur Förderung von Digital Skills) von swissuniversities entwickelte das Zentrum Theaterpädagogik basierend auf Fachtexten von Sandra Schön mit dem «Projekt EntDS» eine siebenteilige Workshop-Reihe, welche im November 2021 als gebundene Workshopanleitung (Link Webseite) erschienen ist. Diese gibt Einblick in den Aufbau des analogen Trainingssettings für Studierende und Dozierende von Hochschule/Universitäten sowie für private Firmen und ist die Ausgangslage für buchbare Workshopdurchführungen.

Ausgewählt wurden folgende nicht-technischen Schlüsselkompetenzen:

  • «Teamwork»: Im Fokus steht die Fähigkeit, das individualistische Denken hin zur Wir-Kultur zu entwickeln, um im Sinne einer kollektiven Intelligenz sowohl analytische als auch kreativ-intuitive Prozesse durchlaufen zu können.
  • «Critical Thinking»: Die Entwicklung kritischer Denkfähigkeiten ist von grundlegender Bedeutung für alle Lernerfahrungen und für das Lernen von Lernen, um unsere eigenen Erkenntnisse zu entwerfen, zu verbreiten und fundierte Entscheidungen treffen zu können.
  • «Novel and Adaptive Thinking»: Der bewusste Umgang mit der Auflösung gewohnter Denk-, Verfahrens- und Reaktionsweisen begünstigt es, über eigene Fachgrenzen hinausgehen zu können. Über eine improvisationsfähige und offene Haltung kann Wissen ausgetauscht, Neues hervorgebracht oder eine inspirierende Idee mit anderen kombiniert werden.

Die «experience-based» Workshops richten sich spezifisch an Dozierende und Studierende aller Hochschulen und haben folgende Zielsetzungen:

  • Auseinandersetzung mit den Herausforderungen neuer Denk- und Handlungsweisen durch neue, erfahrungsbasierte Lernformen
  • Lehr- und Lernformen, die «gewohntes Denken» (durch Improvisations-, Kreations- und Darstellungsformen) erfahrbar, trainierbar und reflektierbar machen
  • Analoges Erproben flexibler und kreativer Kombinationen unterschiedlicher praxisbasierter Settings
  • Konfrontieren mit neuartigen und anpassungsfähigen Denk- und Handlungsfähigkeiten
  • Vermitteln von sozialer und innovationsfähiger Intelligenz ergänzend zu technischen Fertigkeiten

Sie sind interessiert an der Durchführung der Trainingssettings an Ihrer Hochschule /Universität oder für die Mitarbeitenden Ihrer privaten Firma? Dann nehmen Sie umgehend Kontakt mit uns auf.

Das Team des Zentrum Theaterpädagogik wird mit Ihnen ein für Sie massgeschneidertes Angebot ausarbeiten.

Kontakt: Ursula Ulrich
Leitung Zentrum Theaterpädagogik
Pädagogische Hochschule Luzern (PH Luzern)

Sentimatt 1 / 6003 Luzern
Tel. +41 (0)41 203 01 60
ursula.ulrich@phlu.ch

www.phlu.ch/ztp

Wolf – Loup (von Theo Fransz)

Theaterproduktion von La Grenouille, Biel

Besucht von Kathrin Brülhart Corbat am 12. November im Tojo Theater Reitschule Bern

Vor einer Woche habe ich diese eindrückliche Theaterproduktion gesehen, sehr gerne erinnere ich mich daran: das Stück spielt in einem offenen Spielraum, wir sitzen auf vier Seiten, wie auf einem Dorfplatz. Noch bevor es anfängt, sehe ich, dass es Livemusik gibt: Gitarre, Keyboard und Mik stehen bereit. Auf der Bühne liegt ein grosses Tuch mit roten Flecken und einige überdimensionale Grablichter.

Es fängt an, Musik… ein leidenschaftlicher Tanz zweier Verliebten. Virginie und Mas.

Ein Messer, Hände werden im Wasser gewaschen, das Wasser färbt sich rot, «pas de panic», sie liegen gleich neben mir, «habe ich geschlafen, habe ich etwas verpasst?».

Virginie ist eine junge Frau, die nach der Tradition ihrer Grossmutter Sand auf die Gräber streut. Im Dorf glaubt man, dass dies die Lebenden vor dem Tod schützt. Auf diesem Friedhof lernt Virginie Mas kennen. Mas war früher ein Wolf. Als Welpe musste er mitansehen, wie seine ganze Familie von Jägern aus dem Dorf getötet wurde. Die Götter haben ihn in einen Menschen verwandelt mit dem Auftrag, seine Familie zu rächen, Mas soll alle Mitglieder der Jägerfamilie ausrotten… Und dann erfährt Mas, dass Virginie, in die er sich unsterblich verliebt hat, die Tochter des letzten Jägers ist. Was nun? Ist die Liebe der beiden stark genug, um das Schicksal selbst in die Hände zu nehmen – oder bringt er sie nun um? Er muss! Es ist so vorbestimmt. Muss er?

Immer wieder werden wir direkt angesprochen von Mas und Virginie, durch die Nähe zum Geschehen wird es intim und spannend. Der Konflikt, dass Mas Virginie ja nun eigentlich umbringen muss, um seinen «Auftrag» zu erfüllen, wird in einem genialen Spannungsbogen erzählt. Oft wissen wir mehr als Virginie, wie in einem Krimi… Mit der Live-Musik wird die Erzählung mit treibenden Rhythmen, rauhem Groove und dann wieder mit feinen Gitarrenklängen untermalt. Wir sind mittendrinn, es wird geschwitzt, getanzt, geliebt, verstossen und wieder gefunden.

Faszinierend an diesem Stück ist auch die Sprache. Beide Spielenden sprechen französisch und deutsch. Es gibt zwei Inszenierungen in je einer klaren «Hauptsprache», hier war es Deutsch. Auch mit wenig Französischkenntnissen versteht man alles. Da das Gesagte durch die Emotion «entschlüsselt» oder vom anderen Spielenden aufgenommen und übersetzt wird.

Eine berührende Geschichte für alle ab 13 Jahren über Gewalt und Verfolgung, Schicksal und Vorbestimmung.

Theaterperlen 2021

Wir sind mitten in der Theaterperlen – Saison, gestern sagte ein Kind: «Immer im Herbst kommen wir hier hin!» Genau so soll es sein!

Bereits haben 237 Schüler*innen die Produktionen «Wie Grossvater schwimmen lernte» oder «Helikoptern» gesehen. Heute war die zweite Vorstellung von «Helikoptern», toll war bei dieser Vorstellung, dass alle Lehrpersonen die kostenlose Veranstaltung «Roter Teppich» besucht haben, um ihre Klassen auf die Vorstellung einzustimmen und das Gesehene nach dem Theaterbesuch zu vertiefen. ( Dieses Angebot besteht zu allen von uns programmierten Stücken, siehe auch https://www.phlu.ch/beratungen-angebote/lehrpersonen/theaterpaedagogik/theaterperlen/luzern/roterteppich.html )

Wir freuen uns auf die nächsten zwei Wochen, denn weitere fünf herausragende Kinder und Jugendtheaterproduktionen werden im Theater Pavillon zu sehen sein und hoffentlich die 809 angemeldeten Kinder und Jugendlichen beglücken.

Unser aktuelles Perlenprogramm: https://www.phlu.ch/news-und-medienmitteilungen/theaterperlen-2021.html

Text & Bild: Kathrin Brülhart Corbat 

Rosa – Die Lebensgeschichte einer mutigen Frau, gespielt vom Theater Sgaramusch

Besucht von Kathrin Brülhart Corbat am 10. November im Theater Stadelhofen

Wie erzählt man diese dichte Biografie von Rosa Luxemburg? Was wird ausgewählt? Auf der Bühne steht ein Ständer, an diesem hängen diverse Handpuppen. Gespannt sitze ich im Publikum der Nachmittagsvorstellung und warte bis es dunkel wird.

Das bittere Ende gleich vorweg: In den ersten Spielminuten erfahren wir, dass Rosa erschossen wurde, weil sie ihre Meinung sagte. Ein kleines T-Shirt mit der Aufschrift ROSA wird in einen Kübel mit Wasser geschmissen. Rosa Luxemburgs Leiche wurde 1919 in einen Kanal in Berlin geworfen. Ehrlicher, harter Anfang, denke ich.

Mit einfachen Mitteln wird der geschichtliche Hintergrund erklärt. Wir erfahren, dass zu Rosas Lebzeiten drei Kaiser auf dem heutigem Gebiet von Polen regiert haben. Und dass sich der Kaiser den Bauch füllte, während Frauen, Männer, Alte und Kinder bis zum Umfallen in der Fabrik schuften mussten.

Rosa sagte schon als Kind, was sie denkt, laut und deutlich.

Sie ist klein und hinkt, weil man ihr das falsche Bein eingegipst hat. Ein ganzes Jahr lang musste sie im Bett bleiben, in dieser Zeit hat sie viel gelesen. Als sie wieder zur Schule geht, hat sie viele Fragen: Warum müssen einige Kinder in der Fabrik arbeiten? Warum dürfen wir nicht Polnisch sprechen, obwohl wir in Polen leben? Der Lehrer schreit sie an: Fragen sind nicht erlaubt- Schweig! Doch Rosa gibt nicht auf.

Später studiert sie in Zürich und verliebt sich im Uni-Garten in Leo. Die Katze Mimi ist der Hammer – warum ? wird an dieser Stelle nicht verraten. Wir erfahren, dass Rosa sehr gerne badet, sehen eine wunderschöne Szene in der Badewanne… sind dabei, als sie ihre wichtigen Texte und Reden schreibt: «Sie können unsere Hände fesseln, aber nicht unsere Gedanken.»

«Was findet ihr ungerecht?», fragt die Schauspielerin im Stück das Publikum. «Es ist ungerecht, dass man keine Pause machen darf und eingesperrt wird», «Alles in diesem Stück ist ungerecht», «Kannst Du das noch etwas genauer sagen, wo genau findest Du es ungerecht?»

Ein tolles, brandaktuelles Theater mit einer klaren Botschaft: Wenn man etwas ungerecht findet, dann sollte man es auch sagen! Getraut euch – mischt euch ein!

Wie sähe die Welt wohl aus, wenn wir alle ein grosses Stück Rosa in uns hätten?

Prolog 2021 – Eintritt ins L A B Y R I N T H

Am 20. Oktober 2021 stand der Prolog für die 34. Luzerner Schultheatertage auf dem Programm. Vierzehn Primar- und Sekundarlehrpersonen aus der Innerschweiz fanden sich am Nachmittag im Theaterpavillon in Luzern ein. Der Prolog war in Form einer ästhetischen Expedition zum Thema «L A B Y R I N T H», dem Motto der diesjährigen Schultheatertage, konzipiert.

Schnell wurde klar, dass sich die Lehrpersonen in einem Labyrinth befinden, welches sie nur wieder verlassen können, wenn sie die Rätsel und Aufgaben, welche ihnen auf dem Weg begegneten, zusammen lösen.

So wurde der ganze Nachmittag lang gespielt, gerätselt, geforscht, improvisiert, Wege gesucht, gefunden und verlassen. Fragen wie «Wo befinde ich mich, mein Umfeld oder die Welt sich in einem Labyrinth?», «Welches Labyrinth baust du?» oder «Was versteckt sich im Labyrinth?» gingen die Prolog-Forscherinnen und Forscher nach. Auf diese Weise entdeckten die Lehrpersonen Fährten und Wege, welchen sie in den theatralen Prozessen mit ihren eigenen Klassen folgen können.

Sicher ist: Die Prolog-Expeditionistinnen und Expeditionisten hatten den Mut den Gang in das Labyrinth, weg von ihrer gewohnten Welt, mit Neugier im Gepäck auf sich zu nehmen. Wir sind überzeugt, dass sie den Ausgang (oder die Mitte?) mit vielen neuen Erfahrungen finden werden.

Text: Valeria Blum (Studentin Spezialisierung Theaterpädagogik)

LABYRINTH – Ein Morgen mit Spezialisierung SHP Studierenden

Ein Stapel Zeitungen, Klebeband und die Aufgabe: verändert den Raum, stellt Gewohntes auf den Kopf, experimentiert: Was macht der Raum, das Material mit euch, was macht ihr mit dem Material?

Etwas mehr als dreissig Studierende der PH Luzern stürzen sich tatkräftig ins Abenteuer und verwandeln in kürzester Zeit den Raum in ein riesiges Labyrinth. Ohne sich gegenseitig abzusprechen, entsteht eine grosse Gemeinschaftsinstallation. Ein Teil des Workshops Theater, Tanz in der Impulsstudienwoche «Kompetenzorientierter Unterricht und Heilpädagogik» begeben wir uns gemeinsam auf die Spuren einer ästhetischen Expedition. Im Kleinformat sozusagen. Der Morgen lässt die Studierenden selbst entdecken, wie ganzheitliche Zugänge zu einem Thema – in unserem Fall «Labyrinth» –  durchs Spiel mit Material geschaffen werden können. Diese künstlerisch forschende Herangehensweise eignet sich gerade für heterogene Gruppen, die über diesen wertfreien Spielraum ganz andere Zugängen zu Fragen und Inhalten, zum Lernen erhalten.  Denn in ästhetischen Expeditionen geht jede*r auf eine eigene Spurensuche – nach Fragen, nach Neuem, nach Fantasie, nach einer eigenen Perspektive. Ästhetisches Forschen findet jenseits von richtig und falsch und von vordefinierten Zielen statt, die erreicht werden müssen. Gefragt sind eigene Neugier, Ideen, und die Lust am Ausprobieren, Verwerfen und Weitererfinden.

11.20, zurück in unserer gewohnten Welt. Der Raum ist wieder leer, wir bilden zwei Gruppen- Zuschauende und Spielende. Zurück im Vertrauten Format des Theaters. Die Spielenden werden durch klare Anweisungen zu Handlungen angeleitet, ein «DJ» übernimmt das Kombinieren verschiedenster Aufgabenkarten, die ausgebreitet vor ihm liegen. Dann werden die Rollen getauscht – und die Spielenden geniessen die Perspektive des Publikums. Das «Theatrale Mischpult» von Maike Plath ist einfach und genial, und regt an, an ein Thema heranzuführen – einmal ganz anders als gewohnt. Der Ruf des Unbekannten kann uns jederzeit wieder begegnen.

Fächerübergreifend befragt das ästhetische Forschen die eigene Haltung, die eigene Perspektive. Die Studierenden lassen sich mit Spielfreude und Neugier auf die Miniexpedition ein.

Beitrag verfasst von Daniella Franaszek (Theaterpädagogin ZTP)

Modul 5 des Spezialisierungsstudiums Theaterpädagogik (JG. 19)

Im 5. Modul des Spezialisierungsfachs Theaterpädagogik begaben sich die 12 Studierenden in der Blockwoche vom 11.-15.10.21 auf ästhetische Expedition zum exemplarischen Thema „Labyrinth“. Innerhalb von kurzer Zeit entstand im Raum ein Labyrinth, welches entdeckt, bespielt und erforscht wurde.

Auf den Spuren der vier vergangenen Module haben die Studierenden des Jahrgangs 2019 während der Blockwoche eigene Konzeptideen für Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen entwickelt. Dabei wurden in Gruppenarbeit Spieleinheiten und Improvisationseinheiten zu einem selbstgewählten Überthema entwickelt, welche die Studierenden auch direkt im Modul ausprobieren konnten.

Über die ganze Woche hinweg wurde immer wieder die Spielleitungshaltung befragt: Was macht eine gute Spielleitung aus? Welche Prinzipien werden verfolgt? Welche Hilfestellungen können in einem Projekt begünstigend wirken? Usw.

Auch wurden verschiedenste dramaturgische Modelle kennengelernt und erspielt, welche in den Konzepten bewusst eingearbeitet werden konnten.

Und schlussendlich wurde gemeinsam über den Begriff der ästhetischen Bildung diskutiert und philosophiert.

Entstanden sind fünf spannende Theaterkonzepte für Kindergarten, Primar- und Oberstufe, welche gut mit einer Klasse umsetzbar sind.

Mit dem 5. Modul des Spezialisierungsstudiums Theaterpädagogik haben die KU und Primar Studierenden das Spezialisierungsstudium erfolgreich abgeschlossen. Auf ihrer weiteren Reise wünschen wir ihnen alles Gute und wunderbare Spielmomente beim Unterrichten.

Text & Bild: Fiona Limacher (Theaterpädagogin ZTP)